Die Kinder erreichen Tawila erschöpft und zutiefst verstört, oft nach tagelangen Fußmärschen durch die Wüste. Viele haben Angst vor den bewaffneten Gruppen, vor denen sie geflohen sind oder denen sie unterwegs begegnet sind. Viele wurden während der turbulenten Flucht von ihren Eltern getrennt, während andere vermutlich vermisst, inhaftiert oder getötet wurden.
Nidaa, eine Lehrerin des Bildungsprogramms des NRC, erzählt: „Als wir mit dem Unterricht begannen, konnten einige der Kinder bei ihrer Ankunft überhaupt nicht sprechen. Andere wachten mit Albträumen auf. Viele von ihnen wurden vor ihrer Flucht Zeug*innen extremer Gewalt und zeigen Anzeichen eines akuten Traumas. Sie berichten, sich stundenlang versteckt zu haben, nachts gereist zu sein, um Angriffen zu entgehen, und im Tumult von ihren Familien getrennt worden zu sein.“
Einen Monat nach Beginn der Angriffe auf El Fasher am 26. Oktober hat NRC mehr als 15.000 Neuankömmlinge in Tawila registriert. In zwei Notbildungszentren werden durchschnittlich mehr als 200 Kinder pro Tag aufgenommen. Nach ihrer beschwerlichen und gefährlichen Reise schlafen jedoch viele von ihnen immer noch im Freien, ohne Schatten, Bettwäsche oder warme Kleidung, während die Nachttemperaturen sinken.
Einige der Kinder, die ohne ihre Eltern angekommen sind, werden von Verwandten, Nachbarn oder sogar Fremden aufgenommen. Doch selbst nach ihrer Unterbringung warten viele von ihnen weiterhin darauf, von ihren Eltern zu hören.
„In unseren Klassen haben wir sie tagelang dazu ermutigt, zu spielen, zu singen, zu atmen und sich zu entspannen, und jetzt sehen wir kleine, aber wichtige Fortschritte“, sagt Nidaa.
Trotz des enormen Bedarfs berichten NRC-Teams von ersten Anzeichen einer Entspannung in diesen Lernzelten. Zeichnungen, die einst Militärfahrzeuge und Waffen zeigten, zeigen nun Blumen und Volleyballplätze, während die Kinder langsam wieder ein Gefühl der Sicherheit und Routine entwickeln.
„Die Unterstützung für die Menschen, die in Tawila angekommen sind, muss dringend ausgeweitet werden. Kinder, die traumatisiert, ungeschützt und obdachlos angekommen sind, sind extrem gefährdet. Sie sind bereits vor Massengräueltaten geflohen, und wir dürfen sie jetzt nicht im Stich lassen“, sagt Noah Taylor, Einsatzleiter von NRC im Sudan.
Seit dem 26. Oktober sind mindestens 100.000 Menschen aus El Fasher und den umliegenden Dörfern geflohen, während Zehntausende andere weiterhin vermisst werden.
„Wir sind zutiefst besorgt über das Schicksal der Tausenden von Menschen aus El Fasher, die weiterhin vermisst werden“, fügt Taylor hinzu.
Hinweise für die Redaktionen:
- Wir haben Sprecher*innen im Sudan und in der Region, die für Interviews zur Verfügung stehen.
- Fotos und B-Roll-Material aus Tawila stehen hier zur freien Verwendung zur Verfügung.
- In Tawila erweitert NRC sichere Räume für Kinder, bietet Notfallbildung und psychosoziale Unterstützung an, leistet Familien finanzielle Hilfe und unterstützt lokale Hilfskräfte bei der Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln sowie beim Betrieb von zehn Gemeinschaftsküchen.
- Seit dem 26. Oktober sind mindestens 100.000 Menschen aus El Fasher und den umliegenden Dörfern geflohen. Zehntausende weitere werden weiterhin vermisst.
- NRC hat seit dem 26. Oktober über 15.000 Neuankömmlinge in Tawila registriert. Seit März dieses Jahres sind laut den Vereinten Nationen etwa eine halbe Million Vertriebene in Tawila angekommen.
Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:
- Karl Schembri, Media Adviser, NRC in Nairobi: karl.schembri@nrc.no, +254 741 664 562
- Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: zoemarie.lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
- NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329
