Unternehmerinnen stärken

Konflikte und Katastrophen bestimmen seit 30 Jahren das Leben der Menschen in Somalia. Eine neue Initiative unterstützt Frauen dabei, eigene Unternehmen zu gründen, um damit sie und ihre Familien gegen zukünftige Umbrüche zu wappnen.

Die Sicherheitslage in Somalia ist nach Jahren des Konflikts zwischen Regierungskräften und diversen nicht-staatlichen bewaffneten Gruppen nach wie vor instabil. Hinzu kommt, dass das Land im Jahr 2017 von der schwersten Dürre seit 20 Jahren heimgesucht wurde – eine Katastrophe, von der das Land sich immer noch nicht ganz erholt hat.

In der Folge wurden in den südlichen und zentralen Regionen Somalias Millionen Menschen vertrieben. Insgesamt 2,6 Millionen Somalierinnen und Somalier sind derzeit innerhalb des Landes auf der Flucht, so das Schutz- und Rückkehrüberwachungsnetz der UN. Häufig wurden ihre Existenzgrundlagen zerstört und sie sind von humanitärer Hilfe abhängig.

Hawo Buyo, 38, ist zehnfache Mutter und lebt in einem Vertriebenenlager in Baidoa im Süden Somalias. Sie und ihre Familie waren bereits zweimal zur Flucht gezwungen. „Wir sind in diese Siedlung in Baidoa gekommen, weil wir durch den Konflikt in Mogadischu und später durch eine schwere Dürre aus Dhuxuley vertrieben wurden“, erklärt sie.

Hawo Buyo, 38, ist Geschäftsinhaberin und zehnfache Mutter. Sie lebt in Baidoa im Süden Somalias, wo sie einen Haushaltswarenladen betreibt.

 

Neue Hoffnung durch neue Geschäftsideen

Um die Familien bei der Bewältigung von Schocks und Stress besser zu unterstützen, beteiligt sich NRC Flüchtlingshilfe an einem Förderprogramm namens Building Resilient Communities in Somalia („Aufbau widerstandsfähiger Gemeinden in Somalia“ – kurz BRCiS).

Teil dieses Programms ist eine Initiative zur Einkommensgenerierung, bei der Frauen in den Distrikten Baidoa und Dollow eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und Finanzmittel bekommen, um ihnen bei der Ausweitung ihrer Unternehmen zu helfen. In beiden Distrikten wurden Märkte aufgebaut, um einen Absatz für diese neue Geschäftstätigkeit zu ermöglichen.

Die Frauen, die daran teilnehmen, sind alle Familienoberhäupter und alle führen ein kleines Unternehmen, das ihre Haupteinkommensquelle darstellt. Die Schulungen und die Unterstützung, die sie erhalten, steigern ihr Verdienstpotenzial und machen sie widerstandsfähiger gegen widrige Ereignisse wie Dürren.

Fadumo Sharif, 29, Mutter und Geschäftsinhaberin aus Dollow im Südwesten Somalias.

 

Fadumo Sharif, 29, lebt in der Qansaxley-Siedlung für Vertriebene in Dollow in der Nähe der äthiopischen Grenze.

„Früher lebten wir davon, Feuerholz zu sammeln und zu verkaufen. Es war eine schwere Arbeit und es reichte nicht für drei Mahlzeiten am Tag für meine Familie“, erklärt sie. Das änderte sich jedoch, als sie für das Projekt zur Einkommensgenerierung ausgewählt wurde.

„Wir wurden in Betriebswirtschaft geschult und erhielten Zuschüsse in Höhe von 450 Euro, um in unser Unternehmen zu investieren“, fährt Fadumo fort. „Ich entschied mich, das Geld in ein neues Geschäft zu stecken, das mehr einbringen würde als das Holzsammeln. Ich baute einen Kiosk und eröffnete einen kleinen Laden. Die Dinge haben sich zum Guten gewendet. Meine Kinder können jetzt zur Schule gehen. Wir haben genug zu essen und können die Wasserrechnungen bezahlen.“

 

Unternehmerinnen stärken

Das Einkommensprojekt zielt darauf ab, Unternehmerinnen auszubilden und zu stärken. Charles Obayi, Resilience Program Manager bei NRC Flüchtlingshilfe in Somalia, erklärt, welche Überlegungen dahinterstehen.

„Durch Interaktion und Feedback haben wir herausgefunden, dass die gezielte Förderung von Frauen zum Schutz der Geschlechter innerhalb der Familien in diesen Gemeinden beiträgt“, erklärt er. „Darüber hinaus tendieren Mütter dazu, ihr Einkommen zur Verbesserung des Lebens ihrer Kinder einzusetzen.“

Jawahir Adan (sitzend), 38, sechsfache Mutter und Geschäftsinhaberin in der Qansaxley-Siedlung in Dollow, Somalia. Hier sieht man sie in ihrem Laden, den sie aus einem kleinen Tischverkauf aufgebaut hat.

 

Jawahir Adan, 38, ist eine der Frauen, die an dem Projekt teilgenommen haben. Sie hat sechs Kinder und hatte früher einen kleinen Laden, mit dem sie die Familie kaum ernähren, geschweige denn das Schulgeld bezahlen konnte.

Durch das Projekt konnte Jawahir ihr Geschäft erweitern. Sie besitzt jetzt ein Einzel- und Großhandelsgeschäft. Das Leben für die Familie hat sich verbessert und ihre Kinder können nun zur Schule gehen.

Jawahir denkt, dass es eine gute Entscheidung war, sich für die Frauen starkzumachen. „In der Qansaxley-Siedlung sind die meisten unserer Kunden weiblich“, erklärt sie. „Eine Frau weiß am besten, was Frauen brauchen. Daher ist es sehr sinnvoll, die Unternehmerinnen auf dem Lokalmarkt zu fördern.“

 

Das Projekt und das BRCiS-Programm

Insgesamt 128 Frauen haben im Rahmen des von der EU-Generaldirektion für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (DEVCO) finanzierten Einkommensprojektes Lehrgänge und Unterstützung erhalten.

Das Projekt ist Teil des Programms Building Resilient Communities in Somalia (BRCiS), eines humanitären Konsortiums, das einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, um den somalischen Gemeinden bei der Bewältigung von Schocks und Stress zu helfen. Weitere Initiativen des BRCiS-Programms umfassen den Bau von Wasserinfrastruktur, Bienenzucht und verschiedene andere Aktivitäten zur Unterstützung des Lebensunterhalts. BRCiS arbeitet im Einklang mit unserer globalen Strategie, dauerhafte Lösungen in den von Vertreibung betroffenen Regionen Somalias zu fördern.