Weltfrauentag

Acht Dinge, mit denen wir uns für die Rechte der Frauen einsetzen

Eine beispiellose Zahl von 80 Millionen Menschen sind derzeit weltweit vor Kriegen und Konflikten auf der Flucht. Die Hälfte von ihnen sind Frauen und Mädchen. Häufig erleben sie Vertreibung anders als Männer und Jungen und stehen besonderen Herausforderungen gegenüber.

Manchen Frauen und Mädchen werden ihre Rechte verweigert, und das nur aufgrund ihres Geschlechts. Andere sind sexualisierter Gewalt und Missbrauch ausgesetzt oder von Menschenhandel bedroht.

NRC Flüchtlingshilfe befasst sich täglich mit geschlechtsspezifischen Problemen. Wir leisten Unterstützung: vom Eintreten für die Landrechte von Frauen bis hin zum Bau von Mädchentoiletten in Schulen.

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Hier sind acht Dinge, die wir tun, um Frauen und Mädchen auf der Flucht zu unterstützen:

DR KONGO: Monique vor ihrem neuen Haus, das sie mithilfe der Unterstützung von NRC Flüchtlingshilfe bauen konnte. Foto: Itunu Kuku/NRC Flüchtlingshilfe

1. Neue Unterkünfte bauen

Vertriebene verlieren häufig ihr Zuhause, ihr Vermögen und ihre Lebensgrundlage. Das gilt gleichermaßen für Männer und Frauen, jedoch haben Frauen mit größeren Problemen zu kämpfen.

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO: Nach fünf Monaten im Busch endlich ein Zuhause

Für Monique bedeutet Zuhause viel mehr als nur vier Wände und ein Dach. Nachdem sie aus ihrem Dorf fliehen musste, ihren Ehemann verloren und sich fünf Monate lang im Busch versteckt hatte, bedeutet Zuhause für sie Sicherheit und Beständigkeit.

Monique konnte schließlich in ihr Heimatdorf zurückkehren, so wie viele ihrer Nachbarn. Aber alle Zurückkehrenden mussten feststellen, dass sie ihre Häuser und Besitztümer verloren hatten.

Als Reaktion darauf entschied NRC Flüchtlingshilfe, einige der Rückkehrer, die es am schlimmsten getroffen hatte, zu unterstützen. Wir stellten ausgewählten Familien zweckgebundene Zuschüsse zur Verfügung, damit sie neue Häuser bauen konnten.

Als Witwe und zehnfache Mutter war Monique unter den Rückkehrenden, die von uns als besonders gefährdet eingestuft wurden. Zusammen mit 1.600 weiteren Menschen in 40 Dörfern erhielt sie eine erste Überweisung in Höhe von ungerechnet 66 Euro, um mit dem Bau eines neuen Hauses beginnen zu können.

SOMALIA: Fadumo Sharif, 29, Mutter und Unternehmerin aus Dollow im Südwesten Somalias. Fadumo baute und eröffnete mit der Unterstützung von NRC Flüchtlingshilfe einen kleinen Laden und kann sich nun Lebensmittel, Wasser und die Schulgebühren für ihre Familie leisten. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

2. Neue Lebensgrundlagen schaffen

 Vertriebene haben oft Probleme, an dem Ort, an dem sie sich niederlassen, eine neue Lebensgrundlage zu finden. Auch das ist für Männer und Frauen gleichermaßen ein Problem, Frauen haben es jedoch häufig sehr viel schwerer.

SOMALIA: Wie Unternehmerinnen Resilienz entwickeln

Konflikte und Katastrophen bestimmen seit 30 Jahren das Leben der Menschen in Somalia. Eine neue Initiative unterstützt Frauen dabei, eigene Unternehmen zu gründen, um damit sie und ihre Familien gegen zukünftige Umbrüche zu wappnen.

Fadumo Sharif, 29, lebt in der Qansaxley-Siedlung für Vertriebene in Dollow in der Nähe der äthiopischen Grenze.

„Früher lebten wir davon, Feuerholz zu sammeln und zu verkaufen. Es war eine schwere Arbeit und es reichte nicht für drei Mahlzeiten am Tag für meine Familie“, erklärt sie. Das änderte sich jedoch, als sie für das Projekt zur Einkommensgenerierung ausgewählt wurde.

Lesen Sie hier Fadumos Geschichte.

KOLUMBIEN: Alleinerziehende Mütter mit Kindern und Familien auf dem Weg über die Rumichaca-Brücke zwischen Kolumbien und Ecuador. Auf der anderen Seite der Grenze hat NRC Flüchtlingshilfe ein Informations- und Hilfezentrum für kolumbianische Flüchtlinge und Migrierende eingerichtet. Foto: Suzanna Nelson-Pollard/NRC Flüchtlingshilfe

3. Sichere Räume schaffen

Vertreibung erhöht das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt für Frauen und Mädchen, weil sie von ihren Gemeinden und manchmal von ihren Familien getrennt werden, die ihnen andernfalls Schutz bieten würden. Vertriebene Mädchen, die in Flüchtlingslagern leben, sind besonders gefährdet, von Menschenhändlern und anderen Opportunisten ins Visier genommen zu werden. Lager sind im Allgemeinen eine feindliche Umgebung für Frauen und Mädchen.

