Nuhad
75 Jahre NRC Flüchtlingshilfe

Die heimlichen Helden

Sie retten Leben. Sie geben jeden Tag alles, um Menschen auf der Flucht in den gefährlichsten und unzugänglichsten Orten der Welt zu helfen. Sie setzen sich für Menschen ein, die verzweifelt um ein würdevolles Leben und eine bessere Zukunft kämpfen.

Die Rede ist von den engagierten Mitarbeitenden von NRC Flüchtlingshilfe, einer der weltweit führenden humanitären Organisationen, die vor Ort im Einsatz sind.

Lernen Sie einige der Menschen kennen, die sich mit Leib und Seele dafür einsetzen, dass Hilfe, Trost und Unterstützung bei denjenigen ankommen, die sie am dringendsten brauchen.

Violetta in der Ukraine

Violetta
„Die Unterstützung von NRC Flüchtlingshilfe ist nachhaltig, beständig und effektiv“, sagt Violetta Shemet in der Ukraine. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Viele Menschen, die bei NRC Flüchtlingshilfe arbeiten, waren einst selbst gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Unsere Kommunikationsbeauftragte Violetta Shemet in der Ukraine ist eine von ihnen. Sie weiß, was ihre Unterstützung den Menschen, denen sie begegnet und hilft, bedeutet.

„Ich stehe morgens auf und mache meinen Job, weil er dazu beiträgt, den Millionen Vertriebenen zu helfen – so wie mir selbst“, erzählt sie stolz.

Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine begann im Jahr 2014 und seitdem ist auch NRC Flüchtlingshilfe hier im Einsatz. Violetta sagt, dass sie während ihrer Zeit bei NRC Flüchtlingshilfe viele Erinnerungen und Erfahrungen über das Leben, seine Herausforderungen und die Unterstützung von NRC Flüchtlingshilfe in der Konfliktregion der Ukraine gewonnen hat.

Die Sonne scheint, während Violetta von dem Moment erzählt, der ihr am meisten in Erinnerung geblieben ist. Im Jahr 2018 kamen Kolleginnen und Kollegen von der NRC Flüchtlingshilfe-Zentrale zu einem Besuch in die Ukraine. „Wir besuchten mehrere Familien, die an der Frontlinie lebten. Sie zeigten uns ihre Häuser, erzählten uns ihre Geschichten und ließen uns an ihren Gefühlen teilhaben.“

Auch wenn die Arbeit manchmal schwierig ist, macht Violetta weiter. „Ich gebe nicht auf, selbst an den härtesten Tagen. Ich habe schon viele schwierige Situationen durchgestanden – Krieg, Vertreibung und Verlust – aber ich habe überlebt, weil ich in Bewegung geblieben bin und meinen Job gemacht habe.“

Violetta ist begeistert, dass NRC Flüchtlingshilfe 75 Jahre alt wird. „Das beweist, dass die Unterstützung von NRC Flüchtlingshilfe nachhaltig, beständig und effektiv ist“, sagt sie.

Nuhad im Yemen

Nuhad spricht mit einer Gruppe Frauen im Al-Mishqafa-Lager im Jemen über Geburtsurkunden. Foto: Ingrid Prestetun/NRC Flüchtlingshilfe

Seit 2012 ist NRC Flüchtlingshilfe im Jemen im Einsatz. Der jahrelange brutale Krieg hat das Land zur derzeit größten humanitären Krise der Welt gemacht. Nuhad Nasser Hassan Mubarak ist eine unserer engagierten Hilfskräfte, die den Menschen helfen, inmitten dieser Katastrophe zu überleben.

Nuhad ist juristische Beraterin bei NRC Flüchtlingshilfe Jemen. Durch ihre Arbeit spricht sie oft mit Menschen, die keine Ausweispapiere besitzen. Eindringlich betont sie, wie wichtig es ist, Papiere und Geburtsurkunden zu haben. Es erfüllt sie mit Stolz, dass ihre Arbeit für Menschen, die aus ihrem Zuhause fliehen mussten, etwas Positives bewirkt.

„Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Bleibendes bewirke, auch wenn wir nicht mehr hier sind. Es ist etwas, mit dem die Menschen ihr Leben lang in ihrem Land ihre Rechte geltend machen können.“

Natürlich ist der Job nicht immer leicht.

