Die Familie, die einen Bauernhof baute

A 27 year old woman, with her three children smiling to the camera.

Solmarina, 27, mit ihren drei Kindern (von links nach rechts): Alfreimar, 6, Fabiari, 4, und Solimar, 10. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Solmarina, 27, mit ihren drei Kindern (von links nach rechts): Alfreimar, 6, Fabiari, 4, und Solimar, 10. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Es ist nun drei Jahre her, seit Solmarina, ihr Mann und ihre drei Kinder Venezuela verlassen haben. Ihnen waren die Lebensmittel und die für ihre Tochter lebenswichtigen Medikamente ausgegangen. Mittlerweile hat die hart arbeitende, liebevolle Mutter, trotz aller Armut und Unsicherheit, die in Kolumbien herrscht, einen sicheren Zufluchtsort für ihre Kinder geschaffen.

Orange bauble decorated with a hand holding a heart

Wir sind in Cucuta, einer großen kolumbianischen Stadt an der Grenze zu Venezuela. Es ist ein heißer, geschäftiger Ort, wo die Temperatur tagsüber selten unter 30 Grad sinkt. In der Stadt befindet sich die Simón-Bolivar-Brücke – ein wichtiger Grenzübergang für Venezolanerinnen und Venezolaner, die vor der wirtschaftlichen und ökonomischen Krise in ihrem Heimatland fliehen.

Solmarina und ihre Familie leben am Rand der Stadt. Der Weg zu ihrem Hof führt über eine baufällige Brücke über einen trüben Fluss. Wenn man die andere Seite erreicht, findet man dort einen idyllischen Zufluchtsort.

Luftaufnahmen der kleinen Familienfarm. „Ich mag an dem Haus, dass wir uns viel im Freien aufhalte“, sagt Solmarina. „Was mir nicht gefällt, ist der Fluss vor dem Haus. Es ist Abwasser.“ Filmmaterial: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Luftaufnahmen der kleinen Familienfarm. „Ich mag an dem Haus, dass wir uns viel im Freien aufhalte“, sagt Solmarina. „Was mir nicht gefällt, ist der Fluss vor dem Haus. Es ist Abwasser.“ Filmmaterial: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Vom Schweinestall zum Wohnhaus

Dieser abgelegene Ort ist das Zuhause der Familie, seit sie in Kolumbien angekommen ist. Der Vermieter hatte das kleine Gebäude und das Grundstück zuvor zur Schweinehaltung genutzt. Für eine fünfköpfige Familie war es ungeeignet.

„Als wir hier ankamen, hatten wir nichts“, sagt Solmarina. „Wir schliefen auf einer dünnen Matratze und kochten auf Holz. Es war sehr schwierig.“

Aber das ist nun Vergangenheit. Sobald man hier ankommt, fühlt man sich zu Hause. Alles wirkt ruhig, einladend und kühl. Es ist ein Ort, an dem man Zeit verbringen und den man erkunden möchte. Solmarina hat ihn in ein fast autarkes, ja sogar wunderschönes Zuhause verwandelt.

Im Garten wachsen Papayas, Kartoffeln, Zitronen und tropische Pflanzen. Dutzende Hühner, eine Handvoll Enten, zwei Hunde und ein Kätzchen laufen frei auf dem Grundstück herum. In dem kleinen Stall im Garten leben zwei Schweine und ein Ferkel. In einer Ecke des Gartens zieren bunte Bilder die Wände – das ist die „Hausaufgabenecke“ der Kinder.

Solmarinas Ehemann ist Bauarbeiter, die Auftragslage ist derzeit jedoch sehr unbeständig. Das macht es schwer für die Familie, einfache Dinge wie das Gas zum Kochen zu bezahlen. Aber indem sie ihre Lebensmittel selbst anbauen, konnten sie den finanziellen Engpass etwas mildern.

„Wir haben es nach und nach zu unserem Zuhause gemacht“, sagt Solmarina stolz. „Wir haben jetzt Wasser am Haus. Als wir ankamen, war hier nichts. Wir haben noch keinen Strom, aber hoffentlich eines Tages.“

Als wir die dreifache Mutter fragen, was sie an ihrem Zuhause am meisten mag, antwortet sie: „Die Ruhe. Wir haben auch vor unserer Flucht Tiere gehalten, dies ist also unser kleines Venezuela.“

Das beste Weihnachtsgeschenk ist das, das man selbst macht. Kaufen Sie noch heute ein vorübergehendes Zuhause für eine Familie.


Die folgenden Bilder zeigen Details des kleinen Hofes der Familie. Klicken Sie auf ein Bild, um es zu vergrößern.

A pig.

Eins der Schweine der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Eins der Schweine der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A dog with big, expressive eyes looking up.

