Es ist Mittag in Mora und die Sonne brennt erbarmungslos auf die staubigen Straßen herunter. Halima sitzt in Schatten eines Baums auf dem Gelände vor ihrem Haus. Sie schaut auf einen großen Korb mit Erdnüssen herunter, lässt sie durch ihre Finger gleiten, greift sich dann mit einer geübten Bewegung eine Handvoll, schält sie und wirft sie in einen anderen Korb.

„Ich bin wirklich sehr froh“, sagt sie und lächelt schüchtern. „Alles, was ich früher nicht haben konnte, habe ich jetzt.“
Bis vor Kurzem sah Halimas Leben noch ganz anders aus. Vor fünf Jahren zwangen bewaffnete Angriffe und Explosionen sie und ihre vier Kinder zur Flucht aus ihrer Heimatstadt Amchide. Ihr Ehemann ging in diesem Chaos verloren. Fünf Jahre sind vergangen und sie hat noch immer nichts von ihm gehört. Sie befürchtet, dass er in dieser Nacht getötet wurde.
Sie floh nach Mora, eine nur 27 km entfernte Stadt, aber weit genug im Süden, um vor der permanenten Bedrohung durch die Gewalt sicher zu sein. In Amchide hatte Halima als Näherin gearbeitet, aber ihre Nähmaschine musste sie bei ihrer Flucht zurücklassen. Als sie in Mora ankam, hatte sie keine Ersparnisse, nichts, um ihre Kinder zu ernähren. Sie kam nur durch die Lebensmittelverteilungen von humanitären Organisationen über die Runden. Es war für sie und ihre Kinder eine harte Zeit.
Glücklicherweise sollte sich das Blatt für Halima bald wenden. Und das hatte etwas mit Fisch zu tun.

Heureka-Moment
Das Klima in der kamerunischen Region Far North ist im Gegensatz zu den üppigen, grünen Landschaften in vielen anderen Teilen des Landes sehr trocken. Das macht es in Städten wie Mora eher schwierig, frischen Fisch zu bekommen. Da das nächstgelegene Gewässer, der Maga-See, 140 km entfernt ist, müssen Fischhändler weit fahren, um auf den Wochenmärkten in Mora Fisch verkaufen zu können. Die Transportkosten zwingen die Verkäufer außerdem, den Fisch zu erhöhten Preisen zu verkaufen. Zudem ist der Fisch zum Zeitpunkt seiner Ankunft auf den Märkten auch nicht mehr wirklich frisch.

In diesem Zusammenhang hatte der aus Mora stammende Boucar Adji seinen Heureka-Moment. Adji wollte ein Unternehmen gründen, um den Bedarf an frischem Fisch in Mora zu decken und gleichzeitig seiner Gemeinde zu mehr Wohlstand zu verhelfen.
![Boucar Adji, in front of the fish ponds.
Cameroon’s Far North Region has a dry and arid climate in contrast to the lush, green landscapes of many other parts of the country. This makes finding fresh fish in towns like Mora quite a challenge. With the nearest body of water, Lake Maga, 140 Km away from Mora, fish sellers are forced to make the long journey there and back to sell fish in Mora’s weekly markets. However, these transportation costs would force sellers to raise the price of fish to exorbitant amounts and by the time they arrived in Mora’s markets, they would no longer be fresh.
It was in this context that Boucar Adji, a native of Mora, had his eureka moment. Adji was an entrepreneur willing to start a business that would meet this demand for fresh fish in Mora, while also helping out his community. As Mora had become a host to thousands of displaced people from violence-hit parts of Cameroon, he wanted his business to primarily employ Mora’s newly arrived displaced people. His idea was to construct a small fishpond in Mora and raise fish there till the point where they were big enough to sell. He founded the Mora Fish Farming Association and accomplished exactly what he set out to do. Starting with one pond, he began to raise catfish within it and successfully sold these fish at a reasonable price in the markets in Mora.
As part of NRC’s efforts to improve the food security of displaced people in Cameroon, we provide financial support to local businesses, associations and cooperatives already engaged in efforts to accomplish this. When our teams in Mora came across the association that Boucar Adji had founded, we were excited to partner with him. As Leila Hommal, Food Security and Livelihoods Assistant for NRC Cameroon says, ‘we knew that if we provided support to this association’s fish farming activities, the whole community would benefit. [Adji] was not simply waiting for different NGOs to come to the aid of his community. He already had a clear idea of how his association would help his own community. And so we wanted to provide support to this association.’ With the financial support that he received, Adji was able to expand his business. He built a second pond and hired assistants to help him clean the ponds and feed the fish. Halima and and Gona are two of these women.
Photo: Ingebjørg Kårstad/NRC
Text: Itunu Kuku](/cdn-cgi/image/width=1400,format=auto,fit=crop,height=934/globalassets/images/countries/cameroon/2020/the-ripple-effect/the-fish-farmer-1.jpg)
Welszucht
Seine Idee bestand darin, in Mora einen kleinen Fischteich zu bauen und darin Fische zu züchten, bis sie groß genug für den Verkauf waren. Zu diesem Zweck gründete er die Mora Fischzucht-Gesellschaft. Er baute zunächst einen Teich und begann, Welse zu züchten. Diese wurden dann zu angemessenen Preisen auf den Märkten in Mora verkauft.
Da Mora die Heimat von Tausenden Vertriebenen aus den konfliktbetroffenen Teilen Kameruns geworden war, wollte er vorrangig neu in Mora angekommene Vertriebene einstellen.