„Es kommt vor, dass die Menschen aufgeben wollen. Dann erinnere ich mich daran, dass ich selbst auf der Flucht war. Ich musste 2015 meine Heimat verlassen und es gab keine Möglichkeit zurückzukehren. Ich erinnere mich, dass ich das Unterstützungssystem der Gemeinde wirklich dringend brauchte.“

Einen Augenblick, den Nuhad niemals vergessen wird, ist der, als sie mit ihrem Team zu einem Besuch vor Ort war. Sie saß bei einer Mutter und ihren vier Kindern. Die Kinder bekamen Geburtsurkunden, mit denen sie nun endlich zur Schule gehen konnten.

„Eins der Kinder hieß Hamza. Er war neun Jahre alt, ein schmächtiger Junge, sehr schüchtern, und er saß in der Ecke“, erinnert sich Nuhad. Sie fragte seine Mutter, wie seine Zukunftspläne aussahen, bevor sie aus ihrer Heimat fliehen mussten.

„Sie erzählte mir: ‚Eigentlich fragen wir die Kinder nicht danach, denn letzten Endes werden sie alle Bauern, so wie ihre Väter’. Ich wandte mich an Hamza und fragte: ‚Hamza, was willst du einmal werden, jetzt, wo du eine Geburtsurkunde hast und zur Schule gehen kannst?’ Hamza war ganz aufgeregt und rief: ‚Ich will Lehrer werden, und Arzt will ich auch werden!’“

Nuhad lächelt. „Ein einziges Dokument kann ein Leben komplett verändern.“

Mohammad im Libanon

Mohammad Al-Hajj Shehadeh arbeitet bei NRC Flüchtlingshilfe im Libanon. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Im Libanon machen Geflüchtete aus Syrien und Palästina über ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus. NRC Flüchtlingshilfe ist seit 2006 vor Ort.

„Jeden Morgen aufzustehen und früh zur Arbeit zu gehen, bedeutet, dass ich etwas tue, das ich wirklich liebe“, sagt Mohammad Al-Hajj Shehadeh, der in Beirut im Bereich Informationsmanagement arbeitet.

 „Teamwork ist seit jeher der Schlüssel zum Erfolg“, fährt er fort. „Bei NRC Flüchtlingshilfe ist Teamwork das A und O, denn es hilft den Leuten, Ideen zu entwickeln und mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu brainstormen.“

Mohammed und seine Kolleginnen und Kollegen waren bereits mit vielen schwierigen Situationen konfrontiert, die größte Herausforderung war jedoch die riesige Explosion am Hafen von Beirut im Jahr 2020. Über 200 Menschen wurden getötet, mehrere Tausend verletzt und schätzungsweise 300.000 wurden obdachlos. „Die Reaktion war sehr heikel und erforderte präzise Arbeit“, sagt er.

„Ich arbeitete mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammen und wir hatten viel damit zu tun, zu ermitteln, was die Menschen brauchten. Viele haben nach der Explosion immens von unserer Unterstützung profitiert und es wurde viel von uns gesprochen. Es macht mich stolz, Teil dieser Organisation zu sein.“

Mohammed findet, dass Aufgeben für humanitäre Hilfskräfte keine Option sein sollte. Er erklärt:

„Wenn wir aufgeben, geben die Menschen, denen wir helfen, vielleicht auch auf. Sie könnten die Hoffnung auf ein besseres, menschenwürdiges Leben verlieren.“

Masum in Bangladesch

Masum Billah zwischen einigen Behausungen im Lager Cox’s Bazar, Bangladesch. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Masum Billah ist Bildungsbeauftragter bei NRC Flüchtlingshilfe Bangladesch, wo er im größten Flüchtlingskomplex der Welt arbeitet. Über 600.000 geflüchtete Rohingya aus dem benachbarten Myanmar leben derzeit in mehreren Lagern in der Stadt Cox’s Bazar.

Masum glaubt fest daran, dass Kinder ein Recht auf Bildung haben, und bezeichnet sich als Bildungsaktivist.

„Mein größter Wunsch ist, dass jedes Kind Zugang zu Bildung, einen Platz in einem Lernzentrum und die Chance auf eine bessere Zukunft hat. Das treibt mich an, diesen Job bei NRC Flüchtlingshilfe zu machen“, sagt er.

„Bildungschancen helfen Tausenden jugendlichen Rohingya, ihre Zukunft zu gestalten und ihr Potenzial zu entfalten.“

Masums Gesicht hellt sich auf, als er von einem seiner Besuche vor Ort spricht. Als er umherging, sahen ein paar spielende Kinder seine NRC Flüchtlingshilfe-Weste und kamen zu ihm gerannt.

