„In Gaza-Stadt sind Hunderttausende von Beschuss, Drohnen und Bodentruppen eingekesselt, ihnen wird Hilfe verweigert, und sie werden ohne sicheren Fluchtweg zur Flucht aufgefordert. Das Leben reduziert sich auf den Kampf um Wasser und Brot“, sagt Jan Egeland, Generalsekretär des NRC. „Weltpolitiker*innen sprechen von Plänen – doch jeden Tag beerdigen die Menschen hier ihre Kinder. Worte bedeuten nichts ohne Taten.“
Allein in den vergangenen sechs Wochen hat Israel täglich mehr als 10.000 Palästinenser*innen vertrieben und fast eine halbe Million Menschen zur Flucht in den Süden gezwungen. Überfüllte Notunterkünfte zwingen Familien dazu, im Freien und auf den Straßen zu schlafen. Gleichzeitig gelangen Wasser, Nahrung, Medikamente und Unterkünfte nur in einem Bruchteil des notwendigen Umfangs nach Gaza. NRC versorgt zwölf Vertriebenenlager in Gaza-Stadt mit lebensrettendem Wasser, doch selbst diese Maßnahmen sind durch Bombardierungen und verweigerten Zugang gefährdet.
Der kürzlich vorgestellte 20-Punkte-Plan für Gaza von Präsident Trump hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Sein Wert wird nicht an Worten messen, sondern daran, ob Hilfsorganisationen ungehindert Hilfe leisten können und die Zukunft Gazas gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestaltet wird, statt sie ihnen aufzuzwingen. „Wir begrüßen die im Plan enthaltene Verpflichtung zur Bereitstellung von Hilfe unter der Leitung der Vereinten Nationen. Dies muss jedoch auch eingehalten werden. Die Zivilgesellschaft darf nicht an den Rand gedrängt werden, und Frieden lässt sich nicht per Dekret erzwingen“, so Egeland.
Die jüngste Offensive Israels auf Gaza-Stadt fällt mit der offiziellen Feststellung einer Hungersnot und der Bewertung der Untersuchungskommission der Vereinten Nationen zusammen, wonach Israel Völkermord begeht. Internationale Bemühungen haben den Angriff nicht gestoppt oder die israelischen Behörden dazu bewegt, ausreichend Hilfe zuzulassen.
„Seit zwei Jahren leiden die Familien in Gaza unter Zerstörung, Hunger und unerbittlicher Vertreibung. Unsere eigenen Mitarbeiter*innen haben Angehörige verloren, wurden immer wieder vertrieben und gehen dennoch hinaus, um ihren Nachbar*innen zu helfen“, fügt Egeland hinzu. „Die internationale Gemeinschaft darf nicht tatenlos zusehen, wie sich ein weiteres Jahr voller Gräueltaten abspielt, sondern muss jetzt handeln, um das Töten zu beenden und die Grenzübergänge zu öffnen.“
Hinweise für die Redaktionen:
- Zwischen dem 14. August und 27. September wurden 446.115 Palästinenser*innen aus Gaza-Stadt vertrieben. Vor der Offensive Israels lebten dort eine Million Menschen. Das entspricht im Durchschnitt 10.622 Menschen pro Tag. (Site Management Cluster)
- NRC liefert in Gaza-Stadt täglich 87 Kubikmeter Wasser und erreicht damit 11.500 Menschen an zwölf Vertreibungsorten. Das entspricht etwa 7,6 Liter pro Person – 7,4 Liter weniger als der globale Standard vorsieht. (Sphere standard)
- In den vergangenen Tagen musste NRC die Wasserlieferungen per Truck zu einigen Vertreibungsorten wegen Zugangsbeschränkungen einstellen. Israel hat zentrale Wasserleitungen in Gaza-Stadt beschädigt, was den Druck auf die Menschen zusätzlich erhöht. Standorte und Bevölkerungsgruppen verlagern sich täglich mit den Bewegungen der israelischen Truppen. Treibstoff bleibt knapp, Luft- und Drohnenangriffe machen jede Bewegung riskant. Einige Zulieferer haben ihre Ausrüstung in den Süden verlegt – dadurch droht die Schließung der verbleibenden Dienste in der Stadt.
- Im Süden drängen sich Menschen auf sehr begrenztem Raum. Familien zahlen oft hohe Summen, um kleine Grundstücke zu pachten. Wohnraum existiert nicht, und die verfügbaren Dienste sind heillos überlastet.
Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:
- Ahmed Bayram, MENA Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Amman: ahmed.bayram@nrc.no, +962 790 160 147
- Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: zoemarie.lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
- NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329