Einer der heiß geliebten Hunde der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Einer der heiß geliebten Hunde der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A woman in white trousers and a colourful top is feeding chickens. They're standing on a concrete floor.

Solmarina beim Füttern der Hühner. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Solmarina beim Füttern der Hühner. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A pink and blue elephant toy has been repurposed to a plant pot. The plant is green and dark red.

Ein Blumentopf aus einem alten, ausrangierten Spielzeug. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Ein Blumentopf aus einem alten, ausrangierten Spielzeug. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

4 small plants planted in buckets and other containers. They're standing on an old cable drum.

Solmarina verwendet Materialien, die sie findet, um darin neue Pflanzen zu ziehen. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Solmarina verwendet Materialien, die sie findet, um darin neue Pflanzen zu ziehen. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Item 1 of 5
A pig.

Eins der Schweine der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Eins der Schweine der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A dog with big, expressive eyes looking up.

Einer der heiß geliebten Hunde der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Einer der heiß geliebten Hunde der Familie. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A woman in white trousers and a colourful top is feeding chickens. They're standing on a concrete floor.

Solmarina beim Füttern der Hühner. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Solmarina beim Füttern der Hühner. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A pink and blue elephant toy has been repurposed to a plant pot. The plant is green and dark red.

Ein Blumentopf aus einem alten, ausrangierten Spielzeug. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Ein Blumentopf aus einem alten, ausrangierten Spielzeug. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

4 small plants planted in buckets and other containers. They're standing on an old cable drum.

Solmarina verwendet Materialien, die sie findet, um darin neue Pflanzen zu ziehen. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Solmarina verwendet Materialien, die sie findet, um darin neue Pflanzen zu ziehen. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Tochter vor Leid schützen

Eine sichere Zuflucht zu schaffen, das war für Solmarina vor allem wegen ihrer ältesten Tochter besonders wichtig. Die zehnjährige Solimar ist krank.

Als sie drei Jahre alt war, hatte Solimar plötzlich Anfälle. Sie hörten vorübergehend auf und fingen wieder an, als sie fünf war. Dann wurde bei ihr Epilepsie diagnostiziert.

„Die Ärzte gaben ihr Medikamente“, erklärt Solmarina. „Sie bekam starke Beruhigungsmittel. Aber die waren in Venezuela unmöglich zu bekommen. Das war einer der Gründe, warum wir hierher zogen. Das, und weil wir nicht genug zu essen hatten.“

Portrait of a young girl looking down. Her black hair is braided and she has a face mask pulled under her chin.

Solmarina sagt, ihre älteste Tochter sei ein Geschenk. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Portrait of a young girl looking down. Her black hair is braided and she has a face mask pulled under her chin.

Solmarina sagt, ihre älteste Tochter sei ein Geschenk. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Als die Familie hierher zog, konnte Solimar ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Aber infolge des starken Anstiegs an venezolanischen Geflüchteten, die nach Kolumbien kamen, weigerten sich die Krankenhäuser zunehmend, Migranten ohne Papiere kostenlos zu behandeln.

Solimar braucht neurologische Betreuung, Physiotherapie, einen Psychologen, Vitamine und Sprachtherapie. „Das können wir uns einfach nicht leisten“, erzählt uns die liebevolle Mutter bedauernd.

NRC Flüchtlingshilfe steht der Familie mit Rechtsberatung zur Seite, damit sie kolumbianische Papiere bekommt. Damit hätte Solimar dann Zugang zu Krankenhausbehandlung und Solmarinas Mann könnte ein regelmäßigeres Einkommen erzielen. Die Antwort steht jedoch noch aus.

In der Zwischenzeit tut Solmarina alles in ihrer Macht stehende, um ihre Tochter vor Leid zu beschützen. „Sie ist ein glückliches Kind“, sagt die Mutter. „Sie ist unschuldig. Sie weiß nichts von den schlimmen Dingen, die in de Welt passieren, deshalb ist sie glücklich.“

A person on the road, holding a child and a backpack. Behind them is an open-top car with two people.

Venezolanische Flüchtende. Foto: Milena Ayala/NRC Flüchtlingshilfe

A person on the road, holding a child and a backpack. Behind them is an open-top car with two people.

Venezolanische Flüchtende. Foto: Milena Ayala/NRC Flüchtlingshilfe

Venezolanische Flüchtlinge in Kolumbien

Im Laufe der vergangenen sechs Jahre haben der Zusammenbruch von öffentlichen Versorgungsleistungen und die Verschlechterung der Lebensbedingungen in Venezuela zu einer der größten Massenfluchtbewegungen in der Geschichte Südamerikas geführt. Über 5,8 Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner haben ihr Heimatland verlassen.

