Der Jemen war eins der letzten Länder, die einen Corona-Fall bestätigte. Wochenlang hielt das Land den Atem an und hoffte, den Ausbruch eindämmen zu können. Aber trotz aller Bemühungen um Rückverfolgung und Tests ist nun das Schlimmste eingetreten.
Der Jemen ist anfälliger für die Pandemie als fast jedes andere Land der Welt. Fünf Jahre Krieg und Hunger haben das Gesundheitssystem zum Erliegen gebracht, die physische Immunität der Menschen verschlechtert und den schlimmsten Cholera-Ausbruch der Geschichte ausgelöst. Nun sind die Menschen Covid-19 ausgesetzt.
Wir können jedoch immer noch handeln und Leben retten. NRC Flüchtlingshilfe arbeitet rund um die Uhr mit lokalen Behörden und Gemeinden zusammen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und in dieser Pandemie die lebenswichtige Versorgung zu gewährleisten.
1. Informieren
Eins der größten Hindernisse im Kampf gegen Covid-19 ist das mangelnde Wissen. Die Menschen wollen ihre Familien schützen, wissen aber nicht immer genau, was sie dafür tun müssen.
Unsere Teams vor Ort gehen in angemessener Schutzkleidung von Tür zu Tür und erklären, wie man die Übertragung von Covid-19 verhindern kann. Darüber hinaus haben wir leicht lesbare Plakate aufgehängt und demonstrieren, wie man sich am besten die Hände wäscht.
Für noch mehr Reichweite werden von lokalen Radiosendern lustige Hörspiele ausgestrahlt, um die Wichtigkeit des Händewaschens mit Seife, Social Distancing und andere gute Hygienepraktiken zur Vorbeugung von Krankheiten zu verdeutlichen. Diese werden voraussichtlich eine halbe Million Menschen erreichen.
2. Familien helfen, zu Hause zu bleiben
Selbst wenn die Menschen wissen, wie man sich am besten schützt, können die Lebensumstände ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Millionen Menschen, die vor dem Konflikt fliehen mussten, sind in Lagern mit schlechter Versorgung oder öffentlichen Gebäuden untergebracht. Unter diesen Umständen ist es schwierig, sich zu Hause zu isolieren.
Al-Raboui Abdu Saeed, Vater aus Taiz, lebt mit Dutzenden weiteren vertriebenen Familien in der Al-Fajr Al-Jadeed-Schule. „Hier leben mehr als zehn Menschen in einem Raum“, sagt er. „Wie können wir da Abstand halten?“ Wenn sie ausreichend Vorräte hätten, erklärt Al-Raboui, würden sie die Tür der Schule vor der Außenwelt verschließen und nicht riskieren, sich mit dem Virus zu infizieren.
Aus diesem Grund haben wir unsere Bargeldhilfe für vertriebene Familien aufgestockt. Dadurch sind sie in der Lage, Dinge wie Seife, Decken, Brennstoff und Lebensmittel zu kaufen. Überall dort, wo die lokalen Märkte nicht gut genug funktionieren, verteilen wir seit März Pakete mit nützlichen Hygiene- und Haushaltsartikeln direkt an die Familien, darunter über 27.000 kg Waschpulver.
3. Seife, Seife und noch mehr Seife
Seife ist eins der billigsten und wirksamsten Mittel, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Hälfte aller jemenitischen Familien gibt jedoch an, keine Seife zu haben, nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Preise.
Yasin Mohammed war Landwirt, bis die Kämpfe ihn zwangen, aus seiner Heimat zu fliehen. Seine achtköpfige Familie lebt im Bezirk Abs in Haddscha in einem einzigen Zelt aus Holz und Plastikplanen. „Wir wissen, dass das Coronavirus sich an übervölkerten Orten wie Flüchtlingslagern auf dramatische Weise ausbreitet“, sagt Yasin. „Wir versuchen also, Abstand zu halten. Eine der besten Vorsichtsmaßnahmen ist Händewaschen, aber die meisten Vertriebenen können sich keine Seife leisten.“
NRC Flüchtlingshilfe hat im Jemen zügig Seife und andere Hygieneartikel verteilt – über 300.000 Seifen in zwei Monaten – um sicherzustellen, dass Yasin und Hunderte weitere ihre Familien schützen können.
