Sudan

Schnelle Hilfe für den Sudan

Im Sudan – wo derzeit 13 Millionen Menschen Hilfe brauchen – haben wir die Chance, etwas vollkommen Einzigartiges zu schaffen. Alles dank unserer Spenderinnen und Spender.

Das Geld, das durch regelmäßige Spenden zu uns gelangt, ist flexibel, was es für die humanitäre Arbeit besonders wertvoll macht.

Ein Beispiel:

„Um in einer akuten Flüchtlingskrise im Sudan provisorische Schulen einrichten zu können, müssen humanitäre Hilfeorganisationen bürokratische Verfahren durchlaufen, die sich manchmal über Monate hinziehen. Wir können jedoch in einem Flüchtlingslager in wenigen Tagen eine Schule einrichten und personell besetzen“, erklärt Will Carter, 34, der den Einsatz von NRC Flüchtlingshilfe im Sudan leitet.

Will Carter (rechts), als er noch für NRC Flüchtlingshilfe in Afghanistan im Einsatz war. Hier spricht er mit seinem Kollegen Rahim Gul Amin. Foto: Tiril Skarstein/NRC Flüchtlingshilfe

Zum zweiten Mal im Sudan im Einsatz

Die Krise im Sudan ist die fünftgrößte humanitäre Krise der Welt. Dieses Jahr wird mindestens jeder Vierte im Sudan auf Unterstützung angewiesen sein. Das sind insgesamt 13 Millionen Menschen, einschließlich 2,5 Millionen, die wegen des Konflikts im eigenen Land auf der Flucht sind, sowie über eine Million Geflüchtete aus anderen Ländern.

Wir können in einem Flüchtlingslager in nur wenigen Tagen eine Schule einrichten und personell besetzen.
Will Carter, NRC Flüchtlingshilfe

Die flexiblen Mittel, die wir durch Spenden bekommen, trugen dazu bei, den erneuten Einsatz von NRC Flüchtlingshilfe im Sudan im Jahr 2020 zu finanzieren.

Dieses äthiopische Mädchen lebt im Flüchtlingslager Um Rakuba im Sudan. Sie geht im Lager zur Schule, wo sie nicht nur Wissen erwirbt, sondern auch einen geregelten Tagesablauf hat, der ein Stück Normalität in ihr Leben zurückbringt. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

Dies ist bereits das zweite Mal, dass NRC Flüchtlingshilfe im Sudan im Einsatz ist. 2009 waren wir eine von 13 humanitären Hilfsorganisationen, die vom damaligen Diktator Umar al-Baschir des Landes verwiesen wurden. „Wir mussten unsere Arbeit zur Unterstützung von Hunderttausenden Vertriebenen einstellen und Hunderte humanitäre Hilfskräfte entlassen“, sagt Jan Egeland, Generalsekretär von NRC Flüchtlingshilfe.

Einige andere humanitäre Hilfsorganisationen blieben. Sie mussten jedoch viele Jahre lang innerhalb eines umständlichen bürokratischen Systems arbeiten.

Ein Stück Normalität

Die Menschen, die vor Konflikten und brutaler Gewalt in den Sudan geflohen sind, sind überrascht, wie schnell dort, wo sie sich niedergelassen haben, Unterrichtsräume gebaut werden. Für vertriebene Kinder und ihre Eltern bedeutet die Schule sehr viel.

„Diese Kinder haben vieles gesehen, das Kinder niemals sehen sollten, wie etwa extreme Gewalt“, sagt Carter.

„Viele haben eins oder mehrere Familienmitglieder verloren. Sie wurden gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und leben nun an einem seltsamen und unsicheren Ort. Es ist bewegend zu sehen, wie glücklich sie sind, wenn sie wieder eine Schule besuchen können. Das gibt ihnen ein Stück Normalität zurück.“

Diese Kinder haben vieles gesehen, das Kinder niemals sehen sollten, wie etwa extreme Gewalt.
Will Carter, NRC Flüchtlingshilfe
Lethi, 30, und ihre Tochter Lela, 3, sind müde. Sie sind mit ihrer Familie am Vortag angekommen und warten nun zusammen mit einer großen Gruppe von Neuankömmlingen vor dem Eingang des Lagers. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

Ein reiches Land mit vielen Problemen

NRC Flüchtlingshilfe kehrt mit frischen Perspektiven und neuen Ansätzen in den Sudan zurück. Mit etwas flexiblerer Finanzierung und größerer Handlungsfreiheit können wir indirekt auch anderen humanitären Hilfsorganisationen helfen, ihre Arbeit zu verbessern, zum Beispiel indem wir besser auf Ansätze zurückgreifen, die die lokale Wirtschaft unterstützen, oder gegenüber den Menschen, denen wir alle zu helfen versuchen, eine größere Verantwortung übernehmen.

Die Menschen stehen Schlange, um Geld entgegenzunehmen, mit dem sie das Nötigste kaufen können. Sie sind über die Grenze in den Sudan gekommen. Jan Egeland, Generalsekretär von NRC Flüchtlingshilfe, besuchte das Lager Ende Dezember, um mit Familien zu sprechen, die vor der Gewalt in Tigray geflohen waren. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

Will Carter, der seit 2015 für NRC Flüchtlingshilfe tätig ist, kam im September letzten Jahres in den Sudan. Er spricht Arabisch, was in einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung Sudanaraberinnen und Sudanaraber sind, sehr hilfreich ist.