„Aus heiterem Himmel fingen sie an, meine Weste anzufassen und riefen aufgeregt: ‚Unser NRC, unser NRC, wir gehen im NRC Flüchtlingshilfe-Lernzentrum zur Schule!’. Ich hatte das Gefühl, zahllose Träume in ihren Augen zu lesen. Ich denke oft an diese Begegnung, bevor ich abends einschlafe. Wenn ich dann am nächsten Morgen aufwache, bin ich fest entschlossen, die Träume dieser Kinder wahr werden zu lassen.“

 

Maria in Kolumbien

Maria im Gespräch mit zwei Kindern in Kolumbien. Foto: Milena Ayala/NRC Flüchtlingshilfe

Der seit sechs Jahrzehnten andauernde bewaffnete Konflikt in Kolumbien hat die langwierigste und schwerste humanitäre Krise Amerikas ausgelöst. NRC Flüchtlingshilfe ist seit 1991 in Kolumbien im Einsatz.

In ihrem Job als Teamleiterin setzt Maria Alejandra Gonzales Martinez sich dafür ein, diejenigen zu unterstützen, die am schwierigsten zu erreichen sind.

 „Was mich jeden Tag motiviert, meinen Job bei NRC Flüchtlingshilfe zu machen, ist die Möglichkeit, Gemeinden zu erreichen, die sehr weit von den Gemeindezentren entfernt liegen, damit wir Dienstleistungen anbieten und zu den Menschen gehen können, die am meisten gefährdet sind“, sagt sie.

Zusätzlich zu den Menschen, die wegen des bewaffneten Konflikts aus ihrer Heimat fliehen mussten, haben in Kolumbien Migrierte und Geflüchtete aus Venezuela Zuflucht gesucht. In jüngster Zeit wurde der Nordosten Kolumbiens neben dem Konflikt auch von Überschwemmungen heimgesucht.

Trotz der Schwierigkeiten, mit denen Maria und ihr Team manchmal konfrontiert sind, zaubert es ein Lächeln auf ihr Gesicht, wenn sie sich an einen bestimmten Besuch vor Ort erinnert.

„Wir wollten eine indigene Gemeinde besuchen und mussten drei Stunden zu Fuß gehen, um dorthin zu gelangen“, sagt sie. „Die Gemeindeführer wurden bedroht und ihre Kinder wurden von bewaffneten Gruppen rekrutiert. Das ganze Team arbeitete zusammen, um die Gemeinde mit den nötigsten Gütern und Dienstleistungen zu versorgen und ihnen Schutz zu bieten.“

Mercy in Somalia

Mercy Gitau is a Kenyan hydrogeologist who has worked with humanitarian organisations in Somalia since 2005. The security situation in the country requires that she plans her work and travel with extreme care, following strict security guidelines. Ongoing conflict in the country restricts her ability to move freely, making her work challenging and placing major limitations on her personal freedom. One experience made a particularly strong impression on her:

“A friend and colleague of mine was kidnapped here in Somalia a few years ago. She was held captive for two years before being released. Of course, this is something that really affects you”, she says.

Photo: Ingrid Prestetun/NRC
Das Positive, das wir bewirken, wiegt viel mehr als die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind“, sagt Mercy Gitau, die für NRC Flüchtlingshilfe in Somalia tätig ist. Foto: Ingrid Prestetun/NRC Flüchtlingshilfe

„Die größte Motivation in meinem Job bei NRC Flüchtlingshilfe ist es, wenn ich sehen kann, dass wir etwas bewirken. Zusammen mit dem Team von NRC Flüchtlingshilfe haben wir viele Leben gerettet“, sagt Mercy Gitau von NRC Flüchtlingshilfe Somalia.

Mercy ist ausgebildete Hydrogeologin und in Somalia für die Wasser-, Sanitär- und Hygieneprojekte verantwortlich. Sie macht häufig Besuche vor Ort, um die Projekte im ganzen Land zu betreuen.

Mercy lächelt, als sie erzählt, was sie in ihrem Job antreibt. Wegen des guten Rufs von NRC Flüchtlingshilfe ist sie stolz darauf, Teil des Teams zu sein. „In Somalia wird NRC Flüchtlingshilfe als Organisation wahrgenommen, die hoch qualifizierte Programme durchführt.“

Ihre Arbeit ist nicht leicht, aber Aufgeben stand nie zur Debatte.

„Das Positive, das wir bewirken, wiegt viel mehr als die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind“, sagt sie.

Mahmood im Irak

„Bei NRC Flüchtlingshilfe bewirken wir etwas. Wir machen das Leben der Menschen besser“, sagt Mahmood Haji Ahmed. Foto: Warvin Mohammed Abdullah /NRC Flüchtlingshilfe

Im Flüchtlingslager Domiz, Irak, treffen wir unseren Bildungsprojektleiter Mahmood Haji Ahmed. Der Wind weht über den Hügel, auf dem er steht und das Lager überblickt.

