Ein Mann begutachtet einen Feuerschaden im Flüchtlingslager in der Nähe von Cox’s Bazar. Foto: Sadia Rahman/NRC Flüchtlingshilfe

Bangladesch: Abwärtsspirale Richtung Hunger und Tod

Veröffentlicht 27. Mai 2023
Die drastische Kürzung der Lebensmittelrationen für die Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch wird tödliche Folgen haben, warnt NRC Flüchtlingshilfe.

Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) war die UN-Organisation erneut dazu gezwungen, die ohnehin schon rückläufige Lebensmittelhilfe aufgrund kritischer Finanzierungslücken noch weiter zu kürzen. Ab dem 1. Juni 2023 werden nahezu eine Million Menschen in Cox’s Bazar, der größten Flüchtlingssiedlung der Welt, mit nur noch 83% des anerkannten globalen humanitären Standards von 2.100 Kalorien auskommen müssen.

„Leider wissen wir, was in solchen Situationen als Nächstes passiert. Wenn die Rationen gekürzt werden, ist das Ergebnis Unterernährung und ein geschwächtes Immunsystem. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Spannungen nehmen, was zu Kriminalität, Gewalt und geschlechtsspezifischer Gewalt führen kann. Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von riskanten Überlebensstrategien wie Verschuldung, Kinderheirat, Prostitution und den Versuch, Bangladesch über ungesicherte Routen zu verlassen, was die Gefahr des Menschenhandels erhöht“, sagt Wendy McCance, Landesdirektorin für NRC Flüchtlingshilfe in Bangladesch.

Eine Mutter unter den Rohingya-Flüchtlingen erzählt unserem Team: „Heute hatten wir so gut wie gar nichts zu essen. Mein 13-jähriger Sohn will das Land auf dem Seeweg verlassen. Ich habe Angst. Jeder hier weiß, dass diese Reisen tödlich enden.“

Wir fragen sie, ob bereits andere Geflüchtete durch die Situation gezwungen waren, das Lager zu verlassen. Sie antwortet: „Ja, wir müssen überleben. Andere werden versuchen, in Bangladesch illegale oder gefährliche Jobs zu finden.“

In Bangladesch leben derzeit fast eine Million gewaltsam vertriebene Rohingya. Da sie keinen sicheren Rechtsstatus haben und sich weder frei bewegen noch arbeiten dürfen, sind sie gänzlich auf humanitäre Hilfe angewiesen.

„Der Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten für die Rohingya in Bangladesch, das nachlassende finanzielle Engagement der internationalen Gemeinschaft und die Verwüstung des Lagers durch den Zyklon Mocha am 14. Mai bringen die Geflüchteten an ihre Grenzen. Sie müssen immer höhere Risiken eingehen, um zu überleben, und bezahlen dafür möglicherweise mit ihrem Leben“, sagt McCance.

Die Hilfskürzungen des Welternährungsprogramms werden durch die fehlenden Mittel für den Joint Response Plan („Gemeinsamer Reaktionsplan“ – JRP) weiter verschärft. Weniger als 25% der für die humanitäre Hilfe im Jahr 2023 notwendigen Mittel wurden bisher bereitgestellt.

„Der humanitäre Reaktionsplan muss vollständig finanziert werden, um die Bevölkerung in irgendeiner Form zu unterstützen. Die Rohingya haben lange genug darauf gewartet, dass die Welt handelt und ihre Versprechen hält“, sagt McCance.

NRC Flüchtlingshilfe ruft darüber hinaus zu nachhaltigen Lösungen auf.

„Wir müssen diese endlose Spirale des Leids beenden, indem wir dafür sorgen, dass die Geflüchteten Zugang zu Lebensgrundlagen, Land und sicheren Orten zum Leben haben, damit sie für sich selbst sorgen können und nicht mehr von humanitärer Hilfe abhängig sind. Nur so können wir Leben retten,“ ergänzt McCance.

 

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