Eine der geschlossenen Schulen in Pama, Burkina Faso. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Burkina Faso's geschlossene Schulen

Veröffentlicht 21. März 2023
Über eine Million Kinder in Burkina Faso sind derzeit von Schulschließungen betroffen. 6.134 Bildungseinrichtungen sind seit Februar 2023 geschlossen, was einem Anstieg von über 40 Prozent seit Ende des letzten Schuljahres entspricht. Fast jedes vierte Schulgebäude im ganzen Land ist nun aufgrund von weitläufiger Unsicherheit und Gewalt außer Betrieb. Fast zwei Millionen Menschen wurden aus ihren Heimatorten vertrieben.

Am Vorabend der Konferenz zu Bildung und Nothilfe, organisiert von der Europäischen Kommission und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Brüssel, fordern NRC Flüchtlingshilfe, das Bildungscluster in Burkina Faso und die FONGIH, zwei Dachorganisationen, die 87 nationale und internationale Organisationen im Land vertreten, einen verbesserten Bildungszugang für zurückgelassene Kinder, Binnenvertriebene oder derer, die in betroffenen Gebieten leben.

Nur etwa ein Viertel der aus der Schule vertriebenen Kindern wurde mit neuen Klassenräumen ausgestattet. Die Mehrheit ist ohne Bildungszugang und wird damit ihrer Kindheit und der Chance beraubt, unabhängige Erwachsene und Bürger*innen zu werden", sagte Hassane Hamadou, der Landesdirektor der NRC Flüchtlingshilfe in Burkina Faso. Je länger diese Situation andauert, desto ernster wird es, diesen Trend umzukehren und die Zukunft der Kinder zu bewahren. Die Behörden in Burkina Faso sowie humanitäre- und Entwicklungsorganisationen müssen ihre Bemühungen dringend verstärken, um diese Bildungslücke zu schließen."

Innerhalb der östlich gelegenen, blockierten Stadt Pama in einer der drei Regionen mit der höchsten Anzahl von Schulschließungen, einschließlich der Region Sahel und Boucle du Mouhoun,  sind nur zwei von acht Schulen geöffnet. Sechs Lehrer*innen und einige Freiwillige betreuen derzeit über 1.000 Kinder in Pama.

Für uns, die immer noch hier sind, ist es eine sehr persönliche Entscheidung, zu bleiben", erklärte ein Lehrer. Bildung ist ein universelles Recht, deshalb fühlen wir uns verpflichtet, weiterzumachen. Aber die Angst geht nicht so leicht weg. Oft müssen wir den Unterricht unterbrechen, weil wir hier oder dort Schüsse hören. Bedrohungen sind groß und die Bedingungen sind hart, aber wir können und müssen Herausforderungen überwinden, um Kindern zu helfen, die diese Situation nie gewählt haben und keine Schuld tragen."

Über 31.000 Lehrer*innen sind landesweit von der Bildungskrise betroffen. Unter ihnen wurden bisher etwa 6.300 in Schulen mit vielen intern vertriebenen Schüler*innen neu eingesetzt. Die Wiedereröffnung oder Verlegung von rund 300 Schulen seit Januar stellt einen Schritt in die richtige Richtung dar. Es ist jedoch jetzt entscheidend, den Doppel-Schicht Einsatz zu erhöhen um die Schulen offenzuhalten, mehr Klassenzimmer einzurichten und die Umverteilung von Lehrer*innen an neue Standorte in Flüchtlingsgebieten zu beschleunigen.

Diese Krise hat Mädchen unverhältnismäßig stark betroffen. Eine Studie von Plan International ergab, dass Mädchen in einer Krisensituation 2,5-mal mehr gefährdet sind, die Schule nicht mehr besuchen zu können, als Jungen. Gleichzeitig müssen laufende Bemühungen das Lehrpersonal dabei unterstützen, den wachsenden psychosozialen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht zu werden. Diese sind oft durch Vertreibung und Konflikt traumatisiert.

