Geflüchtete und ihre samtpfotigen Freunde

„Für mich ist er mehr als ein Freund, er ist wie mein Bruder“, sagt die zehnjährige Leen, eine palästinensisch-syrische Geflüchtete, die derzeit im Libanon lebt. Aber wer ist dieser besondere Freund? Es ist niemand anderer als Basbous, ihr Kater.

Haustiere haben einen im Herzen ihrer Frauchen und Herrchen einen besonderen Platz. Sie schenken ihnen Liebe und Gesellschaft, bauen Stress ab und lindern Einsamkeit. Für jemanden, der zur Flucht gezwungen ist, kann ein Haustier ein wichtiger Trostspender sein.

Hier sind einige Geschichten von Flüchtlingen im Libanon, die fern ihrer Heimat besondere Beziehungen zu Katzen entwickelt haben.

„Basbous spielt gerne mit meinen Spielsachen und mit meinem Kleid“, sagt Leen*, 10, über ihr Haustier. Foto: Nadine Malli/NRC

 

Ich habe einen Kater namens Basbous und er ist jetzt seit zwei Monaten bei mir. Ich wollte ihm keinen typischen Katzennamen geben, er sollte einen besonderen Namen bekommen – deshalb habe ich Basbous ausgewählt. Keine andere Katze heißt so.

Basbous spielt gerne mit meinen Spielsachen und meinem Kleid. Er spielt auch gerne mit dem Rosenkranz. Ich gebe ihm Mortadella zu fressen. Am liebsten frisst er Hühnchenfleisch. Immer wenn ich rausgehe, wartet er an der Tür auf mich oder er folgt mir durch das Viertel. Wenn ich zurückkomme, kommt er auf mich zugelaufen, streicht mir um die Beine und schmiegt sich an mich. Wenn ich nicht zu Hause bin, fehlt er mir.

Er hängt hauptsächlich an mir und an meiner Mutter. Für mich ist er mehr als ein Freund, er ist wie ein Bruder. Wenn wir nach Syrien zurückgehen, will ich ihn mitnehmen.

– Leen*, 10, palästinensisch-syrische Geflüchtete im Libanon

Samira, 35, a Syrian refugee who lives in Lebanon.
Cat name: Lili

“I decided to raise cats at home to make my two sons feel better, they suffer from a neurotic and mental illness. Raising cats at home is expensive, they need a special food, and other requirements.  However, my children happiness is a priority for me, no matter how much it costs.

My sons asked me to get them cats, and I noticed that this might support them emotionally. My son, *Ahmad, is obsessed about animals, he would enjoy living in a jungle. He also asks me to get dogs for him, he likes to raise animals that cannot live here in the house, and once he asked me to get him a bear!

Raising kittens is more challenging than raising big cats, the kittens need more care and attention. After raising a good number of cats, I acquired a good experience in raising cats, I watch YouTube videos about cats and birds. I have information not only about cats, I have information about %50 of the animals, even *Ahmad, my son.

Once I had a competition here with my neighbor, he made an electronic eggs’ hatcher and I made a manual one, the one I did succeed and his one didn’t. I am very obsessed about everything related to animals.”

Photo:  Nadine Malli/NRC
„Ich habe mich entschlossen, zu Hause Katzen aufzuziehen, als Trost für meine zwei Söhne“, sagt Samira*, 35, syrische Geflüchtete im Libanon. Foto: Nadine Malli/NRC

 

Ich habe mich entschlossen, zu Hause Katzen aufzuziehen, als Trost für meine zwei Söhne. Sie leiden unter psychischen Problemen. Es ist teuer, Katzen zu halten, aber das Glück meiner Kinder steht für mich an erster Stelle, was es auch kostet.

Mein Sohn Nabil* liebt Tiere – ihm würde es wahrscheinlich gefallen, im Dschungel zu leben. Er möchte auch noch Hunde haben und einmal hat er mich sogar gefragt, ob ich ihm einen Bären besorgen kann!

Kätzchen sind schwieriger zu halten als ausgewachsene Katzen, weil sie mehr Pflege und Aufmerksamkeit brauchen. Ich hatte schon eine ganze Reihe Katzen und kenne mich gut aus. Ich sehe mir YouTube-Videos über Katzen und Vögel an. Einmal hatte ich einen Wettstreit mit meinem Nachbarn hier: Er baute einen elektrischen Eierbrutkasten und ich einen manuellen. Meiner funktionierte und seiner nicht. Alles, was mit Tieren zu tun hat, begeistert mich.

