
"Die Jemeniten haben sechs Jahre lang leere Versprechen von führenden Politikern aus aller Welt vertragen müssen, von denen viele die Flammen dieses Krieges weiter anfachen. Es muss jetzt entschieden gehandelt werden, um den unerbittlichen Countdown hin zu einer vollkommen vermeidbaren Hungersnot zu stoppen", sagte Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegian Refugee Council (NRC). "Die Jemeniten brauchen drei Dinge, um diesem Albtraum ein Ende zu setzen: einen Waffenstillstand zur Verhinderung der Hungersnot, eine Verdoppelung der Hilfsgelder und die Wiederaufnahme der Friedensgespräche."
Sechs Jahre Krieg haben verheerende Auswirkungen auf die Menschen, die Wirtschaft und die Entwicklung im Jemen. Sie haben die Entwicklung des Landes um 21 Jahre zurückgeworfen und eine Generation ihrer Zukunft beraubt. Wenn der Konflikt weitergeht, müssen die Jemeniten, die bereits jetzt mit einer extremen humanitären Krise konfrontiert sind, mit einer weiteren Verschlechterung ihrer Situation rechnen.
Während das Land in das siebte Konfliktjahr eintritt, warnt NRC, dass der Jemen wieder in einen ausgewachsenen Krieg abgleiten könnte. Das Aufflammen des Konflikts in Marib, Hodeidah, Taiz und Hajjah führt zu Vertreibungen, massenhaften Opfern unter der Zivilbevölkerung und fortgesetzten Angriffen auf Häuser, Bauernhöfe, Krankenhäuser und Schulen.
"Vor dem Krieg genossen wir ein komfortables Leben und hatten drei Mahlzeiten am Tag. Wie hätte ich bleiben können, wenn ständig Kugeln über unseren Köpfen flogen? Es ist eine Frontlinie", sagte Ali Ali Ayyash, ein vertriebener Vater aus Hodeidah.
Bis 2019 hat der bewaffnete Konflikt fast eine Viertelmillion Menschen getötet, entweder direkt durch die Feindseligkeiten oder indirekt durch die unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Infrastruktur, so eine unabhängige Analyse. Allein im Jahr 2020 wurden schätzungsweise 2.087 Zivilisten getötet oder verletzt, wobei ein erhöhter Anteil davon Frauen und Kinder waren.
"Als ich Anfang des Monats den Jemen besuchte, war ich zutiefst schockiert, wie unmenschlich die Situation nach sechs langen Kriegsjahren geworden ist. Der Konflikt ist die Quelle endlosen Leids für die Jemeniten und muss ausgelöscht werden", sagte Egeland.
- 4 Millionen Menschen sind seit 2015 durch den Krieg vertrieben worden.
- 66 Prozent der jemenitischen Bevölkerung – über 20 Millionen Menschen – benötigen irgendeine Form von Hilfe.
- Die Hälfte der Bevölkerung – 16 Millionen – hat keinen Zugang zu ausreichend Nahrung.
- Nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen und zwei Drittel der Schulen sind derzeit funktionsfähig.
- Die Wasserinfrastruktur arbeitet mit einem Wirkungsgrad von weniger als 5 Prozent.
- Alle 10 Minuten stirbt durchschnittlich ein Kind an vermeidbaren Ursachen.
- Für das Jahr 2021 werden 672.000 Menschen als Vertriebene erwartet, 48 Prozent Frauen, 53 Prozent Kinder und Jugendliche und 4 Prozent ältere Menschen.
- Die Entwicklung des Jemen wurde durch den Krieg bereits 21 Jahre zurückgeworfen.
- Die Zahl der Konfliktfronten ist im vergangenen Jahr auf 49 gestiegen, von 33 im Jahr 2019.
- Vom 1. Januar 2021 bis zum 17. März 2021 wurden laut dem Civilian Impact Monitoring Project 834 zivile Häuser von Waffengewalt getroffen.
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