Das Stück Papier, das die Zukunft verändert

Wie viele andere Kinder, die aus dem vom Krieg verwüsteten Jemen fliehen, hat auch der achtjährige Hamza keine Geburtsurkunde. Deshalb konnte er keine Schule besuchen. Aber jetzt sieht seine Zukunft besser aus.

Ein einziges Dokument kann die Zukunft einer vertriebenen Familie bestimmen. Im Jemen sorgen wir dafür, dass Kinder Geburtsurkunden erhalten, damit sie Zugang zu lebensrettender medizinischer Versorgung, Schutz und Bildung haben – und einen Beweis, dass sie existieren.

Als NRC die Arbeit im Lager Al-Mishqafa in Lahj im Südjemen aufnahm, fiel unserem Team auf, dass viele der dort lebenden Vertriebenen keine Papiere besaßen.

Wir organisierten im Lager eine Informationsveranstaltung, bei der wir die Menschen darüber aufklärten, wie wichtig es ist, solche Dokumente zu besitzen.

 

Warum Papiere so wichtig sind

Geburtsurkunden ermöglichen Kindern Zugang zu medizinischer Versorgung und den nötigen Impfungen. Jedes Jahr sterben Millionen Kinder an vermeidbaren Krankheiten, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben. Nicht registrierte Kinder haben oft gar keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder bezahlen mehr dafür als Kinder mit Papieren.

Geburtsurkunden sind ein bleibender Beweis für die Existenz eines Kindes. Sie können Schutz bieten, die Rechte der Kinder garantieren und Kindern den rechtlichen Nachweis über ihre familiären Bindungen erbringen und so sicherstellen, dass sie erhalten, was ihnen zusteht.

Wenn Kinder im Katastrophenfall von ihren Familien getrennt werden, ist es ohne ordnungsgemäße Papiere nahezu unmöglich, sie wieder mit ihren Familien zusammenzubringen. Mit einer Geburtsurkunde können die Regierungsbeamten Familien sicher wieder zusammenführen und für jedes Kind Rechenschaft ablegen.

Ruaa Mohammed und Nuhad Mubarak von NRC erklären Hamzas Mutter Nour die Geburtsurkunden, die ihre Kinder gerade bekommen haben. Foto: Ingrid Prestetun/NRC

Keine Geburtsurkunde, keine Schule

Was Geburtsurkunden darüber hinaus ermöglichen, ist Bildung. Mit einer Geburtsurkunde verfügt ein Kind über die nötigen Unterlagen, um sich an einer öffentlich finanzierten Schule anzumelden. Ohne Papiere kann ein Kind von der Teilnahme am Unterricht ausgeschlossen werden.

Der achtjährige Hamza hatte nie eine Geburtsurkunde. In den Jahren, in denen seine Familie vertrieben war, konnte er daher nicht zur Schule gehen. Jetzt sieht seine Zukunft rosiger aus.

Nachdem seine Mutter im Lager an der Informationsveranstaltung von NRC teilgenommen hatte, sorgte sie dafür, dass Hamza und seine Geschwister Geburtsurkunden bekame. Hamza ist begeistert.

„Ich möchte zur Schule gehen und neue Freunde finden. Wenn ich groß bin, möchte ich einmal Arzt werden. Ich bin so froh, dass ich endlich eine Geburtsurkunde habe“, sagt er lächelnd.