– Samira*, 35, syrische Geflüchtete im Libanon

*Rami, 13, a Syrian Refugee who Lives in Lebanon.

“I love animals because I have no friends, they are like my siblings. I enjoy playing with them, they mean everything to me.
It is different here in Lebanon from my homeland Syria, I have gone through many things here, that’s why I cannot go and play with others, and that’s why I like animals and I like playing with cats.

The cats follow me everywhere, I play with them with the thread and the ball, and give them a shower 

I had a white cat before, but it was stolen, I raised him since he was a kitten, I used to feed him milk in the baby bottle. I cried so much when it was stolen. He was everything to me.”

Photo: Nadine Malli/NRC
„Meine Katzen sind wie meine Geschwister. Ich spiele gern mit ihnen und sie bedeuten mir sehr viel“, sagt der 13-jährige Rami*, Geflüchteter aus Syrien, der derzeit im Libanon lebt. Foto: Nadine Malli/NRC

 

Ich liebe Tiere, weil ich hier keine Freunde habe. Meine Katzen sind wie meine Geschwister. Ich spiele gern mit ihnen und sie bedeuten mir sehr viel. Hier im Libanon ist es anders als in meinem Heimatland Syrien. Ich habe hier viel durchgemacht, darum kann ich nicht einfach hingehen und mit anderen Kindern spielen. Deshalb mag ich Tiere.

Die Katzen folgen mir überallhin. Ich spiele mit ihnen mit einem Ball an einer Schnur und ich dusche sie.

Ich hatte früher einen weißen Kater, aber er wurde gestohlen. Ich hatte ihn schon als kleines Kätzchen und habe ihn mit einer Babyflasche aufgezogen. Ich habe so sehr geweint, als er gestohlen wurde. Er war alles für mich.

– Rami*, 13, syrischer Geflüchteter im Libanon

Hashem, 38, a Syrian refugee who lives in Lebanon
 Cats’ names: Zaynoun and Zannoun (referred to a Syrian series he used to watch it)

“I love cats since I was very young, but I encountered an incident which made me take the decision to raise cats. Once I was about to drive my work car at night, and I heard a cat meowing, she didn’t stop meowing. I got off the car, and I saw my son, *Ahmad, attached to one of the tires, so I carried him, and took him home. The cat was warning me that something is wrong, she saved my son, and since then I always raise cats.

I used to have 12 cats here in Lebanon, but as we live in the mountains, the hyena ate most of them, only 5 are left now.

I love them like my children, I am very affectionate with them. It is something I can’t explain in words, I love taking care of them, feeding them, and cleaning them. 
I consider it a charity deed, God rewards us by taking care of the cats.

They complete my life, whenever I miss anyone of them, I go and look for them.
They always follow me, and sit around me. They are a part of my family, they make me feel better emotionally.

If I go back to Syria, I will give them to someone I trust to take care of them, I don’t think I would be able to take them with me to Syria, crossing the borders with them is not easy.”

Photo: Nadine Malli/NRC
„Ich liebe es, mich um [meine Katzen] zu kümmern, sie zu füttern und sauber zu machen“, erklärt Hashem*, 38, Geflüchteter aus Syrien im Libanon. Foto: Nadine Malli/NRC

 

Eines Nachts wollte ich gerade mit dem Auto losfahren, da hörte ich eine Katze miauen. Es hörte nicht auf, also stieg ich aus und fand meinen Sohn Ahmad* an einem der Räder. Ich hob ihn auf und brachte ihn nach Hause. Die Katze hatte mich gewarnt, dass etwas nicht stimmte. Sie hat meinen Sohn gerettet und seitdem habe ich immer Katzen gehabt.

Ich liebe sie wie meine Kinder und ich gehe sehr liebevoll mit ihnen um. Ich kann das nicht mit Worten erklären. Ich liebe es, mich um sie zu kümmern, sie zu füttern und sauber zu machen. Ich betrachte es als gutes Werk – Gott belohnt uns, indem er sich um die Katzen kümmert. Sie gehören zur Familie und ich fühlte mich durch ihre Anwesenheit besser.

