Bildung für Mädchen: Eine Investition in die Zukunft

Kadidja, 14, ist bereits seit einem Jahr verheiratet. Im Gegensatz zu vielen anderen verheirateten Mädchen in ihrem Alter, geht sie jedoch nach wie vor zur Schule.

In dem im Norden der Zentralafrikanischen Republik Ort Bamingui-Bangoran sind frühe Ehen üblich. Oft hat das zur Folge, dass Schülerinnen die Schule abbrechen. In der Zentralafrikanischen Republik heiraten 68 Prozent der Mädchen, bevor sie 18 sind, so UNICEF.

Kadidja hat sich für die Schule entschieden. „Ich mag die Schule und lerne gern. Dadurch werde ich unabhängiger“, sagt Kadidja.

Trotz ihres Alters besucht Kadidja erst die zweite Klasse der Grundschule. Ein jahrelanger Konflikt hat das Bildungssystem in der Zentralafrikanischen Republik geschwächt, wodurch viele Schülerinnen und Schüler mehrere Schuljahre verloren haben. Derzeit gibt es in vielen Dörfern gar keine Schule. Wenn es eine gibt, sind die Klassenzimmer überfüllt, es gibt nicht genug Lehrmaterial und der Unterricht wird nicht von geschulten Lehrkräften, sondern von Elternteilen abgehalten.

Viele von Kadidjas Klassenkameradinnen, die ebenfalls verheiratet sind, haben bereits Kinder. Kadidja hat noch keine Kinder, ist aber zuversichtlich, dass es schaffen würde, sowohl Schülerin als auch Mutter zu sein. Sie fürchtet jedoch, dass ihre Eltern sie am Lernen hindern würden. „Ich würde gern weiterhin die Schule besuchen, aber ich weiß, dass meine Eltern versuchen würden, mich davon abzuhalten.“

In den Schulen, die wir leiten, stellten wir tatsächlich fest, dass Anwesenheitsrate bei den Mädchen um bis zu 70 Prozent sinkt, sobald sie 13 Jahre alt werden.

Schwierige Unterrichtsbedingungen

Vor dem Jahr 2000 gab es in Kadidjas Dorf keine Schule. Abtraman, ein Einwohner Bamingui-Banhorans, hatte in anderen Städten studiert und kehrte nach Hause zurück. Er entschied, dass sich etwas ändern müsse, und eröffnete die erste Schule. „Als ich zurückkam, fiel mir auf, dass die Kinder den ganzen Tag lang zu Hause blieben, also fand ich, dass es an der Zeit war, etwas dagegen zu tun.“ Derzeit besuchen 225 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren die Schule. Sie ist aus Stroh gebaut und hat drei Klassenräume. Unser Team ist derzeit mit der Fertigstellung einer neuen Schule im Dorf beschäftigt, sodass noch mehr Kinder die Schule besuchen können.

Mithilfe der finanziellen Unterstützung durch UNICEF haben wir ausgebildete Lehrkräfte und Elternteile in Lehrtätigkeiten geschult und Schulmaterial an die Kinder verteilt. Darüber hinaus haben wir Informationsveranstaltungen organisiert, um die Eltern darüber aufzuklären, wie wichtig es ist, dass ihre Kinder weiterhin zur Schule gehen.

Die Ergebnisse sind bereits sichtbar. Im Anschluss an die Informationsveranstaltungen stiegen die Anwesenheitszahlen, insbesondere unter den Mädchen. „Mehr Mädchen besuchen die Schule, was vor ein paar Monaten noch undenkbar gewesen wäre“, sagt Abtraman.

Eine Investition in die Zukunft

Amani, 13, könnte ebenfalls unter den verheirateten Mädchen sein, aber ihr Vater schlug den Antrag aus, nachdem eine unserer Informationsveranstaltungen besucht hatte.

„Zum Glück lehnte mein Vater den Heiratsantrag ab. Bis es soweit ist, werde ich meine Ausbildung fortsetzen“, sagt Amani, die einmal im Gesundheitswesen arbeiten möchte.

„Ich möchte Hebamme werden und den schwangeren Frauen in meinem Dorf bei der Geburt helfen“, fügt sie hinzu. Derzeit gibt es in Amanis Dorf keine medizinischen Einrichtungen.

In einem Land, in dem der Zugang zu Grundversorgungsleistungen eingeschränkt ist, können ausgebildete Mädchen neue Rollen und Aufgaben übernehmen, von denen die ganze Gemeinde profitiert, selbst in den abgelegensten Regionen.

„Ich möchte Hebamme werden und den schwangeren Frauen in meinem Dorf bei der Geburt helfen“, sagt Amani, die ihre Schulbildung fortsetzen möchte. Foto: Chanel Igara/NRC