Neue Untersuchungen des NRC in ganz Syrien haben eine Reihe großer Herausforderungen für zurückkehrende oder sich wieder integrierende Menschen identifiziert: weitreichende Zerstörung, Unsicherheit, Mangel an Dienstleistungen und Arbeitsplätzen, unzureichende Bildung, fehlende Eigentumsdokumente sowie unzählige weitere rechtliche Hürden. Diese Faktoren haben lange Zeit dazu beigetragen, dass die Menschen in anhaltender Not leben – begleitet von chronischer Unterfinanzierung und schleppenden Wiederaufbau- und Sanierungsmaßnahmen.
„Wir haben jetzt eine entscheidende Gelegenheit, das Blatt zu wenden – von Worten zu Taten überzugehen und die Syrer*innen dabei zu unterstützen, den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen“, sagte Julie Phipps, Landesdirektorin des NRC-Büros in Syrien. „Derzeit kehren viele Menschen in ihre Heimat zurück und finden ihre Häuser zerstört oder kaum bewohnbar vor. Es gibt keine Schulen und andere grundlegende Versorgungsleistungen. Wenn sich diese Bedingungen nicht verbessern, werden die Syrer*innen mit weiteren Spannungen konfrontiert sein, die ihre Gemeinden destabilisieren und jede Aussicht auf langfristige Erholung zunichte machen könnten.“
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Machtwechsel im Dezember des vergangenen Jahres rund 1,5 Millionen Syrer*innen, darunter Binnenvertriebene und Geflüchtete, in ihre Heimat zurückgekehrt. Unklar ist jedoch, wie viele von ihnen tatsächlich beschlossen haben, dort zu bleiben.
In einer Umfrage unter mehr als 100 Rückkehrer*innen gaben fast die Hälfte der Befragten an, dass ihre Häuser entweder vollständig zerstört oder unbewohnbar seien. 40 Prozent gaben an, kein Zuhause oder keinen Eigentumsnachweis zu haben. In Gebieten wie Rif Dimaschq, wo der Konflikt weite Teile der Region in Schutt und Asche gelegt hat, ist die Lage noch deutlich schlimmer. Bis zu 70 Prozent der Befragten aus dieser Region gaben an, dass ihre Häuser zerstört worden seien. Menschen, die ihr Zuhause während des gesamten Konflikts nie verlassen hatten, äußerten Zweifel daran, dass ihre Gemeinde eine große Zahl von Rückkehrer*innen aufnehmen könne.
In Idlib berichtete eine Person dem NRC, dass die Menschen „nach Hause gehen, nur um geschockt zurückzukehren“. Außerdem erreichten die Teams des NRC Berichte über eine Frau, die ums Leben kam, als eine beschädigte Decke über ihr einstürzte, während sie Trümmer in ihrem Haus beseitigte. In der Region konnten andere keine ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen. Auch nicht detonierte Sprengkörper wurden als großes Problem genannt.
In Städten, die sich auf die Aufnahme weiterer Rückkehrer*innen vorbereiten – darunter Aleppo, Rif Dimaschq, Homs und Daraa – gab die überwiegende Mehrheit der Befragten an, nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu haben. So berichtete beispielsweise eine Familie dem NRC, dass sie nach einem Versuch, in ihre Heimat zurückzukehren, wegen fehlender Stromversorgung wieder nach Idlib ziehen werde. Auch der Zugang zu Wasser ist nach wie vor sehr eingeschränkt. Zusätzlich zu den enormen Schäden, die während der Konfliktjahre entstanden sind, könnten die jüngsten Feindseligkeiten im Nordosten des Landes und die israelische Besatzung im Süden Hunderttausende Syrer*innen in diesem Sommer von sauberem Wasser abschneiden.
„Ich bin Anfang 2025 alleine nach Harasta [im Gouvernement Rif Dimaschq] zurückgekehrt, während meine Familie in Aleppo geblieben ist. Ich arbeite daran, einen Teil unseres Hauses zu reparieren, damit meine Familie wieder einziehen kann, wenn sie zurückkommt. Der Bedarf hier ist enorm Die Unmöglichkeit, die zerstörten Häuser und die Stadt vollständig wiederaufzubauen, sowie der Mangel an Wasser und Strom sind erhebliche Herausforderungen. Die Schulen sind überfüllt und haben Mühe, die große Zahl der Kinder, darunter auch Rückkehrer*innen, unterzubringen“, berichtete Abu Fahd, Vater von vier Kindern, dem NRC.
NRC ist seit 2013 in ganz Syrien tätig und bietet vertriebenen Syrer*innen Rechtsbeistand und Beratung, Bildungsmöglichkeiten, Unterstützung bei der Arbeitssuche und Ausbildung, Unterkunft und Zugang zu sauberem Wasser.
