Dieser Beitrag wurde erstmals am 14. August 2025 in The Standard veröffentlicht.

Früher hatten meine Kinder größere Träume als eine nahrhafte Mahlzeit, doch das ist die Folge monatelanger, fast vollständiger Belagerung für die Kinder in Gaza. Immer wieder stellen sie dieselbe Frage: „Mama, was gibt es heute zu essen? ” Meistens gebe ich dieselbe Antwort, manchmal mit einer kleinen Abwandlung – ich füge etwas Linsen hinzu oder ersetze den Reis.
So viele Kinder in Gaza wissen heute nicht, wie Äpfel und Bananen aussehen, geschweige denn, wie sie schmecken. Tatsächlich kennen sie kaum etwas anderes als Brot und Bohnen. Diese Unterversorgung hat zu schwerer Unterernährung geführt, die weiterhin palästinensische Menschenleben fordert. Währenddessen unternimmt die Welt kaum etwas, um dies zu verhindern. Welche langfristigen Folgen hat dies für Kinder, die in einer so entscheidenden Phase ihrer Entwicklung Hunger leiden? Solche Fragen muss ich verdrängen.
In Konfliktgebieten entscheidet humanitäre Hilfe oft über Leben und Tod. Für mich und meine Kolleg*innen ist sie eine der wenigen Möglichkeiten, ein Gefühl von Sicherheit und Würde zu bewahren. Bei früheren Feindseligkeiten in Gaza konnten wir den Menschen immer helfen.
Hilfe zu leisten und zu erhalten ist dieses Mal für Hilfskräfte und schutzbedürftige Menschen gleichermaßen zu einer lebensgefährlichen Aufgabe geworden. Jeden Tag gehen wir zur Arbeit, um Menschen zu unterstützen, die sich in derselben Lage befinden wie wir: Familien, die schon viele Male vertrieben wurden, Eltern, die ihre Angehörigen verloren haben, und Kinder, die anstatt Naturwissenschaften und Mathe zu lernen, den Unterschied zwischen dem Summen einer Überwachungsdrohne und dem Lärm einer Kampfdrohne lernen.
Ein Teufelskreis treibt die Menschen in den Tod, noch bevor sie aufgefordert werden, sich viele Kilometer entfernt eine Tüte Mehl zu holen. Dabei werden sie in einer militarisierten Zone Panzerbeschuss und scharfer Munition ausgesetzt.
Ich habe einmal eine Frau gefragt, warum sie ihren Sohn zu den Lebensmittelverteilungsstellen gehen lässt. Dorthin, wo ständig Menschen getötet werden, während sie versuchen, etwas Nahrung zu bekommen. Sie sagte mir, sie habe versucht, ihn aufzuhalten, aber er sei zu hungrig gewesen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Wenn ich meine Arbeit nicht hätte, wäre ich einer von den Menschen, die kilometerweit laufen, obwohl sie wissen, dass sie es vielleicht nicht zurückschaffen.
Doch selbst diejenigen, die Arbeit haben, selbst Hilfskräfte wie wir, bleiben von Hunger und Durst nicht verschont. Die Märkte sind entweder leer oder bieten Grundnahrungsmittel zu Wucherpreisen an. Ein Kilo Reis kostet derzeit etwa 25 US-Dollar (ca. 21 Euro). Das entspricht dem Lohn für mehrere Tage, den viele einfach nicht haben. Dinge wie Fleisch und Eier sind nirgends zu finden.
Mein Arbeitgeber, das Norwegian Refugee Council (NRC), versorgt Zehntausende Menschen in Vertriebenenlagern mit Trinkwasser. Während in einer Notsituation die empfohlene Mindestmenge pro Person bei 15 Litern pro Tag liegt, können wir aufgrund der Beschränkungen Israels, das nur einen Bruchteil des für den Betrieb der Wasseraufbereitungsanlagen benötigten Treibstoffs in das Gebiet lässt, nur sechs Liter bereitstellen.
Für die palästinensische Bevölkerung bedeutet dies, dass sie sich zwischen Waschen und Trinken entscheiden müssen. Jeden Tag sehe ich Hunderte Menschen mit leeren Wasserbehältern in den Händen durch die Straßen ziehen und auf einen Tankwagen mit Wasser warten. Oft kommt der Wassertransporter gar nicht, und die Menschen sind gezwungen, unsauberes Wasser zu trinken. So wird den Palästinenser*innen mit jedem Schluck Wasser ihre Menschlichkeit genommen.
