Der Bildungssektor in Syrien hat seit Beginn des Krieges im Jahr 2011 schwer gelitten. Unicef zufolge wurden zwei von fünf Schulen beschädigt oder zerstört. Schätzungsweise 2,1 Millionen syrische Kinder haben infolge von Vertreibung, aktivem Konflikt oder Schulschließungen keinen Zugang mehr zu Bildung.
Wir sind fest davon überzeugt, dass Bildung eine der wesentlichen Säulen humanitärer Hilfe und ein Grundrecht aller Kinder ist. Aus diesem Grund setzen wir uns dafür ein, beschädigte Schulgebäude wieder instand zu setzen und Lehrkräfte und Eltern zu unterstützen, damit die Kinder wieder eine Zukunft haben.
Kinder sind der Schlüssel
Manal, 35, ist Lehrerin aus Harasta in Ost-Ghuta, einer Region, die durch den Konflikt schwer verwüstet wurde. Sie glaubt, dass Kinder beim Wiederaufbau der Zukunft Syriens der wichtigste Faktor sind.
„In meinen Augen ist es das Wichtigste, dass auch in einem Klassenraum voller Trümmer, ohne Fenster und Türen, eine Lehrkraft steht, die alles gibt, um den Kindern etwas beizubringen und sie zu unterstützen“, sagt Manal.
Für ihren Sohn, der die erste Klasse besucht, war es jedoch schwieriger, über die Schäden hinwegzusehen. „Er ging nicht gern zur Schule“, erzählt sie. „Jeden Morgen weinte er und sagte, das Gebäude sei hässlich und kaputt.“
Erfolgreiches Lernen in einladenden Schulen
Der Schulbetrieb in Ost-Ghuta war zeitweise unterbrochen, da die Region drei Jahre lang belagert wurde. Einige Schülerinnen und Schüler mussten den Unterricht in behelfsmäßigen Einrichtungen fortsetzen oder zu Hause bleiben. Im Jahr 2018, nach dem Wechsel der territorialen Kontrolle, begannen einige Vertriebene in die Region zurückzukehren, was zu einem Anstieg der Bevölkerung im schulpflichtigen Alter führte.
Im Jahr 2019 begann NRC Flüchtlingshilfe mit dem Programm Creating Welcoming Schools („einladende Schulen schaffen“), das darauf abzielte, Kindern eine qualitativ hochwertige Lernumgebung zu bieten. Im Zuge des Programms wurden beschädigte Gebäude renoviert und Klassenräume mit Schreibtischen und anderem Material ausgestattet. Darüber hinaus wurden Lehrkräfte und Verwaltungspersonal geschult, angeleitet und betreut. Außerdem entwickelten wir von Kindern geführte Aktivitäten für Kinder und Eltern.
Das Ergebnis? Lehrkräfte können effektiveres Lernen fördern, die Klassenräume sind weniger voll und die Kinder haben kürzere Schulwege. Durch die schützende Umgebung kommen die Kinder gern zur Schule und können sich wieder auf den Unterricht konzentrieren, wodurch die Abbrecherquote gesenkt wird.
Manal spürt deutliche Verbesserungen für ihren Sohn. „Nachdem NRC Flüchtlingshilfe die Schule wieder aufgebaut hatte, verbesserte sich die Stimmung meines Sohnes und er ist glücklicher denn je. Jeden Abend legt er seine Bücher, seine Schuluniform und alles andere bereit, das er für die Schule braucht“, sagt Manal.
Auch Manal selbst spürt die Wirkung. „Das neue Gesicht der Schule, die schönen Bilder an den Wänden und die neue Art zu lehren finde ich am besten“, erklärt sie. „Ich kann nun die Psyche von Kindern besser verstehen, mich in ihre Lage versetzen, ihre Bedürfnisse und Gefühle erkennen und ihnen im Gegenzug den Stoff durch kreative Lernaktivitäten vermitteln.“