„NRC hat es begrüßt, dass auf der diesjährigen Geberkonferenz im März allgemein anerkannt wurde, dass die Bedingungen in Syrien für eine Rückkehr in großem Umfang weiterhin ungünstig sind. Wir haben auch den Wandel im Diskurs der internationalen Gemeinschaft begrüßt, die sich nun für Wiederaufbau und Wiederherstellung einsetzt. Geber*innen und humanitäre Akteur*innen müssen mit der syrischen Regierung zusammenarbeiten, um den Wiederaufbau voranzutreiben und sicherzustellen, dass die Syrer*innen in Sicherheit und Würde leben können“, fügte Phipps hinzu.
Hinweise für die Redaktionen:
- Fotos und Videos aus Syrien können hier kostenlos heruntergeladen werden.
- Der Bericht „Beyond Return” stützt sich auf eine Reihe von Datensätzen, die zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 gesammelt wurden. Die NRC-Recherchen umfassten Interviews mit wichtigen Informant*innen (KIIs), Umfragen und Auftragsstudien in allen syrischen Provinzen.
- Insgesamt waren über 4.300 Personen an den verschiedenen Phasen der Datenerhebung beteiligt. Darin enthalten ist eine von NRC in Auftrag gegebene Umfrage unter 358 Personen zu Hindernissen für dauerhafte Lösungen. Etwa 108 der Befragten sind Rückkehrer*innen, darunter sowohl aus dem Ausland zurückgekehrte Flüchtlinge als auch nach dem Sturz der ehemaligen Regierung am 8. Dezember 2024 in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrte Binnenvertriebene. Ergänzt wurde dies durch ausführliche Interviews mit wichtigen Informant*innen, darunter NRC-Mitarbeitende in ganz Syrien, über die Bedingungen in den Rückkehrgebieten, sowie durch Gespräche mit anderen humanitären Akteur*innen.
- Nach Angaben des UNHCR sind seit dem 8. Dezember 2024 443.227 Syrer*innen über Nachbarländer nach Syrien zurückgekehrt. Eine Million Binnenvertriebene sind ebenfalls zurückgekehrt. (UNHCR)
- Die humanitären Hilfsmaßnahmen für Syrien, für die 2 Milliarden US-Dollar (ca. 1,77 Milliarden Euro) benötigt werden, sind trotz der auf der Brüsseler Konferenz zugesagten Mittel zu über 90 Prozent nicht finanziert (OCHA).
Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:
- Ahmed Bayram, MENA Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Amman: ahmed.bayram@nrc.no, +962 790 160 147
- Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: zoemarie.lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
- NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329
Neue Untersuchungen des NRC in ganz Syrien haben eine Reihe großer Herausforderungen für zurückkehrende oder sich wieder integrierende Menschen identifiziert: weitreichende Zerstörung, Unsicherheit, Mangel an Dienstleistungen und Arbeitsplätzen, unzureichende Bildung, fehlende Eigentumsdokumente sowie unzählige weitere rechtliche Hürden. Diese Faktoren haben lange Zeit dazu beigetragen, dass die Menschen in anhaltender Not leben – begleitet von chronischer Unterfinanzierung und schleppenden Wiederaufbau- und Sanierungsmaßnahmen.
„Wir haben jetzt eine entscheidende Gelegenheit, das Blatt zu wenden – von Worten zu Taten überzugehen und die Syrer*innen dabei zu unterstützen, den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen“, sagte Julie Phipps, Landesdirektorin des NRC-Büros in Syrien. „Derzeit kehren viele Menschen in ihre Heimat zurück und finden ihre Häuser zerstört oder kaum bewohnbar vor. Es gibt keine Schulen und andere grundlegende Versorgungsleistungen. Wenn sich diese Bedingungen nicht verbessern, werden die Syrer*innen mit weiteren Spannungen konfrontiert sein, die ihre Gemeinden destabilisieren und jede Aussicht auf langfristige Erholung zunichte machen könnten.“
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Machtwechsel im Dezember des vergangenen Jahres rund 1,5 Millionen Syrer*innen, darunter Binnenvertriebene und Geflüchtete, in ihre Heimat zurückgekehrt. Unklar ist jedoch, wie viele von ihnen tatsächlich beschlossen haben, dort zu bleiben.
In einer Umfrage unter mehr als 100 Rückkehrer*innen gaben fast die Hälfte der Befragten an, dass ihre Häuser entweder vollständig zerstört oder unbewohnbar seien. 40 Prozent gaben an, kein Zuhause oder keinen Eigentumsnachweis zu haben. In Gebieten wie Rif Dimaschq, wo der Konflikt weite Teile der Region in Schutt und Asche gelegt hat, ist die Lage noch deutlich schlimmer. Bis zu 70 Prozent der Befragten aus dieser Region gaben an, dass ihre Häuser zerstört worden seien. Menschen, die ihr Zuhause während des gesamten Konflikts nie verlassen hatten, äußerten Zweifel daran, dass ihre Gemeinde eine große Zahl von Rückkehrer*innen aufnehmen könne.
