Afghanistan

„Das beste Geschenk der Welt“

„Wir haben unter der Kälte sehr gelitten. Papa sagte, wir würden in unserem neuen Haus bald einen Ofen bekommen. Das ist das beste Geschenk der Welt“, sagen die beiden afghanischen Schwestern Salima, 6, und Samira, 5, während sie näher an den Holzofen heranrücken.

Wir treffen ihren Vater Ewaz, 45, bei einer von NRC Flüchtlingshilfe initiierten Bargeldausgabe für vertriebene Familien, die Unterstützung brauchen, um sich im Winter warm zu halten. Jede Familie erhält 15.700 Afghani, was etwa 180 Euro entspricht. Der Winter bringt Schnee und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mit sich und die Dorfbewohnerinnen und -bewohner berichten von Kindern, die bereits erfroren sind.

Ewaz (rechts) hat gerade 15.700 Afghani (ca. 180 Euro) bekommen, um seine Familie den Winter über warm zu halten.

Die Familie gehört zu den vielen Familien, die vor dem Konflikt in der Provinz Faryab auf der Flucht sind.

„Als bewaffnete Männer unser Dorf angriffen, waren wir gezwungen, all unseren Besitz zurückzulassen.“

Gemeinsam mit weiteren 570 Familien haben Ewaz, seine Frau und seine sechs Töchter sich auf einem kargen Feld fünf Kilometer nördlich von Mazar-i-Sharif niedergelassen.

„Wir kamen vor etwa einem Jahr hier an. Zuerst lebten wir in einem Zelt. Dann konnten wir dieses Grundstück kaufen. Den letzten Winter verbrachten wir in einer Lehmhütte in der Ecke des Grundstücks. Dort wurde auch unsere jüngste Tochter geboren.“

Ein einfacher Holzofen kostet in Afghanistan etwa 18 Euro und kann einer Familie im Winter Wärme spenden.

Wir begleiten Ewaz zum Markt in der Stadt, wo er für 1.700 Afghani, etwa 18 Euro, einen einfachen Holzofen kauft.

Salima und Samira wollen ihrem Vater helfen, den Ofen und das Holz ins Haus zu bringen.

Zu Hause warten die Kinder schon ungeduldig darauf, dass ihr Vater nach Hause kommt. Als er sich dem Haus nähert, rennen sie auf ihn zu. Sie wollen ihm beim Tragen des neuen Ofens helfen.

Im Dach gibt es schon ein Loch für den Rauchabzug, und so ist der Ofen nach 30 Minuten bereit zum Einsatz. Es dauert nicht lange, bis das trockene Holz Feuer fängt.

Die Schwestern Salima, 6, und Samira, 5, können sich endlich an dem Ofen wärmen, auf den sie so lange gewartet haben.

Hungrig ins Bett

Was Ewaz die größte Sorge bereitet, ist der Mangel an Geld, um Essen zu kaufen und die Schulbildung seiner Töchter zu bezahlen.

„Ich selbst bin nur ein paar Monate lang zur Schule gegangen, und ich kann weder lesen noch schreiben. Als die Lehrkräfte im Krieg flohen, hatte unser Dorf keine Schule mehr. Ich hoffe, dass meine Töchter nicht dasselbe erleben müssen.“

Ewaz mit seiner Schubkarre auf dem Weh zum Markt. Er verdient jeden Tag gerade so viel Geld, dass es für etwas Brot oder Gemüse reicht. Links im Bild sieht man die Lehmhütte, in der die Familie den letzten Winter verbracht hat.

Jeden Morgen geht Ewaz mit seiner Schubkarre zum Markt. Er verdient am Tag etwa 100 Afghani, 1,15 Euro, indem er für andere Leute Waren nach Hause transportiert.

„Ich verdiene nur so viel, dass es für Brot oder etwas Gemüse reicht. Oftmals haben wir gar nichts zu essen und die Mädchen müssen oft hungrig ins Bett gehen. Wir haben nichts übrig, das wir für Medikamente oder die Fahrt zur Schule ausgeben könnten.“

 

Aus dem Zelt in ein Haus

Salima und Samira und den anderen Kindern steckte die Kälte lange Zeit in ihren Knochen. Nun konnten sie dank NRC Flüchtlingshilfe endlich das Dach fertigstellen und in ihrem kleinen Einzimmerhaus eine Tür und ein Fenster einbauen.

„Mit diesem Holzofen und dem Brennholz werden wir durch den Winter kommen. Ich habe das Haus mit meinen eigenen Händen gebaut“, sagt Ewaz stolz.

Die beiden Schwestern rücken näher an den Ofen heran. Sie strecken ihre kleinen, kalten Hände aus. Nach und nach breitet sich die Wärme in dem kleinen Haus aus, das aus Lehm und Stroh besteht. Die Mädchen sehen sich an, kichern und lachen.

„Die Kinder haben gefroren und waren wegen der Kälte oft krank. Wir hatten kein Geld für Medikamente oder die Fahrt ins Krankenhaus. Es ist also nicht verwunderlich, dass sie sich darüber freuen, nun einen Ofen im Haus zu haben“, sagt Ewaz und lächelt glücklich.

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