Die jüngste Welle von Angriffen
Yvonnes Dorf in Fizi war nur eins von vielen Dörfern, die während der jüngsten Gewaltwelle niedergebrannt wurden. Alles, was nicht den Flammen zum Opfer gefallen war, wurde von bewaffneten Männern geplündert.
„Als die Kämpfe ausbrachen, erntete ich gerade Mais auf meinem Feld in der Nähe des Dorfes. Plötzlich sah ich Häuser brennen und Menschen in alle Richtungen davonlaufen. Ich versteckte mich schnell im Busch“, erzählt Yvonne.
Yvonne floh in ein 60 km entferntes Dorf. Bei sich hatte sie nichts, außer zwei Jungen, die sie aufgenommen hatte, nachdem ihre Eltern beim vorherigen Angriff brutal getötet worden waren.
Sie bewältigten die lange Reise zu Fuß, gingen über Berge und durch Täler, um den bewaffneten Männern zu entgehen, die entlang der Hauptstraße Zivilistinnen und Zivilisten angriffen und ausraubten. Der lange Fußmarsch führte durch dichten Wald und sie hatten nichts zu essen.
Auf der Suche nach Sicherheit
Nach ihrer Ankunft im Dorf Mulima fanden Yvonne und ihre beiden Pflegekinder Zuflucht in einer halb fertigen Unterkunft, die dem Dorfvorsteher gehörte. Es gab weder Türen noch Fenster. Lediglich das Dach und ein dünner Vorhang schützten sie vor dem starken Regen. Das Leben in Mulima war daher für die drei nicht leicht.
„Seit unserer Ankunft hier haben wir nichts zu essen und unsere Kinder gehen nicht mehr zur Schule. Es fehlt uns an allem: Matratzen, Decken, Kleidung, Schuhen und Kochgeschirr. Wir leiden.“
Selbst die Suche nach Nahrung ist ein Kampf. Yvonne hat keine andere Wahl, als lange Fußmärsche auf sich zu nehmen, um Feuerholz zu finden, das sie verkaufen kann. Der Weg durch den Busch birgt für sie, und auch andere Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, jedoch das Risiko, angegriffen zu werden.
„Wir stehen jeden Tag früh auf, um im Busch Feuerholz zu schneiden, das wir den Leuten verkaufen. Mit dem Geld können wir etwas zu essen kaufen. An einem guten Tag verdienen wir 2.000 Kongo-Francs (ca. 1,07 Euro)“, sagt Yvonne.
Soforthilfe durch einen Markt
Um auf diese dringende humanitäre Lage zu reagieren, unterstützten wir in der Region Fizi im November 2019 über 13.000 Vertriebene. Mit der Unterstützung durch die EU verteilten wir wichtige Haushaltsgegenstände an die bedürftigsten Familien, die von dieser Vertreibung betroffen waren, wie zum Beispiel Yvonne und ihre beiden Jungen.
Statt an alle Familien einheitliche Pakete auszugeben, wie es üblicherweise bei solchen Verteilungen der Fall ist, organisierten wir einen Markt. Die Familien erhielten elektronische Gutscheine, mit denen sie Haushaltsgegenstände wie Matratzen, Decken, Kochgeschirr, Kleidung, Plastikplanen und Solarmodule kaufen konnten. Die Familien konnten dadurch genau die Dinge auswählen, die sie am dringendsten brauchten.
„Ich bekam von NRC Flüchtlingshilfe 75 US-Dollar (ca. 68 Euro), womit ich eine Matratze, ein paar Kleidungsstücke und Pfannen kaufte. Zuvor schlief ich auf der Erde, aber jetzt kann ich auf einer Matratze schlafen. Ich kaufte auch Regenjacken, um meine zwei Kinder vor Regen und Kälte zu schützen“, erzählt Yvonne uns.
Langfristige Lösungen
Die häufig wiederkehrenden Wellen der Gewalt und die darauffolgende Vertreibung sind in dieser Region der Demokratischen Republik Kongo nicht ungewöhnlich. Dieses ressourcenreiche Gebiet verfügt über ausgedehnte Ackerflächen und Landstriche, die wertvolle Mineralien wie Gold enthalten sollen. Der Kampf um die Kontrolle dieser Ressourcen gepaart mit der seit Langem andauernden Gewalt zwischen den Gemeinden haben zur Bildung von Milizen geführt, die häufig miteinander in Konflikt geraten. Viele Menschen werden dadurch zur Flucht gezwungen.
Laut Zahlen von Relief Web mussten über 200.000 Menschen in dieser Region in den letzten Monaten ihre Heimat verlassen. Trotz dieser hohen Zahlen wird die humanitäre Krise von den Medien kaum beachtet, da diese sich stark auf die Ebola-Krise konzentrieren, die sich derzeit ebenfalls in dieser Region ereignet.
„Wir haben in genau dieser Region schon vor ein paar Monaten eingegriffen“, sagt Bienfait Byamungu, Teamleiter des Rapid Reponse Mechanism in Südkivu. „Solange es hier keinen Frieden und keine Stabilität gibt, werden die Menschen weiterhin leiden und von humanitärer Hilfe abhängig sein.“
Um diesen Kreislauf von Gewalt und Vertreibung zu beenden, müssen langfristige politische Lösungen gefunden werden. In der Zwischenzeit ist die Anwesenheit von Organisationen wie NRC Flüchtlingshilfe entscheidend, um sicherzustellen, dass diese Menschen damit beginnen können, ihr altes Leben wieder aufzunehmen.
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