In Idlib berichtete eine Person dem NRC, dass die Menschen „nach Hause gehen, nur um geschockt zurückzukehren“. Außerdem erreichten die Teams des NRC Berichte über eine Frau, die ums Leben kam, als eine beschädigte Decke über ihr einstürzte, während sie Trümmer in ihrem Haus beseitigte. In der Region konnten andere keine ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen. Auch nicht detonierte Sprengkörper wurden als großes Problem genannt.
In Städten, die sich auf die Aufnahme weiterer Rückkehrer*innen vorbereiten – darunter Aleppo, Rif Dimaschq, Homs und Daraa – gab die überwiegende Mehrheit der Befragten an, nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen zu haben. So berichtete beispielsweise eine Familie dem NRC, dass sie nach einem Versuch, in ihre Heimat zurückzukehren, wegen fehlender Stromversorgung wieder nach Idlib ziehen werde. Auch der Zugang zu Wasser ist nach wie vor sehr eingeschränkt. Zusätzlich zu den enormen Schäden, die während der Konfliktjahre entstanden sind, könnten die jüngsten Feindseligkeiten im Nordosten des Landes und die israelische Besatzung im Süden Hunderttausende Syrer*innen in diesem Sommer von sauberem Wasser abschneiden.
„Ich bin Anfang 2025 alleine nach Harasta [im Gouvernement Rif Dimaschq] zurückgekehrt, während meine Familie in Aleppo geblieben ist. Ich arbeite daran, einen Teil unseres Hauses zu reparieren, damit meine Familie wieder einziehen kann, wenn sie zurückkommt. Der Bedarf hier ist enorm Die Unmöglichkeit, die zerstörten Häuser und die Stadt vollständig wiederaufzubauen, sowie der Mangel an Wasser und Strom sind erhebliche Herausforderungen. Die Schulen sind überfüllt und haben Mühe, die große Zahl der Kinder, darunter auch Rückkehrer*innen, unterzubringen“, berichtete Abu Fahd, Vater von vier Kindern, dem NRC.
NRC ist seit 2013 in ganz Syrien tätig und bietet vertriebenen Syrer*innen Rechtsbeistand und Beratung, Bildungsmöglichkeiten, Unterstützung bei der Arbeitssuche und Ausbildung, Unterkunft und Zugang zu sauberem Wasser.
„NRC hat es begrüßt, dass auf der diesjährigen Geberkonferenz im März allgemein anerkannt wurde, dass die Bedingungen in Syrien für eine Rückkehr in großem Umfang weiterhin ungünstig sind. Wir haben auch den Wandel im Diskurs der internationalen Gemeinschaft begrüßt, die sich nun für Wiederaufbau und Wiederherstellung einsetzt. Geber*innen und humanitäre Akteur*innen müssen mit der syrischen Regierung zusammenarbeiten, um den Wiederaufbau voranzutreiben und sicherzustellen, dass die Syrer*innen in Sicherheit und Würde leben können“, fügte Phipps hinzu.
Hinweise für die Redaktionen:
- Fotos und Videos aus Syrien können hier kostenlos heruntergeladen werden.
- Der Bericht „Beyond Return” stützt sich auf eine Reihe von Datensätzen, die zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 gesammelt wurden. Die NRC-Recherchen umfassten Interviews mit wichtigen Informant*innen (KIIs), Umfragen und Auftragsstudien in allen syrischen Provinzen.
- Insgesamt waren über 4.300 Personen an den verschiedenen Phasen der Datenerhebung beteiligt. Darin enthalten ist eine von NRC in Auftrag gegebene Umfrage unter 358 Personen zu Hindernissen für dauerhafte Lösungen. Etwa 108 der Befragten sind Rückkehrer*innen, darunter sowohl aus dem Ausland zurückgekehrte Flüchtlinge als auch nach dem Sturz der ehemaligen Regierung am 8. Dezember 2024 in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrte Binnenvertriebene. Ergänzt wurde dies durch ausführliche Interviews mit wichtigen Informant*innen, darunter NRC-Mitarbeitende in ganz Syrien, über die Bedingungen in den Rückkehrgebieten, sowie durch Gespräche mit anderen humanitären Akteur*innen.
- Nach Angaben des UNHCR sind seit dem 8. Dezember 2024 443.227 Syrer*innen über Nachbarländer nach Syrien zurückgekehrt. Eine Million Binnenvertriebene sind ebenfalls zurückgekehrt. (UNHCR)
- Die humanitären Hilfsmaßnahmen für Syrien, für die 2 Milliarden US-Dollar (ca. 1,77 Milliarden Euro) benötigt werden, sind trotz der auf der Brüsseler Konferenz zugesagten Mittel zu über 90 Prozent nicht finanziert (OCHA).
Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:
- Ahmed Bayram, MENA Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Amman: ahmed.bayram@nrc.no, +962 790 160 147
- Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: zoemarie.lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
- NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329