Die Unsicherheit ist ein wichtiger Grund dafür, warum so viele Schulen schließen, aber die Nahrungsmittelunsicherheit in den Sahel- und Ostregion ist auch ein Grund für Schulabbrüche", erklärte der Direktor von Tin TuaYembuani Yves Ouoba. „Die Garantie, dass Schulen und außerschulische Bildungszentren Mahlzeiten bereitstellen und Kinder versorgt werden, sind effektive Möglichkeiten, um sie weiter im System zu halten."

„Wir erleben einen beschleunigten Angriff auf Bildung. Lehrpersonal wird bedroht und Eltern sind verängstigt. Kinder zahlen den höchsten Preis. Wenn ein Kind nicht zur Schule geht, ist es gefährdeter, ausgebeutet zu werden, Opfer von Gewalt und Menschenhandel zu werden oder sogar von bewaffneten Gruppen rekrutiert zu werden", sagte die Vertreterin von UNICEF in Burkina Faso, Sandra Lattouf. „Wir begrüßen die effektive Partnerschaft und Zusammenarbeit mit dem Ministerium für nationale Bildung, Alphabetisierung und Förderung der Nationalsprachen, das den Zugang zu Bildung in schwierigen Kontexten stärkt. Wir müssen jetzt handeln, um die nächste Generation nicht zu verlieren und unser Engagement verstärken, um Notfall-Lösungen für Bildung anzubieten."

Die Konfliktparteien müssen mehr dafür tun, Schulinfrastrukturen vor Angriffen zu schützen und Gebäude vor Besetzung zu bewahren. Wir begrüßen die bevorstehende interministerielle Anordnung zur Einrichtung nationaler und regionaler Ausschüsse zur Umsetzung der sicheren Schuldeklaration und hoffen, dass diese dazu beitragen, Schulen für alle burkinischen Kinder zu sichern.

An Redakteure:

  • Ende Februar 2023 waren in Burkina Faso 6.134 Schulen geschlossen, eine Steigerung um 44% seit Mai 2022 (4.258). Dies entspricht 24% aller Bildungseinrichtungen im Land (Quelle: Monatlicher statistischer Bericht des Bildungsministeriums über Bildung in Krisen vom 28. Februar 2023).
  • Die Anzahl der geschlossenen Schulen in anderen west- und zentralafrikanischen Ländern aufgrund von Unsicherheit: 3.285 in Kamerun, 1.762 in Mali, 1.344 in der Demokratischen Republik Kongo, 878 in Niger, 181 in Nigeria, 134 im Tschad und 13 in der Zentralafrikanischen Republik (Quelle: „Unprecedented School Closures Jeopardise the Future of Millions in West and Central Africa", NRC Flüchtlingshilfe, UNHCR, UNICEF, Education Cannot Wait, März 2023).
  • Die Regionen Boucle du MouhounEast und Sahel in Burkina Faso sind am stärksten von Schulschließungen betroffen und jeder Bereich beherbergt zwischen 1000 und 1200 geschlossenen Schulen (Quelle: Monatlicher statistischer Bericht des Bildungsministeriums über Bildung in Krisen vom 28. Februar 2023).
  • Schulschließungen betreffen 1.050.172 Schüler*innen, sowie 31.077 Lehrer*innen. 262.388 dieser Kinder haben bisher wieder eine formale Schulbildung aufgenommen (Quelle: siehe oben).
  • Mädchen haben in einer Krisensituation ein 2,5-fach höheres Risiko, aus der Schule genommen zu werden als Jungen, laut einer Studie von 2020, die in Mali und Burkina Faso durchgeführt wurde („Adolescent girls in crisisvoices from the Sahel", Plan International, August 2020).

Video:

  • B-Rolle zur freien Verfügung finden Sie hier und hier ist das Transkript.

Für weitere Informationen oder um ein Interview zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an:

  • Marine Olivesi, NRC Flüchtlingshilfe's Advocacy Manager in Burkina Faso: +33 650 300 154 (WhatsApp), Marine.Olivesi@nrc.no
  • NRC Flüchtlingshilfe's globale Medien Hotline : media@nrc.no, +47 905 62329
  • Bruno Sanogo, UNICEF Communication Specialist, ssanogo@unicef.org