4. Das Wasser laufen lassen
Seife ist natürlich nur dann von Nutzen, wenn auch Wasser vorhanden ist.
„In vielen Lagern gibt es nicht genug Wasser, und die Lager sind normalerweise nicht sauber, besonders in der Regenzeit“, erklärt NRC Flüchtlingshilfe-Mitarbeiter Abdulrazaq Alwan.
Aus diesem Grund tun wir unser Möglichstes, um unsere übliche Arbeit im Bereich Wasser und Sanitäranlagen aufrechtzuerhalten. Dazu gehören die Bereitstellung von sauberem Wasser und Wasserfiltern für Vertriebene und Gastgebergemeinden, die Einrichtung von Latrinen und die Wartung von Abwassersystemen.
5. Sanitär-Teams die richtige Ausrüstung und das Know-how zur Verfügung stellen
Abfalleimer, Schubkarren, Besen, Handschuhe und Müllsäcke – all diese Dinge sind wichtige Waffen im Kampf gegen das Coronavirus.
In den letzten Wochen hat NRC Flüchtlingshilfe den kommunalen Reinigungskräften die Ausrüstung zur Verfügung gestellt, die sie brauchen, um die Krankheit von Flüchtlingslagern und Städten fernzuhalten. Außerdem haben wir die Teams über die Grundlagen der Übertragung des Virus informiert – und wie man diese verhindern kann.
„Saubermachen ist für uns nichts Neues. Das tun wir seit Jahren!“, sagt Hisham Abdullah, Reinigungskraft in Mokka. „Aber bei der Schulung von NRC Flüchtlingshilfe haben wir gelernt, wie wir sicher arbeiten können, damit wir uns nicht mit dem Coronavirus anstecken oder dazu beitragen, dass es sich ausbreitet.“
6. Versorgung verstärken
Obwohl die Menschen im ganzen Land Angst vor dem Virus haben, sind es die vertriebenen Familien, die am meisten gefährdet sind. Selbst wenn sie eine Infektion mit Covid-19 vermeiden können, haben sie bei ihrer Flucht immer noch ihre Arbeitsplätze aufgeben und all ihren Besitz zurücklassen müssen. Millionen Menschen auf der Flucht sind nicht weit von einer Hungersnot entfernt.
„Wenn wir nicht arbeiten gehen, haben wir nichts zu essen“, erklärt der vertriebene Vater Mohammed Al-Hawsali, der mit seiner Familie in einer inoffiziellen Siedlung lebt.
Da die Beschäftigungsmöglichkeiten aufgrund der Beschränkungen und Ausgangssperren im Kampf gegen Covid-19 immer mehr versiegen, ist es besonders wichtig, dass wir unsere üblichen Projekte zur Bereitstellung von Lebensmitteln und anderen Grundversorgungsgütern weiterführen. Diese Projekte sind für viele Familien ein Rettungsseil, das wir nicht kappen können.
Von Social Distancing in Warteschlangen bis zur Bereitstellung von Handdesinfektionsmitteln und der Desinfizierung von Oberflächen haben wir alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um unsere Aktivitäten sicher durchführen zu können. Dort, wo wir nicht wie gewohnt arbeiten können, haben wir unsere Aktivitäten entsprechend angepasst. Zum Beispiel verteilen wir die Kekse mit hohem Energiegehalt normalerweise in den Schulen. Da diese jedoch geschlossen sind, bekommen die vertriebenen Familien diese nun direkt.
7. Unsere Mitarbeitenden schützen
Bei allem, was wir tun, um andere zu schützen, stellen unsere Teams auch sicher, dass sie selbst geschützt sind.
Anfang April haben wir Maßnahmen ergriffen und stellen unseren Mitarbeitenden Schutzausrüstung zur Verfügung, damit sie sicher arbeiten können. Das ist nicht nur unsere gegenseitige Verantwortung, sondern trägt auch dazu bei, dass wir weiterhin lebenswichtige Hilfe leisten können.