Moussa in seiner provisorischen Unterkunft im Lager Muadi. Er lebt dort, seit er vor der Gewalt in seinem Heimatdorf Samora Machel im Norden Mosambiks geflohen ist. Im Mai überfielen bewaffnete Männer seine Gemeinde, plünderten Lebensmittelvorräte und steckten die Häuser in Brand. Foto: Karl Schembri/NRC

Mosambik: Gewalt und eine sich verschärfende Hungerkrise inmitten zusammenbrechender Hilfsbudgets

In Mosambik leidet die Bevölkerung unter Konflikten, Klimakatastrophen und einer extremen Hungersnot. Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegian Refugee Council (NRC), warnt heute, dass aufgrund weltweiter Kürzungen der Finanzhilfen bis zu eine Million Menschen ohne Hilfe gestrandet sind.
Pressemitteilung
Mosambik
Veröffentlicht 11. Juni 2025

Bei einem Besuch in der vernachlässigten Krisenregion im Norden des Landes beschrieb Egeland die Lage als "kritischen Wendepunkt" und schlug Alarm. Grund dafür sind die eskalierende Gewalt, die Verwüstungen durch mehrere Wirbelstürme und der drohende Zusammenbruch der Hilfsstrukturen aufgrund globaler Mittelkürzungen.

„In einer Region, die tagtäglich unter Gräueltaten und monatlichen Katastrophen leidet, habe ich die menschlichen Verluste gesehen, die der weltweite Rückzug von Solidarität und Finanzmitteln verursacht hat. Extreme Wetterereignisse, zunehmende Gewalt und eine sich verschärfende Hungersnot haben schreckliche Auswirkungen auf die Bevölkerung. Sie steht nun am Rande eines Abgrunds und sieht unermessliches Leid auf sich zukommen, wenn die Welt ihre Vernachlässigung nicht beendet“, sagt Egeland.

Im März stieg die Zahl der bewaffneten Angriffe in Cabo Delgado um 155 Prozent. Dabei kam es zu 52 Gräueltaten, darunter 153 Entführungen und 39 Morde. Insgesamt hat die Gewalt bisher über 1,4 Millionen Menschen vertrieben. Mehr als 600.000 Menschen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind, leben nun erneut in Unsicherheit und erhalten kaum oder gar keine Hilfe.

Gleichzeitig wurde Mosambik innerhalb von nur drei Monaten von drei aufeinanderfolgenden Zyklonen – Chido, Dikeledi und Jude – heimgesucht, die mehr als 1,4 Millionen Menschen in Mitleidenschaft zogen. In mehreren Provinzen wurden Häuser, Schulen, Gesundheitszentren und Ackerland zerstört.

Die sich verschärfende Krise hat fast fünf Millionen Mosambikaner*innen in eine kritische Hungersituation gebracht, wobei über 900.000 Menschen unmittelbar von einer Hungersnot bedroht sind.

„Der Hunger hat in Mosambik mit Beginn des Konflikts eingesetzt“, sagt Egeland. „Wo Kugeln fliegen, Ernten verkümmern, Lieferketten zusammenbrechen und Familien hungern.“

In der vom Konflikt betroffenen Provinz Cabo Delgado sind die Landwirtschaft und die Märkte zusammengebrochen. In den Provinzen Nampula und Zambezia kämpfen Familien aufgrund der durch Zyklone zerstörten Ernten ums Überleben.

Treibstoffknappheit, Schäden an der Infrastruktur und Unsicherheit behindern derzeit die Hilfsmaßnahmen im ganzen Land. Humanitäre Organisationen – darunter auch NRC – sind aufgrund fehlender Mittel und zunehmender Zugangsprobleme gezwungen, lebensrettende Maßnahmen einzuschränken. Dazu zählen administrative und bürokratische Beschränkungen sowie Angriffe und Hinterhalte auf Hilfskonvois.

