Vertrieben im Jemen:

Endlich wieder Schule

Yamama kann endlich wieder zur Schule gehen. „Ich möchte gern Ärztin werden, wie meine Cousine. Dann kann ich anderen vertriebenen Kindern und Familien helfen“, sagt sie. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama kann endlich wieder zur Schule gehen. „Ich möchte gern Ärztin werden, wie meine Cousine. Dann kann ich anderen vertriebenen Kindern und Familien helfen“, sagt sie. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

In bildung investieren

Der Krieg hat Yamama, 10, mehrere Schuljahre gekostet. Nun geht sie wieder zur Schule und kann endlich wieder lächeln.

Doch das war nicht immer so. Yamama erinnert sich an den verhängnisvollen Tag vor drei Jahren, als bewaffnete Männer ihre Schule in ihrer Heimatstadt Hodeidah angriffen.

Yamama und ihre Familie konnten sich nach einer dramatischen Flucht in Sicherheit bringen.

„Wir flohen mit dem Auto. Als wir aus der Stadt herausfuhren, explodierten Bomben in den Gebäuden um uns herum. Viele Menschen wurden getötet“, erzählt sie.

Helfen Sie mehr Kindern wie Yamama, wieder zur Schule zu gehen.

Seit ihrer Flucht lebt Yamama in diesem Lager für Binnenvertriebene. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamamas Vater Omar ist begeistert, dass seine Tochter endlich zur Schule gehen kann. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Seit ihrer Flucht lebt Yamama in diesem Lager für Binnenvertriebene. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamamas Vater Omar ist begeistert, dass seine Tochter endlich zur Schule gehen kann. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Sie suchten Zuflucht in einem Lager in der Nähe von Lahidsch, wo sie nun seit drei Jahren leben.

„Als wir aus der Stadt herausfuhren, explodierten Bomben in den Gebäuden um uns herum. Viele Menschen wurden getötet.“
Yamama

Als sie in dem Lager ankamen, war Yamama traurig, weil sie nicht zur Schule gehen konnte.

„Wir wurden von den Einheimischen mit Argwohn betrachtet und die Schulen zögerten, die vertriebenen Kinder aufzunehmen“, sagt Saeed Omar, Yamamas Vater.

„Zudem war ich arbeitslos und konnte das Schulmaterial nicht bezahlen. Aber jetzt hat die Situation sich zum Besseren gewendet.“ Er lächelt und sieht seine Tochter an, die gerade aus der Schule gekommen ist und nun ihre Hausaufgaben macht.

Zwei Millionen Kinder ohne Schulbildung
Die Situation im Jemen gilt als größte humanitäre Krise der Welt. Der seit sechs Jahren anhaltende Krieg hat vier Millionen Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen.

„Die Krise betrifft vor allem Kinder“, sagt Isaac Ooko, der den Einsatz von NRC Flüchtlingshilfe im Jemen leitet.

„Zwei Millionen Kinder haben die Chance auf eine Schulausbildung verloren. Die Bildung ist ein weiteres Opfer dieses Krieges geworden, der die Kinder ihrer Zukunft beraubt und sie in Armut gefangen hält.“

Seiner Meinung nach habe es oberste Priorität, den Bildungssektor im Jemen zu unterstützen. „Wir müssen diese Angriffe auf Schulen stoppen, sicherstellen, dass Lehrkräfte ein geregeltes Gehalt bekommen und dass internationale Geber die Bildung finanzieren. Jedes Kind im Jemen sollte ein Recht auf Zugang zu Bildung haben.“

34.772 kinder und jugendliche nahmen 2020 an unserem bildungsprogramm im Jemen teil.

Nora Salem, 10, geht ins Yamamas Klasse. Auch sie ist vor dem Krieg geflohen und lebt nun im selben Lager. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Nora Salem, 10, geht ins Yamamas Klasse. Auch sie ist vor dem Krieg geflohen und lebt nun im selben Lager. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe


Bildung: „Die wichtigste Investition, die wir machen können”

Malka Mohammed, 26, arbeitet für NRC Flüchtlingshilfe im Jemen als pädagogische Assistentin. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, in die Bildung von Kindern und Jugendlichen zu investieren.