KOLUMBIEN/ECUADOR: „Sie töteten unsere Katze – als Warnung“

Jenifer*, 32, kam nach Ecuador mit drei Kindern, zwei Rucksäcken und einer Handvoll kolumbianischer Pesos. „Ich wusste, dass ich Kolumbien verlassen musste, als vier bewaffnete Männer vor meinem Haus standen“, erzählt sie.

Nachdem sie Morddrohungen erhalten hatte, musste Jenifer mit ihrer Familie aus ihrer Heimat im Südwesten Kolumbiens fliehen. „Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen“, sagt sie. „Sie sagen immer: ‚Ein falscher Schritt, Kugel im Kopf, das Spiel ist aus’. Ich musste meine Kinder da wegschaffen.“

NRC Flüchtlingshilfe ist seit Jahren in Ecuador im Einsatz und stellt sicher, dass Kolumbianerinnen und Kolumbianer auf der Flucht vor dem bewaffneten Konflikt Zugang zu Grundrechten wie Schutz, Bildung und Unterkunft haben.

NIGERIA: Eine nähende Schülerin im Mune Bildungszentrum, wo NRC Flüchtlingshilfe Programme anbietet, die auf die lokale Bevölkerung zugeschnitten sind. Foto: Beate Simarud/NRC Flüchtlingshilfe

4. Bildung für Mädchen unterstützen

 Die Folgen von Vertreibung können ein Leben lang zu spüren sein, insbesondere wenn sie die Ausbildung von Kindern unterbricht und somit ihre Zukunftschancen einschränkt. Dies ist bei Mädchen tendenziell eher der Fall als bei Jungen.

NIGERIA: Bildung ist mehr als nur ABC

Hunderttausende Vertriebene haben in Maiduguri, der Hauptstadt des konfliktgebeutelten Bundesstaates Borno im Nordosten Nigerias, Zuflucht gesucht. Viele leben in Lagern, andere wurden von Familien vor Ort aufgenommen.

Schulbildung rettet Leben, bietet Schutz, schafft Stabilität und vermittelt Wissen und Fähigkeiten. Im Mune Bildungszentrum bietet NRC Flüchtlingshilfe Berufstrainings für Jugendliche und Schulbildung für Kinder an, die jahrelang die Grundschule versäumt haben.

Wir bieten Programme an, die auf die lokale Bevölkerung zugeschnitten sind. Es gibt Landwirtschafts-, Handwerks- und Nähkurse - und genauso viele Mädchen wie Jungen nehmen an den Programmen teil.

Es gibt Betreuungsangebote für junge Mütter, damit sie am Unterricht teilnehmen können, und Schutzgruppen, um Missbrauch und sexuelle Ausbeutung zu verhindern. Die Kinder können lernen, wie sie gesund bleiben und sich zum Beispiel vor Krankheiten wie Cholera schützen können.

TANSANIA: Violet Biphuye und Seth Daniel arbeiten für NRC Flüchtlingshilfe im Flüchtlingslager Mtendeli, wo sie helfen, sichere, saubere Latrinen und Toiletten zu bauen und zu warten, damit Frauen, Mädchen, Männer und Jungen sich gleichermaßen sicher fühlen können. Foto: Ingrid Prestetun/NRC Flüchtlingshilfe

5. Sichere und getrennte Toiletten bauen

 Wir wissen, dass der Bedarf an Wasser und Sanitäranlagen über die Belange der öffentlichen Gesundheit hinausgeht. Der Mangel an funktionstüchtigen, sicheren und nach Geschlechtern getrennten Toiletten kann dazu führen, dass Kinder und Jugendliche, insbesondere Mädchen, der Schule fernbleiben.

Latrinen bauen, Leben retten

Vertriebene Frauen und Mädchen sind besonders angreifbar, wenn sie sich im Freien erleichtern. Viele warten bis zum Einbruch der Dunkelheit, bevor sie sich hinauswagen, womit sie sich einer noch größeren Gefahr von Missbrauch und sexuellen Übergriffen aussetzen. In Schulen brauchen Mädchen abschließbare und funktionstüchtige Toiletten, um das Risiko zu verringern, dass sie die Schule abbrechen.

Wir bauen und warten sichere, saubere Latrinen und Toiletten, damit Frauen, Mädchen, Männer und Jungen sich gleichermaßen sicher fühlen können.

In überfüllten Lagern ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Menschen angemessene Sanitäranlagen und gute Hygienepraktiken haben, um Krankheiten vorzubeugen.