Während sich die Medien zu Recht auf die sich ausbreitende Lebensmittelknappheit in Gaza konzentrieren, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Gaza nicht nur von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten ist. Auch grundlegende Hygieneartikel fehlen. In den Vertriebenenlagern werden die Menschen von Mücken, Ratten und Läusen wachgehalten. In den dicht besiedelten Gebieten breiten sich Krankheiten aus, weil die Kanalisation überläuft. Die Menschen tragen Kleidung aus Vorhangstoff. Neugeborene haben nichts zum Anziehen.
Es stimmt, dass nach internationalem Druck einige Hilfsgüter eingetroffen sind. Das ist jedoch nichts im Vergleich zu den Mengen, die derzeit direkt außerhalb von Gaza lagern, unerreichbar für diejenigen, die sie benötigen. Der Arbeitsweg vieler Leser*innen ist deutlich länger als die Entfernung der Menschen in Gaza zu den Hilfsgütern, die die Grenze nicht passieren können.
Dennoch verweigert Israel die Einfuhr der meisten Güter nach Gaza, darunter auch Materialen für Unterkünfte. NRC verfügt über genügend Zelte, um mehr als 3.000 Familien unterzubringen. Doch solange Israel die Einfuhr nach Gaza nicht genehmigt, werden diese Familien weiterhin Tag und Nacht im Freien oder in überfüllten, provisorischen Unterkünften verbringen müssen.
So sieht der Alltag in Gaza aus. Unterdessen werden weiterhin Menschen getötet, ohne dass es Platz gibt, um sie zu begraben, und ohne dass ihre Familien Zeit haben, um sie zu betrauern. Israel setzt die gewaltsame Vertreibung von Menschen aus Gaza fort. Oft kurzfristig und unter Umständen, die es den Betroffenen unmöglich machen, auch nur das Nötigste mitzunehmen.
Unsere Kinder wissen nicht mehr, wie ein normales Leben aussieht, und dies wird Folgen haben, die Generationen überdauern werden. Aber wir haben ein Recht darauf, in Sicherheit und Würde zu leben. Deshalb müssen die Staats- und Regierungschef*innen der Welt handeln, um einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen, Hilfslieferungen zu ermöglichen und uns beim Wiederaufbau Gazas zu helfen.
Gaza wird ausgehungert: Wo bleibt die Welt?

Früher hatten meine Kinder größere Träume als eine nahrhafte Mahlzeit, doch das ist die Folge monatelanger, fast vollständiger Belagerung für die Kinder in Gaza. Immer wieder stellen sie dieselbe Frage: „Mama, was gibt es heute zu essen? ” Meistens gebe ich dieselbe Antwort, manchmal mit einer kleinen Abwandlung – ich füge etwas Linsen hinzu oder ersetze den Reis.
So viele Kinder in Gaza wissen heute nicht, wie Äpfel und Bananen aussehen, geschweige denn, wie sie schmecken. Tatsächlich kennen sie kaum etwas anderes als Brot und Bohnen. Diese Unterversorgung hat zu schwerer Unterernährung geführt, die weiterhin palästinensische Menschenleben fordert. Währenddessen unternimmt die Welt kaum etwas, um dies zu verhindern. Welche langfristigen Folgen hat dies für Kinder, die in einer so entscheidenden Phase ihrer Entwicklung Hunger leiden? Solche Fragen muss ich verdrängen.
In Konfliktgebieten entscheidet humanitäre Hilfe oft über Leben und Tod. Für mich und meine Kolleg*innen ist sie eine der wenigen Möglichkeiten, ein Gefühl von Sicherheit und Würde zu bewahren. Bei früheren Feindseligkeiten in Gaza konnten wir den Menschen immer helfen.
Hilfe zu leisten und zu erhalten ist dieses Mal für Hilfskräfte und schutzbedürftige Menschen gleichermaßen zu einer lebensgefährlichen Aufgabe geworden. Jeden Tag gehen wir zur Arbeit, um Menschen zu unterstützen, die sich in derselben Lage befinden wie wir: Familien, die schon viele Male vertrieben wurden, Eltern, die ihre Angehörigen verloren haben, und Kinder, die anstatt Naturwissenschaften und Mathe zu lernen, den Unterschied zwischen dem Summen einer Überwachungsdrohne und dem Lärm einer Kampfdrohne lernen.
Ein Teufelskreis treibt die Menschen in den Tod, noch bevor sie aufgefordert werden, sich viele Kilometer entfernt eine Tüte Mehl zu holen. Dabei werden sie in einer militarisierten Zone Panzerbeschuss und scharfer Munition ausgesetzt.