Neuankömmlinge warten am Eingang des Flüchtlingslagers Um Rakuba, nachdem sie aus den Grenzregionen zwischen Äthiopien und dem Sudan hierher gebracht wurden. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

Über 100 Jahre lang, sowohl als Kolonie als auch als unabhängiger Staat, gehörte zum Sudan auch der heutige Südsudan. Zu dieser Zeit war der Sudan das größte Land Afrikas. Der südliche Teil wurde im Jahr 2011 unabhängiger Staat.

„Für mich ist der Sudan das Verbindungsglied zwischen der arabischen Welt und dem afrikanischen Kontinent. Es ist vielfältig mit vielen verschiedenen Kulturen und Ressourcen, aber es gibt auch große Probleme – wie etwa die schlechte und bis vor Kurzem sanktionierte Wirtschaft sowie die Herausforderung, einen brüchigen Friedensprozess zu erhalten“, sagt Carter.

Melashu, 65, und ihre sechsköpfige Familie flohen mit ein paar Nachbarn aus Tigray und überquerten die Grenze in den Sudan. Sie sagt, dass sie unterwegs viele Leichen am Straßenrand gesehen haben. Der Gedanke, dass niemand diese Menschen beerdigen wird, ist schmerzhaft für sie. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

Im August 2019 löste eine Übergangsregierung den Militärrat ab, der das Land seit dem Sturz von al-Baschir im April regiert hatte.

Daraufhin wurde NRC Flüchtlingshilfe wieder im Land zugelassen.

Ein Aufruf an die Welt

Derzeit leben im Sudan über eine Million Flüchtlinge aus dem Südsudan, Eritrea, Tschad, dem Jemen und Syrien. Seit November 2020 kommen auch Menschen aus der Region Tigray in Äthiopien in den Sudan, die auf der Flucht vor der Gewalt sind.

Kurz vor Weihnachten besuchte Jan Egeland einige äthiopische Geflüchtete, die im Sudan Zuflucht gefunden haben:

Sehen Sie hier ein Video seines Besuchs (Englisch).

„Ich bin nur ein Schüler. Als die Gewalt ausbrach, rannte ich um mein Leben“, sagt Younas, ein äthiopischer Geflüchteter, der derzeit im Sudan lebt. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

In Darfur, einer Region im Westen des Landes, die seit 2003 von brutaler Gewalt und Konflikten heimgesucht wird, ist die Gewalt in jüngster Zeit wieder aufgeflammt, nachdem UNAMID (der Hybride Einsatz der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen in Darfur) sich vor einigen Wochen zurückgezogen hat. Bis zum 22. Januar wurden nach Angaben des UNHCR 270 Menschen getötet, 483 verletzt und 110.600 zur Flucht gezwungen.

Jan Egeland äußerte Bedenken, dass die jüngsten Ereignisse eine „Rückkehr des hässlichen Gesichts des Krieges in Darfur“ bedeuten könnten. Sein Aufruf an die Welt lautet, dass „die internationale Unterstützung jetzt nicht nachlassen darf“ und dass „humanitäre Hilfe und Schutz wieder aufgestockt werden müssten.“

Freiheit für Innovationen

Das Hauptbüro von NRC Flüchtlingshilfe befindet sich in der Hauptstadt Khartoum, die in der Mitte des Landes liegt, wo der Blaue Nil und der Weiße Nil zusammenfließen.

„Zusätzlich haben wir ein Büro an der Grenze zum Südsudan“, sagt Carter. „Und wir planen ein weiteres an der Grenze zu Äthiopien und eins in Darfur. Derzeit sind wir 12 internationale und 34 sudanesische Mitarbeitende, aber wir wollen auf insgesamt rund 100 Personen aufstocken. Im Jahr 2021 wollen wir 180.000 Menschen helfen.“

Ashenafis vorübergehendes Zuhause im Flüchtlingslager Um Rakuba. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

Er erklärt, dass die flexible Finanzierung es NRC Flüchtlingshilfe erlaube, über die Nothilfe hinaus zu agieren. Sie ermöglicht es uns, strategisch vorzugehen und uns auch auf Regionen zu konzentrieren, die sonst eher vernachlässigt werden.

Daher konnten wir bereits beginnen, Möglichkeiten für Rechtshilfe in Bezug auf Landrechte und Eigentum für Menschen zu prüfen, die nach mehr als einem Jahrzehnt der Vertreibung in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Wir haben in neue Technik und Ausrüstung investiert, um besser mit den Menschen kommunizieren und ihnen auf einfache Weise Geld zukommen lassen zu können, damit sie ihren Grundbedarf decken und dabei die lokale Wirtschaft ankurbeln können.

Carter schließt:

„All jenen, die uns unterstützen, sind wir sehr dankbar. Ohne die flexible Finanzierung durch unsere privaten Spenderinnen und Spender wären wir jetzt nicht dort, wo wir sind. Jetzt können wir rasch handeln. Jetzt können wir Menschen, die in einem komplexen Land leben, wirklich effektiv helfen.“