Millionen sind über die Grenze ins benachbarte Kolumbien geflohen. Wenn sie dort ankommen, sehen sich viele mit einer bitteren Realität konfrontiert: Armut, Gefahr und Diskriminierung. „Ohne Unterkunft, Ausbildung oder Arbeit war ich gezwungen, meinen Körper zu verkaufen, um zu überleben“, erzählt uns eine Migrantin in Kolumbien.

Im Februar 2020 kündigte die kolumbianische Regierung an, den 1,7 Millionen venezolanischen Flüchtlingen, die innerhalb ihrer Grenzen lebten, ein vorläufiges Aufenthaltsrecht zu gewähren – ein Versprechen, das bisher noch nicht eingelöst wurde.

NRC Flüchtlingshilfe ist an der Grenze vor Ort und bietet Lebensmittel, Rechtsberatung und Unterstützung in Sachen Bildung an. Insgesamt sind die humanitären Maßnahmen jedoch stark unterfinanziert.

Einzelunterricht

Solimar hat den Kindergarten besucht und die erste und zweite Klasse der Grundschule absolviert. Aufgrund ihrer Erkrankung kann sie jedoch vorerst nicht weiter zur Schule gehen.

„Sie musste wegen ihrer Krankheit die Schule abbrechen. Es ist schwer für sie, sich Dinge zu merken. Wenn man ihr etwas erklärt, hat sie es am nächsten Tag wieder vergessen“, sagt Solmarina.

„Meine Tochter hat Schwierigkeiten, einen Stift zu halten. Sie braucht noch Zeit zum Lernen, weil sie es immer wieder vergisst.“

Dank der finanziellen Unterstützung durch Education Cannot Wait kann NRC Flüchtlingshilfe Solimar eine Nachhilfelehrerin zur Seite stellen. Diese kommt zweimal pro Woche zu ihr nach Hause und unterrichtet sie nicht nur nach dem staatlichen Lehrplan, sondern bietet darüber hinaus auch Physiotherapie an. Beides ist wichtig, damit Solimar eines Tages wieder mit Gleichaltrigen im Klassenzimmer lernen kann.

A young girl and her tutor is playing with blue paper elephants and straws.

Solimar und ihre Tutorin im Garten der Familie. Solmarina sagt, dass die Familie nicht viel hinausgehen könne, daher sei die Lehrerin, die zu ihnen ins Haus komme, eine gute Gelegenheit für die Kinder, Spaß zu haben. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

A young girl and her tutor is playing with blue paper elephants and straws.

Solimar und ihre Tutorin im Garten der Familie. Solmarina sagt, dass die Familie nicht viel hinausgehen könne, daher sei die Lehrerin, die zu ihnen ins Haus komme, eine gute Gelegenheit für die Kinder, Spaß zu haben. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

„Dieser Einzelunterricht, den NRC Flüchtlingshilfe uns ermöglicht, ist so wichtig für sie zum Lernen“, sagt Solmarina. „Wir sind so dankbar für die Unterstützung. Meine Tochter lernt so viel.“

Solimar ist schüchtern, aber zu ihrer Lehrerin hat sie eine starke Bindung entwickelt. Wenn sie zusammen sind, macht das Lernen Spaß.

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Die Liebe einer Mutter

Trotz aller Widrigkeiten hat Solmarina für Solimar und ihre anderen beiden Kinder einen sicheren Ort zum Leben und Lernen geschaffen.

Portrait of a woman with her hair in a bun. She is surrounded by trees and green plants.

Solirina gießt die Pflanzen auf der kleinen Farm. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Portrait of a woman with her hair in a bun. She is surrounded by trees and green plants.

Solirina gießt die Pflanzen auf der kleinen Farm. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

„Meine Tochter ist bezaubernd. Sie ist ein Geschenk. Sie und ihre Geschwister sind sich sehr nah. Sie ist die Große, aber ihre jüngere Schwester kümmert sich um sie, als sei sie die Ältere.“

Auf die Frage, was sie an ihrer Schwester am meisten liebt, antwortet die sechsjährige Alfreimar: „Alles.“ Das bringt Solmarina zum Lächeln. „Sie sind so unschuldig. Sie passen aufeinander auf“, sagt sie.

Der kleine Hof der Familie, den Solmarina gebaut hat, bietet den Kindern einen sicheren Platz zum Leben, Lernen und glücklich sein.

Das Leben in Kolumbien ist für die gefährdete venezolanische Bevölkerung, denen es an Schutz und Sicherheit fehlt, extrem schwer. Das beste Geschenk ist das, das Sie selbst machen – kaufen Sie zu Weihnachten ein Geschenk, das Leben rettet.