IRAK: Um Ibrahim und ihre Kinder sitzen in einem Lager für Vertriebene fest und können nicht nach Hause zurückkehren. Ohne ihren Ehemann, der während des Konflikts verschwunden ist und seitdem vermisst wird, können sie ihre Ausweispapiere nicht verlängern lassen. Foto: Helen Baker/NRC Flüchtlingshilfe

6. Frauen helfen, sicher nach Hause zurückzukehren

Viele derjenigen, die in der Lage waren, in ihre Heimatdörfer und -städte zurückzukehren, haben noch immer damit zu kämpfen, ein Zuhause zu finden und ihr Leben wieder aufzubauen. Es sind jedoch die Frauen, die den höchsten Preis bezahlen.

IRAK: Wie die Frauen im Irak enteignet werden

Die Frauen im Irak zahlen einen hohen Preis für die Folgen des jüngsten Konflikts, da viele ohne die Unterstützung ihrer Ehemänner nicht nach Hause zurückkehren können.

Eine von NRC Flüchtlingshilfe im Jahr 2019 durchgeführte Studie zeigte, dass Frauen mit einer um 11 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Männer in einer überfüllten Unterkunft leben. Für Frauen, die nach einer Flucht in ihre Heimat zurückkehren, ist im Vergleich zu Männern um 14 Prozent wahrscheinlicher, in den kommenden sechs Monaten mit einer Zwangsräumung konfrontiert zu werden.

Fast zehn Prozent der vertriebenen Frauen berichten, dass ihr Eigentum von Milizen, Sicherheitskräften oder Gemeinde- bzw. Stammesführern besetzt sei.

KOLUMBIEN: Kendry Castro gehört zu den über fünf Millionen Geflüchteten und Migrierten, die Venezuela in den letzten Jahren verlassen haben, um in einem anderen Land in Lateinamerika und der Karibik zu leben. Foto: Nadège Mazars/NRC Flüchtlingshilfe

7. Frauen unterstützen während Covid-19

 Während die Coronavirus-Pandemie ins zweite Jahr geht, entfesselt eine tödliche Mischung aus Einschränkungen und sich vertiefender Armut eine neue Welle der Gewalt gegen geflüchtete und vertriebene Frauen und Mädchen. Geschlechtsspezifische Gewalt hat seit dem Ausbruch von Covid-19 dramatisch zugenommen.

KOLUMBIEN: Stimmen aus einer vergessenen Krise

„Meine Botschaft an die Welt: Es ist traurig, es ist hart, und es ist demütigend.“ Dies ist die Stimme von Kendry Castro, einer 23-jährigen Venezolanerin, die in Kolumbien lebt. Sie ist eine von über fünf Millionen Geflüchteten und Migrierten, die Venezuela in den letzten Jahren verlassen haben, um in einem anderen Land in Lateinamerika und der Karibik zu leben.

Die Covid-19-Pandemie zwingt nun Zehntausende Menschen wie Kendry zu einem Leben in Armut oder in Abhängigkeit von humanitärer Hilfe, da die Lockdown-Maßnahmen es ihnen unmöglich machen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Nach den Forschungen von NRC Flüchtlingshilfe haben vertriebene Frauen und Mädchen mit den größten Auswirkungen und Risiken zu kämpfen.

NRC Flüchtlingshilfe leistet venezolanischen Flüchtlingen und Migrierten finanzielle Unterstützung. Außerdem bieten wir Workshops an, um den Menschen zu helfen, mit Traumata und Stress umgehen zu lernen.

MOSAMBIK: NORCAP-Expertin Sabine Nana (rechts) führt in einer Gesundheitseinrichtung in Mosambik eine Informationsveranstaltung zum Thema Empfängnisverhütung und Familienplanung durch.

8. Fachleute einsetzen

Wie wir in der Covid-19-Pandemie gesehen haben, wird geschlechtsspezifische Gewalt durch Krisen häufig verstärkt.

MOSAMBIK: Menschen vor geschlechtsspezifischer Gewalt schützen

„Ich bin seit zwei Jahren verheiratet“, sagt die 17-jährige Delfina. Sie erwartet ihr erstes Kind.

Sie hat soeben an einer Informationsveranstaltung zum Thema Empfängnisverhütung in einer provisorischen Klinik teilgenommen, die NORCAP-Expertin Sabine Nana mit den Krankenschwestern und Hebammen durchgeführt hat. NORCAP ist unser globales Expertenteam in den Bereichen humanitäre Hilfe, Entwicklung und Friedensbildung.

Delfina ist eine von vielen Jugendlichen in Mosambik, die schon als Kind verheiratet wurden. Mosambik ist eins der ärmsten Länder der Welt und hat eine sehr hohe Kinderheiratsrate.

Im März 2019 wurde das Land von zwei Zyklonen getroffen, die Tausende Häuser, Klassenräume und andere Einrichtungen zerstörten – darunter auch 45 Krankenhäuser. Mit dem Sturm kamen Überschwemmungen, durch die ganze Gemeinden abgeschnitten wurden.

Unsere Expertengruppe setzt sich unter anderem durch Aufklärung dafür ein, Frauen und Mädchen besser zu schützen.