Ich habe einmal eine Frau gefragt, warum sie ihren Sohn zu den Lebensmittelverteilungsstellen gehen lässt. Dorthin, wo ständig Menschen getötet werden, während sie versuchen, etwas Nahrung zu bekommen. Sie sagte mir, sie habe versucht, ihn aufzuhalten, aber er sei zu hungrig gewesen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Wenn ich meine Arbeit nicht hätte, wäre ich einer von den Menschen, die kilometerweit laufen, obwohl sie wissen, dass sie es vielleicht nicht zurückschaffen.
Doch selbst diejenigen, die Arbeit haben, selbst Hilfskräfte wie wir, bleiben von Hunger und Durst nicht verschont. Die Märkte sind entweder leer oder bieten Grundnahrungsmittel zu Wucherpreisen an. Ein Kilo Reis kostet derzeit etwa 25 US-Dollar (ca. 21 Euro). Das entspricht dem Lohn für mehrere Tage, den viele einfach nicht haben. Dinge wie Fleisch und Eier sind nirgends zu finden.
Mein Arbeitgeber, das Norwegian Refugee Council (NRC), versorgt Zehntausende Menschen in Vertriebenenlagern mit Trinkwasser. Während in einer Notsituation die empfohlene Mindestmenge pro Person bei 15 Litern pro Tag liegt, können wir aufgrund der Beschränkungen Israels, das nur einen Bruchteil des für den Betrieb der Wasseraufbereitungsanlagen benötigten Treibstoffs in das Gebiet lässt, nur sechs Liter bereitstellen.
Für die palästinensische Bevölkerung bedeutet dies, dass sie sich zwischen Waschen und Trinken entscheiden müssen. Jeden Tag sehe ich Hunderte Menschen mit leeren Wasserbehältern in den Händen durch die Straßen ziehen und auf einen Tankwagen mit Wasser warten. Oft kommt der Wassertransporter gar nicht, und die Menschen sind gezwungen, unsauberes Wasser zu trinken. So wird den Palästinenser*innen mit jedem Schluck Wasser ihre Menschlichkeit genommen.
Während sich die Medien zu Recht auf die sich ausbreitende Lebensmittelknappheit in Gaza konzentrieren, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Gaza nicht nur von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten ist. Auch grundlegende Hygieneartikel fehlen. In den Vertriebenenlagern werden die Menschen von Mücken, Ratten und Läusen wachgehalten. In den dicht besiedelten Gebieten breiten sich Krankheiten aus, weil die Kanalisation überläuft. Die Menschen tragen Kleidung aus Vorhangstoff. Neugeborene haben nichts zum Anziehen.
Es stimmt, dass nach internationalem Druck einige Hilfsgüter eingetroffen sind. Das ist jedoch nichts im Vergleich zu den Mengen, die derzeit direkt außerhalb von Gaza lagern, unerreichbar für diejenigen, die sie benötigen. Der Arbeitsweg vieler Leser*innen ist deutlich länger als die Entfernung der Menschen in Gaza zu den Hilfsgütern, die die Grenze nicht passieren können.
Dennoch verweigert Israel die Einfuhr der meisten Güter nach Gaza, darunter auch Materialen für Unterkünfte. NRC verfügt über genügend Zelte, um mehr als 3.000 Familien unterzubringen. Doch solange Israel die Einfuhr nach Gaza nicht genehmigt, werden diese Familien weiterhin Tag und Nacht im Freien oder in überfüllten, provisorischen Unterkünften verbringen müssen.
So sieht der Alltag in Gaza aus. Unterdessen werden weiterhin Menschen getötet, ohne dass es Platz gibt, um sie zu begraben, und ohne dass ihre Familien Zeit haben, um sie zu betrauern. Israel setzt die gewaltsame Vertreibung von Menschen aus Gaza fort. Oft kurzfristig und unter Umständen, die es den Betroffenen unmöglich machen, auch nur das Nötigste mitzunehmen.
Unsere Kinder wissen nicht mehr, wie ein normales Leben aussieht, und dies wird Folgen haben, die Generationen überdauern werden. Aber wir haben ein Recht darauf, in Sicherheit und Würde zu leben. Deshalb müssen die Staats- und Regierungschef*innen der Welt handeln, um einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen, Hilfslieferungen zu ermöglichen und uns beim Wiederaufbau Gazas zu helfen.
Gaza wird ausgehungert: Wo bleibt die Welt?