„Was ich stolz macht, hier zu arbeiten und Teil der NRC Flüchtlingshilfe-Familie zu sein, ist, dass NRC Flüchtlingshilfe ein angenehmer Arbeitsplatz ist“, sagt er. „Jeden Tag sehe ich Menschen, die mich anlächeln und grüßen.“

Mahmood schätzt auch die Tatsache, dass NRC Flüchtlingshilfe qualitativ hochwertige Programme durchführt, und zwar termingerecht. „Das ist sehr wichtig, denn wenn wir die Menschen nicht zeitnah erreichen, bedeutet das, dass wir nichts bewirken. Aber bei NRC Flüchtlingshilfe bewirken wir etwas. Wir machen das Leben der Menschen besser.“

Mahmood lächelt, während er spricht. „Es gibt Erinnerungen, die ich im Herzen trage, die ich nicht vergessen kann. Wir haben zum Beispiel durch unsere Arbeit in Schulen die Wahrnehmung und die Vorstellung der Menschen voneinander verändert.“

„In einer der Schulen haben wir eine Aktion für Flüchtlingskinder organisiert, bei der sie mit der Gastgebergemeinde zusammen an einem kurzen Theaterstück arbeiten konnten. Durch diese Zusammenarbeit sind viele Freundschaften entstanden. Die Kinder wurden zusammengebracht, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Herkunft oder Religion.“

Aicha in Mali

Aisha
Aicha Ibrahim MaÏga arbeitet bei NRC Flüchtlingshilfe in Mali. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Aicha Ibrahim MaÏga, unsere Bildungsbeauftragte in Mali, erzählt uns, dass es die Krise von 2012 war, die sie dazu bewegt hat, im humanitären Bereich tätig zu werden. Diese Krise betraf vor allem den Norden Malis.

„Als jemand, der selbst aus dem Norden stammt, fühlte ich mich verpflichtet zu helfen“, sagt sie. „Das ist es, was mich dazu bewegt hat, als humanitäre Helferin zu arbeiten. Ich wollte Menschen in Not helfen – Kindern, Frauen, Vertriebenen und allen Menschen im Norden Malis.“

Die Schwierigkeiten, mit denen Aicha und ihre Teammitglieder konfrontiert sind, haben meist mit der Sicherheit zu tun. Das Team arbeitet in sehr gefährlichen Gebieten, wo man nicht immer vorhersehen kann, wann etwas Schlimmes passieren wird. Aber das hält sie nicht davon ab, weiterhin denjenigen zu helfen, die Hilfe brauchen.

„Der Wunsch, Menschen in Not zu helfen, lässt uns alle Schwierigkeiten überwinden, die sich uns in den Weg stellen“, sagt sie.

Raji in Afghanistan

Raji
„Menschen dabei zu helfen, ihre Probleme zu überwinden und ihr Leid zu lindern, ist die höchste Bestimmung, die man als Mensch haben kann“, sagt Ezatullah Raji in Afghanistan. Foto: Enayatullah Azad/NRC Flüchtlingshilfe

NRC Flüchtlingshilfe setzt sich stark für die Rechte von Flüchtlingen ein. Das liegt auch Ezatullah Raji von NRC Flüchtlingshilfe Afghanistan sehr am Herzen.

NRC Flüchtlingshilfe ist seit 2003 in Afghanistan im Einsatz und unterstützt die Bevölkerung inmitten eines mittlerweile vier Jahrzehnte andauernden Konflikts. Der Erfolg unserer Arbeit hängt maßgeblich vom Einsatz engagierter Menschen wie Raji ab.

Die Arbeit bei NRC Flüchtlingshilfe machte es Raji möglich, zu wachsen und dazuzulernen, insbesondere wenn es um die humanitäre Arbeit geht. Durch seine Arbeit hat er die humanitären Prinzipien kennengelernt und wie humanitäre Hilfskräfte sich Menschen in Not gegenüber verantwortlich fühlen sollten.

„Bei dieser Organisation kann man positive Veränderungen bewirken und Menschen in Not Hoffnung schenken“, sagt er.

„Ich bin sehr stolz darauf, dass ich in den vergangenen Jahren bei NRC Flüchtlingshilfe so vielen Männern und Frauen dabei helfen konnte, im Bereich Wohnen, Land, Eigentum und rechtliche Identität ihre Rechte geltend zu machen.“

„Menschen dabei zu helfen, ihre Probleme zu überwinden und ihr Leid zu lindern, ist die höchste Bestimmung, die man als Mensch haben kann.“