„Im Jahr 2024 haben wir zwar über 125.000 Menschen erreicht, doch das Ausmaß dieser Krise übersteigt unsere derzeitigen Kapazitäten bei Weitem“, sagt Egeland. „Aufgrund der Kürzungen der USAID-Mittel sind wir gezwungen, unsere Soforthilfemaßnahmen drastisch zu reduzieren. Dazu gehört unter anderem die Verteilung von Überlebenspaketen und die Bereitstellung von Unterkünften für Menschen, die durch den jüngsten Zyklon ihr Zuhause verloren haben.“

Das Welternährungsprogramm hat seine Hilfe bereits um die Hälfte gekürzt und erreicht nur noch 520.000 der ursprünglich geplanten eine Million Menschen. In diesem Jahr wird die Zahl der Menschen, die Nahrungsmittelhilfe erhalten, trotz der wachsenden Zahl von Bedürftigen voraussichtlich auf 250.000 sinken.

„Die Mütter, die ich getroffen habe, sagten mir, dass sie nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, wenn wir ihnen nicht mehr helfen können“, so Egeland. „Sie mussten ihre Lebensmittelrationen bereits kürzen und ihre Kinder gehen hungrig zu Bett. Ich möchte klarstellen, dass wir – egal, was passiert – hierbleiben und unsere Arbeit fortsetzen werden. Wir müssen einen Weg finden, um auch in einer chaotischen Welt unsere Arbeit zu leisten.“

„Ich fordere Regierungen und den privaten Sektor dazu auf, dringend Finanzmittel zu mobilisieren, einen sicheren Zugang für humanitäre Hilfskräfte zu gewährleisten und sich zu einer langfristigen Unterstützung der Rechte und der Würde der vertriebenen Mosambikaner*innen zu verpflichten. Während mehrere Regierungen und multinationale Unternehmen die natürlichen Ressourcen Mosambiks ausbeuten, helfen sie der hungernden Bevölkerung nur geringfügig.“

NRC betont die Notwendigkeit sofortiger und nachhaltiger internationaler Maßnahmen, um eine umfassende Hungersnot abzuwenden, die Ernährungssicherheit wiederherzustellen und den fragilen Wiederaufbau des Landes zu unterstützen. Dazu gehören dringende Investitionen zur Wiederbelebung der Landwirtschaft, zur Unterstützung der Fischerei in Küstengebieten sowie zur Ernährung von Kindern und zum Schutz von Menschen, die vor Gewalt fliehen mussten.

„Jetzt den Rücken zu kehren, ist keine Option – weder um der Millionen Menschen willen, die Hunger leiden, noch um unserer gemeinsamen Menschlichkeit willen“, sagt Egeland.

Hinweise für die Redaktionen:

  • Fotos und B-Roll stehen hier zur freien Verfügung.
  • Der humanitäre Hilfsplan für Mosambik war im Jahr 2024 zu 41 Prozent finanziert. Es wurden 169,4 Millionen US-Dollar (ca. 148,14 Millionen Euro) der erforderlichen 413,4 Millionen US-Dollar (ca. 361,66 Millionen Euro) bereitgestellt (OCHA). Das ist der niedrigste jemals erreichte Finanzierungsstand, gemessen am Prozentsatz des Plans, der finanziert wurde.
  • 98,5 Millionen US-Dollar (ca. 86,17 Millionen Euro) – 58,2 Prozent der bereitgestellten Mittel – kamen im Jahr 2024 aus den Vereinigten Staaten, gefolgt von ECHO mit 8,1 Prozent (OCHA).
  • Die humanitären Hilfsmaßnahmen für 2025 sind bislang nur zu 15 Prozent finanziert (OCHA).
  • NRC arbeitet seit 2021 in Mosambik.
  • Im Jahr 2024 unterstützte NRC 125.000 Menschen in Mosambik.
  • NRC ist in den Provinzen Cabo Delgado, Nampula, Zambezia und Maputo tätig und leistet wichtige Hilfe in Form von Bildungsprogrammen für vertriebene Kinder, Programmen zur Sicherung des Lebensunterhalts und der Ernährungssicherheit, Notunterkünften, Schutz vor Gewalt, Rechtsbeistand und sogenannten WASH-Diensten (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene). Ein schneller Reaktionsmechanismus gewährleistet Flexibilität in Krisenzeiten und unterstützt sowohl vertriebene Familien als auch Aufnahmegemeinschaften in abgelegenen Gebieten, insbesondere diejenigen, die von bewaffneten Konflikten, Zyklonen und Dürren schwer betroffen sind.

Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:

  • Karl Schembri, Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Mosambik: schembri@nrc.no, +254 741664562
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329 

Bei einem Besuch in der vernachlässigten Krisenregion im Norden des Landes beschrieb Egeland die Lage als "kritischen Wendepunkt" und schlug Alarm. Grund dafür sind die eskalierende Gewalt, die Verwüstungen durch mehrere Wirbelstürme und der drohende Zusammenbruch der Hilfsstrukturen aufgrund globaler Mittelkürzungen.

„In einer Region, die tagtäglich unter Gräueltaten und monatlichen Katastrophen leidet, habe ich die menschlichen Verluste gesehen, die der weltweite Rückzug von Solidarität und Finanzmitteln verursacht hat. Extreme Wetterereignisse, zunehmende Gewalt und eine sich verschärfende Hungersnot haben schreckliche Auswirkungen auf die Bevölkerung. Sie steht nun am Rande eines Abgrunds und sieht unermessliches Leid auf sich zukommen, wenn die Welt ihre Vernachlässigung nicht beendet“, sagt Egeland.

Im März stieg die Zahl der bewaffneten Angriffe in Cabo Delgado um 155 Prozent. Dabei kam es zu 52 Gräueltaten, darunter 153 Entführungen und 39 Morde. Insgesamt hat die Gewalt bisher über 1,4 Millionen Menschen vertrieben. Mehr als 600.000 Menschen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind, leben nun erneut in Unsicherheit und erhalten kaum oder gar keine Hilfe.

Gleichzeitig wurde Mosambik innerhalb von nur drei Monaten von drei aufeinanderfolgenden Zyklonen – Chido, Dikeledi und Jude – heimgesucht, die mehr als 1,4 Millionen Menschen in Mitleidenschaft zogen. In mehreren Provinzen wurden Häuser, Schulen, Gesundheitszentren und Ackerland zerstört.

Die sich verschärfende Krise hat fast fünf Millionen Mosambikaner*innen in eine kritische Hungersituation gebracht, wobei über 900.000 Menschen unmittelbar von einer Hungersnot bedroht sind.

„Der Hunger hat in Mosambik mit Beginn des Konflikts eingesetzt“, sagt Egeland. „Wo Kugeln fliegen, Ernten verkümmern, Lieferketten zusammenbrechen und Familien hungern.“

In der vom Konflikt betroffenen Provinz Cabo Delgado sind die Landwirtschaft und die Märkte zusammengebrochen. In den Provinzen Nampula und Zambezia kämpfen Familien aufgrund der durch Zyklone zerstörten Ernten ums Überleben.

Treibstoffknappheit, Schäden an der Infrastruktur und Unsicherheit behindern derzeit die Hilfsmaßnahmen im ganzen Land. Humanitäre Organisationen – darunter auch NRC – sind aufgrund fehlender Mittel und zunehmender Zugangsprobleme gezwungen, lebensrettende Maßnahmen einzuschränken. Dazu zählen administrative und bürokratische Beschränkungen sowie Angriffe und Hinterhalte auf Hilfskonvois.

„Im Jahr 2024 haben wir zwar über 125.000 Menschen erreicht, doch das Ausmaß dieser Krise übersteigt unsere derzeitigen Kapazitäten bei Weitem“, sagt Egeland. „Aufgrund der Kürzungen der USAID-Mittel sind wir gezwungen, unsere Soforthilfemaßnahmen drastisch zu reduzieren. Dazu gehört unter anderem die Verteilung von Überlebenspaketen und die Bereitstellung von Unterkünften für Menschen, die durch den jüngsten Zyklon ihr Zuhause verloren haben.“

Das Welternährungsprogramm hat seine Hilfe bereits um die Hälfte gekürzt und erreicht nur noch 520.000 der ursprünglich geplanten eine Million Menschen. In diesem Jahr wird die Zahl der Menschen, die Nahrungsmittelhilfe erhalten, trotz der wachsenden Zahl von Bedürftigen voraussichtlich auf 250.000 sinken.

