Dr. Hamoud Hodeish, pädiatrischer Onkologe am Nationalen Onkologiezentrum in Sana'a, besucht einen jungen Patienten und seine Angehörigen im Krankenhaus. „Wir machen sein 2014 schwere Zeiten durch. Das Zentrum steht vor vielen Problemen, u. a. Mangel an Medikamenten, Kapazitäten und verschiedene Behandlungen. Aufgrund der aktuellen Situartion können wir keine Chemopatienten handeln. Wir haben Schwierigkeiten Arzneimittel einzuführen und Radiotherapiegeräge sind bereits zusammengebrochen.“ Foto: Karl Schembri/NRC.

Hilfsorganisationen im Jemen: Seit drei Jahren geschlossener Flughafen Sana‘a für tausende Kranke ein Todesurteil

Veröffentlicht 05. Aug. 2019
Sana’a/Berlin, 05. August 2019. Seit drei Jahren hindert eine Beschränkung des jemenitischen Luftraums, eingeführt 2016 durch die von Saudi-Arabien geführte Koalition, tausende kranke Zivilisten daran, für dringende medizinische Behandlungen das Land zu verlassen. Daran erinnern heute die internationalen Hilfsorganisationen CARE und NRC (Norwegian Refugee Council).

Seit dem 9. August 2016 ist der Flughafen von Sana‘a für Geschäfts- und Zivilflüge geschlossen. Schätzungen zufolge seien laut des Gesundheitsministeriums in Sana‘a bereits 32.000 Menschen gestorben, weil sie nicht ausreisen und deshalb nicht die notwendige medizinische Behandlung erhalten konnten.

CARE und NRC fordern die Kriegsparteien deshalb wiederholt dazu auf, eine Vereinbarung über die Wiedereröffnung des Flughafens Sana‘a für Geschäfts- und Zivilflüge zu treffen. Insbesondere Großbritannien, die USA und Frankreich, müssen Druck auf beide Seiten des Konfliktes ausüben, um das politische Ringen um den Flughafen zu beenden und humanitäres Leid zu lindern.

„Gewehre, Bomben und Cholera kosten schon genug Menschenleben. Die Schließung des Flughafens verurteilt Tausende weitere zum Tode“, sagt Mohammed Abdi, Länderdirektor des Norwegischen Flüchtlingsrates im Jemen. „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, kranken Zivilisten die Ausreise zu verweigern, wo sie doch lebensrettende medizinische Behandlungen in Anspruch nehmen müssten.“

Vier Jahre Krieg haben das Gesundheitssystem im Jemen stark geschwächt. Nur knapp die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen ist voll funktionsfähig. Nach Angaben des jemenitischen Gesundheitsministeriums ist ein Großteil der medizinischen Geräte im Land veraltet und muss dringend ersetzt werden. Ein fast vollständiger Stopp der kommerziellen Lieferungen und Medikamente über den Flughafen Sana‘a, verbunden mit den Einfuhrbeschränkungen über den Hafen von Hodeidah, hat die Preise mehr als verdoppelt. Damit sind Medikamente für den Großteil der Bevölkerung unbezahlbar geworden. Besonders schwer trifft dies Menschen mit chronischen Herzproblemen, Blutkrankheiten oder Krebs. Vor dem Krieg seien rund 7.000 Jemeniten jährlich vom Flughafen in Sana‘a für medizinische Behandlungen ins Ausland flogen, berichtet das Gesundheitsministerium.

„Menschen sterben, weil ihnen medizinische Behandlungen verwehrt bleiben“, erklärt Jennifer Bose, CARE-Nothelferin, die gerade aus dem Jemen zurückgekehrt ist. „Die anhaltende Schließung des Flughafens Sana‘a ist zum Symbol geworden für ein Land, das nicht mehr funktionsfähig ist. Millionen Frauen, Männer und Kinder leiden im Jemen unter dem Versorgungsmangel. Dinge, die wir in den meisten anderen Ländern als absolut selbstverständlich ansehen, sind hier unerschwinglicher Luxus. Das muss ein Ende haben. Alle Häfen – Land, Luft und Meer – müssen uneingeschränkt geöffnet bleiben.“