Wenn ich nach Syrien zurückkehre, werde ich sie jemandem geben, der sich gut um sie kümmert. Ich glaube nicht, dass ich sie nach Syrien mitnehmen kann – sie mit über die Grenze zu nehmen, wird nicht einfach sein.

– Hashem*, 38, syrischer Geflüchteter im Libanon

*Ahmad, 10, A Syrian refugee in Lebanon. Cats’ names: Zaynoun and Zannoun 

“I have two big cats, and five kittens, I raise them, and I worry a lot about them.
Especially the mother because she breastfeeds her kittens. So, she feels hungry very fast. I feed her and give her water. Whenever I find a cat on my way, I feed her and pet her.

When I wake up, they run toward me, so I feed them and pet them, I love taking care of them.

When I come back from school, they wait for me on the door, and walk between my legs.”

Photo: Nadine Malli/NRC
„Immer, wenn ich eine Katze finde, füttere und streichle ich sie“, sagt der zehnjährige Ahmad*, syrischer Geflüchteter im Libanon. Foto: Nadine Malli/NRC

 

Ich habe zwei ausgewachsene Katzen und fünf Kätzchen. Ich ziehe sie groß und kümmere mich um sie. Besonders um die Mutter, weil sie ihre Kleinen säugt und viel Futter braucht. Ich füttere sie und gebe ihr Wasser. Immer, wenn ich eine Katze finde, füttere und streichle ich sie.

Wenn ich aufwache, kommen die Katzen zu mir, und ich füttere und streichle sie. Ich liebe es, mich um sie zu kümmern.

Wenn ich aus der Schule komme, warten sie an der Tür auf mich und streichen mir um die Beine.

– Ahmad*, 10, syrischer Geflüchteter im Libanon

Nawal, 56, a Palestinian Refugee from Syria who lives in Lebanon.
Cat name: Antar

I raised “Antar” since he was a kitten, his mom gave birth to him in this building where I Live, now he Is two years old.
Whenever I go in the neighborhood, he follows me, but whenever he sees kids he hides from them.

He eats whatever we cook, but he doesn’t like food with tomatoes. The neighbors here like him, and get him food as well.
He likes playing with me, and he jumps on me. Once he got sick, I felt so worried about him, I asked my nephew to take him to the vet. Two days later he got better.

I got used to him, I am very attached him. I always ask about him. Some people complain that I raise a cat at home, saying that it is a dirty animal and will transfer diseases for me, but I don’t listen to them. 

If I go back to Syria, I will leave him with my friend to take care of him.
I don’t want to take the risk, they might catch him on the checkpoint.
I will always remember him, and God will put other good people on his way to take care of him.

Photo: Nadine Malli/NRC
„Immer, wenn ich eine Katze finde, füttere und streichle ich sie“, sagt der zehnjährige Ahmad*, syrischer Geflüchteter im Libanon. Foto: Nadine Malli/NRC

 

Ich habe Antar großgezogen. Seine Mutter brachte ihn in dem Gebäude zur Welt, in dem ich wohne. Jetzt ist er zwei Jahre alt. Immer wenn ich in der Nachbarschaft unterwegs bin, läuft er mir nach. Er frisst alles, was wir kochen, nur Tomaten mag er nicht. Die Nachbarn hier mögen ihn und füttern ihn auch.

Ich hänge sehr an ihm. Manche Leute sagen, dass man im Haus keine Katzen halten kann. Sie sagen, dass Katzen schmutzige Tiere sind und Krankheiten übertragen, aber darauf höre ich gar nicht.

Wenn ich nach Syrien zurückgehe, werde ich ihn bei meinem Freund lassen. Er wird sich dann um ihn kümmern. Ich will nicht das Risiko eingehen, dass er an einem Checkpoint entdeckt wird. Ich werde ihn nie vergessen und Gott wird ihm andere gute Menschen schicken, die sich um ihn kümmern.

– Nawal*, 56, palästinensischer Geflüchteter im Libanon

 

*Namen aus Sicherheitsgründen geändert

In diesem Video sprechen im Libanon lebende Geflüchtete über die Beziehung zu ihren Katzengefährten.

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