Malka Mohammed, 26, arbeitet für NRC Flüchtlingshilfe im Jemen als pädagogische Assistentin. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, in die Bildung von Kindern und Jugendlichen zu investieren. Foto: Ingrid Prestetun/NRC Flüchtlingshilfe

Malka Mohammed, 26, arbeitet für NRC Flüchtlingshilfe im Jemen als pädagogische Assistentin. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, in die Bildung von Kindern und Jugendlichen zu investieren. Foto: Ingrid Prestetun/NRC Flüchtlingshilfe

„Wenn wir nicht mehr in Bildung investieren, verlieren wir möglicherweise eine ganze Generation. Bildung garantiert Frieden und Stabilität und gibt einer jungen Generation von Jemenitinnen und Jemeniten Hoffnung.“
Malka Mohammed, NRC Flüchtlingshilfe Jemen

Angriffe auf Schulen
Einem Bericht der GCPEA (Global Coalition to Protect Education from Attack) zufolge zählt der Jemen mit über 1.500 Angriffen zwischen 2015 und 2019 zu den Ländern, die weltweit am stärksten von Angriffen auf Schulen betroffen sind. Dazu gehören Luftangriffe, Bodenangriffe, Artillerie, Schüsse und Granaten, die Schulen beschädigen oder zerstören.

Auch der militärische Gebrauch von Schul- und Universitätsgebäuden wurde erfasst. Es gibt Berichte von Kindern, die auf dem Schulweg von bewaffneten Gruppen rekrutiert werden.

Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Yamama vor ihrer neuen Schule, die von NRC Flüchtlingshilfe gebaut wurde. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama und ihre Freundinnen Amira und Sabreen spielen nach der Schule. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama vor ihrer neuen Schule, die von NRC Flüchtlingshilfe gebaut wurde. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama und ihre Freundinnen Amira und Sabreen spielen nach der Schule. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Neue Schule gibt Hoffnung für die Zukunft

Yamamas Vater war verzweifelt, bevor NRC Flüchtlingshilfe die Initiative zum Bau der neuen Schule ergriff.

„Ich war frustriert und entmutigt, aber glücklicherweise griff NRC Flüchtlingshilfe ein und nun können alle unsere Kinder wieder zur Schule gehen“, sagt Omar.

„NRC Flüchtlingshilfe hat alles gegeben, um den Kindern zu helfen und sie mit Schultaschen, Büchern und Schreibmaterial auszustatten. Sie haben sogar eine neue Schule gebaut“, sagt Yamamas Vater Omar.

Stolz fährt er fort: „Yamama liebt die Schule. Ihre Freizeit verbringt sie größtenteils zu Hause, wo sie Hausaufgaben macht, liest und zeichnet. Sie gehört zu den Besten in ihrer Klasse.“

Nun hofft er, dass die Kinder die Schule abschließen und danach eine höhere Ausbildung absolvieren können, um Lehrer oder Ärzte zu werden, oder wovon auch immer sie träumen.

„Die Kinder sind in der Schule von NRC Flüchtlingshilfe in Sicherheit. Die Lehrkräfte sind nett und kümmern sich gut um sie“, sagt er.

Neues Leben, neue Freunde, neue Zukunft

Yamama freut sich jeden Tag aufs Neue auf die Schule. Sie und ihre Freunde gehen gern schon früh zur Schule, damit sie vor dem Unterricht noch etwas auf dem Schulhof spielen können.

„Normalerweise haben wir ein paar Stunden vor und ein paar Stunden nach dem Mittagessen, bevor wir nach Hause gehen. Auf dem Schulweg müssen wir uns gut vor rücksichtslosen Fahrern in acht nehmen.“

Wenn Yamama gerade keine Hausaufgaben macht oder im Haushalt hilft, ist sie mit ihren Freundinnen Amira und Sabreen zusammen.