Erweiterung des Betriebs
Als das Team von NRC Flüchtlingshilfe in Mora auf das von Boucar Adji gegründete Unternehmen aufmerksam wurde, freuten wir uns, mit ihm zusammenarbeiten zu können. Leila Hommal, Expertin für Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen für NRC Flüchtlingshilfe Kamerun, sagt: „Wir wussten, wenn wir die Fischzucht hier unterstützen würden, würde de ganze Gemeinde davon profitieren. [Adji] wartete nicht einfach darauf, dass verschiedene NGOs kommen und seine Gemeinde unterstützen würden. Er hatte bereits eine klare Vorstellung davon, wie seine Gesellschaft seiner Gemeinde helfen würde.“
Mit der finanziellen Unterstützung von NRC Flüchtlingshilfe konnte Adji seinen Betrieb erweitern. Er baute einen zweiten Teich und stellte Helferinnen ein, die ihn bei der Reinigung der Teiche und dem Füttern der Fische unterstützten. Alle seine Helferinnen sind vertriebene Frauen. Eine von ihnen ist Halima.
„Als die Fischzucht-Gesellschaft auf mich zukam und mich bat, an ihren Aktivitäten teilzunehmen, stimmte ich zu“, sagt Halima. „Meine Aufgabe ist es, zusammen mit den anderen Mitgliedern der Gesellschaft die Teiche zu reinigen und die Fische zu füttern.“
Da sie ihre Nähmaschine bei der Flucht nicht hatte mitnehmen können und keine andere Möglichkeit hatte, ihre Familie zu ernähren, war Halima dankbar für diese Chance. Für ihre Arbeit auf der Fischfarm bekommt sie ein Gehalt. Darüber hinaus erhalten alle Mitglieder der Gesellschaft auch welche von den gezüchteten Fischen, die sie mit nach Hause nehmen können. Daher können Halima und ihre Familie nun regelmäßig frischen Fisch essen.

Zwei Einkommensquellen
Neben der finanziellen Unterstützung der Gesellschaft bekommen einige der am stärksten gefährdeten Vertriebenen in Mora von unserem Team ebenfalls finanzielle Hilfe. Halima profitierte von diesem Bargeldtransfer und konnte das Geld dafür verwenden, Hirse und Erdnüsse zu kaufen, die sie weiterverkauft.
„Durch Gottes Gnade habe ich nun zwei Einkommensquellen – die Fischzucht und den Verkauf von Erdnüssen“, erklärt sie. „Und damit kann ich nun meine Familie ernähren und die Bedürfnisse meiner Kinder erfüllen.“
Halima ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Sie sagt, ihre tägliche Arbeit auf der Fischfarm und die Stabilität, die sie dadurch gewonnen hat, haben sie das Elend vergessen lassen, das sie durchmachen musste.
Nachhaltige Unterstützung
Unsere Maßnahmen im Bereich Ernährungssicherheit und Lebensunterhalt in Kamerun umfassen auch die Unterstützung von weiteren ähnlichen Gesellschaften in anderen Bereichen. Wir unterstützen zum Beispiel Gruppen, die Viehzucht betreiben oder Düngemittel lagern und verkaufen. Wir glauben, dass diese Art zu arbeiten nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig ist, da die Gruppen, die wir vor Ort unterstützen, auch ohne uns noch lange weiter bestehen werden.