„Die Mütter, die ich getroffen habe, sagten mir, dass sie nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, wenn wir ihnen nicht mehr helfen können“, so Egeland. „Sie mussten ihre Lebensmittelrationen bereits kürzen und ihre Kinder gehen hungrig zu Bett. Ich möchte klarstellen, dass wir – egal, was passiert – hierbleiben und unsere Arbeit fortsetzen werden. Wir müssen einen Weg finden, um auch in einer chaotischen Welt unsere Arbeit zu leisten.“

„Ich fordere Regierungen und den privaten Sektor dazu auf, dringend Finanzmittel zu mobilisieren, einen sicheren Zugang für humanitäre Hilfskräfte zu gewährleisten und sich zu einer langfristigen Unterstützung der Rechte und der Würde der vertriebenen Mosambikaner*innen zu verpflichten. Während mehrere Regierungen und multinationale Unternehmen die natürlichen Ressourcen Mosambiks ausbeuten, helfen sie der hungernden Bevölkerung nur geringfügig.“

NRC betont die Notwendigkeit sofortiger und nachhaltiger internationaler Maßnahmen, um eine umfassende Hungersnot abzuwenden, die Ernährungssicherheit wiederherzustellen und den fragilen Wiederaufbau des Landes zu unterstützen. Dazu gehören dringende Investitionen zur Wiederbelebung der Landwirtschaft, zur Unterstützung der Fischerei in Küstengebieten sowie zur Ernährung von Kindern und zum Schutz von Menschen, die vor Gewalt fliehen mussten.

„Jetzt den Rücken zu kehren, ist keine Option – weder um der Millionen Menschen willen, die Hunger leiden, noch um unserer gemeinsamen Menschlichkeit willen“, sagt Egeland.

Hinweise für die Redaktionen:

  • Fotos und B-Roll stehen hier zur freien Verfügung.
  • Der humanitäre Hilfsplan für Mosambik war im Jahr 2024 zu 41 Prozent finanziert. Es wurden 169,4 Millionen US-Dollar (ca. 148,14 Millionen Euro) der erforderlichen 413,4 Millionen US-Dollar (ca. 361,66 Millionen Euro) bereitgestellt (OCHA). Das ist der niedrigste jemals erreichte Finanzierungsstand, gemessen am Prozentsatz des Plans, der finanziert wurde.
  • 98,5 Millionen US-Dollar (ca. 86,17 Millionen Euro) – 58,2 Prozent der bereitgestellten Mittel – kamen im Jahr 2024 aus den Vereinigten Staaten, gefolgt von ECHO mit 8,1 Prozent (OCHA).
  • Die humanitären Hilfsmaßnahmen für 2025 sind bislang nur zu 15 Prozent finanziert (OCHA).
  • NRC arbeitet seit 2021 in Mosambik.
  • Im Jahr 2024 unterstützte NRC 125.000 Menschen in Mosambik.
  • NRC ist in den Provinzen Cabo Delgado, Nampula, Zambezia und Maputo tätig und leistet wichtige Hilfe in Form von Bildungsprogrammen für vertriebene Kinder, Programmen zur Sicherung des Lebensunterhalts und der Ernährungssicherheit, Notunterkünften, Schutz vor Gewalt, Rechtsbeistand und sogenannten WASH-Diensten (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene). Ein schneller Reaktionsmechanismus gewährleistet Flexibilität in Krisenzeiten und unterstützt sowohl vertriebene Familien als auch Aufnahmegemeinschaften in abgelegenen Gebieten, insbesondere diejenigen, die von bewaffneten Konflikten, Zyklonen und Dürren schwer betroffen sind.

Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:

  • Karl Schembri, Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Mosambik: schembri@nrc.no, +254 741664562
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329