„Ich habe neue Freundinnen gefunden und ich fühle mich hier im Lager sicher, aber ich habe trotzdem Heimweh.“

Yamama steht auf und beantwortet die Frage der Lehrerin. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama steht auf und beantwortet die Frage der Lehrerin. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Schwerer Start ins Leben

Yamamas Lehrerin, Zahrah Amin Ahmed Mohammed, 35, findet, die Kinder hätten einen schweren Start ins Leben gehabt.

„Anfangs fühlten Yamama und die anderen vertriebenen Kinder sich in der ursprünglichen Schule nicht willkommen. Nun, da NRC Flüchtlingshilfe die neue Schule gebaut hat, fühlen sie sich nicht mehr gemobbt und diskriminiert.“

„In die Bildung zu investieren, gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir machen können“; sagt Yamamas Lehrerin Zahrah Amin Ahmed Mohammed. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

„In die Bildung zu investieren, gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir machen können“; sagt Yamamas Lehrerin Zahrah Amin Ahmed Mohammed. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Das ist in diesem kriegszerrütteten Land, in dem Hass und Ablehnung leicht Fuß fassen, eine gute Nachricht.

„In die Bildung zu investieren, gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir machen können. So legen wir den Grundstein für persönliches Wachstum und gesellschaftliche Entwicklung. Bildung trägt dazu bei, die Zukunft der Kinder zu sichern, sowohl als Individuen als auch als Bürgerinnen und Bürger“, sagt die optimistische Lehrerin.

Yamama liebt Zeichnen

Yamama zeichnet für ihr Leben gern. Stundenlang kann sie sich mit ihren Buntstiften und dem Zeichenblock beschäftigen. So verarbeitet sie all die Schwierigkeiten, die das Leben als Vertriebene mit sich bringt, und kann ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken.

„Nun bin ich glücklich und gehe wirklich gern zur Schule“, sagt sie und zeigt stolz eine ihrer Zeichnungen. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama mit ihren Eltern und drei ihrer Geschwister. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

„Nun bin ich glücklich und gehe wirklich gern zur Schule“, sagt sie und zeigt stolz eine ihrer Zeichnungen. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

Yamama mit ihren Eltern und drei ihrer Geschwister. Foto: Mahmud Al-Filastini/NRC Flüchtlingshilfe

„Als ich nicht mehr zur Schule gehen konnte, war ich traurig und habe viel geweint. Nun bin ich glücklich und gehe wirklich gern zur Schule.“
Yamama

„Als ich nicht mehr zur Schule gehen konnte, war ich traurig und habe viel geweint. Nun bin ich glücklich und gehe wirklich gern zur Schule“, sagt sie und zeigt stolz eine ihrer Zeichnungen.

Das Bild zeigt eine große Sonne und ein paar Wolken über einem Haus mit Fenstern und Gardinen. In den Garten hat sie sich selbst gezeichnet.

Ein neues Zuhause

NRC Flüchtlingshilfe hat für die Familie im Lager eine neue Unterkunft gebaut und sauberes Wasser und Toiletten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat NRC Flüchtlingshilfe der Familie geholfen, Geburtsurkunden für die Kinder und Ausweispapiere für die Eltern zu bekommen. Die Familie hat außerdem Bargeldhilfe bekommen, um Lebensmittel und andere wichtige Dinge kaufen zu können.

Ihr Zuhause ist einfach und viel zu klein für die neunköpfige Familie, aber die Kinder haben nun einen sicheren Platz, wo sie leben und ihre Hausaufgaben machen können. Für die zehnjährige Yamama bedeutet die neue Schule alles und sie sieht optimistisch in die Zukunft.

„Ich möchte gern Ärztin werden, wie meine Cousine. Dann kann ich anderen vertriebenen Kindern und Familien helfen“, sagt sie.