NRC education team takes precautionary measures against COVID-19 into consideration during distribution of High Energy Biscuits to displaced families in Lahj governorate.

The education team used to distribute these biscuits to children in schools as replacement for the food children would have been receiving in schools but nowadays the schools are closed so our team is distributing it to displaced families.


Photo: Abdulfatah Al Jaboly/NRC
Coronavirus

Der Kampf gegen Covid-19 im Jemen

Es war der Moment, den alle gefürchtet hatten: Am 29. April starben die ersten zwei Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Weitere Infektionen und Todesfälle folgten.

Der Jemen war eins der letzten Länder, die einen Corona-Fall bestätigte. Wochenlang hielt das Land den Atem an und hoffte, den Ausbruch eindämmen zu können. Aber trotz aller Bemühungen um Rückverfolgung und Tests ist nun das Schlimmste eingetreten.

Der Jemen ist anfälliger für die Pandemie als fast jedes andere Land der Welt. Fünf Jahre Krieg und Hunger haben das Gesundheitssystem zum Erliegen gebracht, die physische Immunität der Menschen verschlechtert und den schlimmsten Cholera-Ausbruch der Geschichte ausgelöst. Nun sind die Menschen Covid-19 ausgesetzt.

Wir können jedoch immer noch handeln und Leben retten. NRC Flüchtlingshilfe arbeitet rund um die Uhr mit lokalen Behörden und Gemeinden zusammen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und in dieser Pandemie die lebenswichtige Versorgung zu gewährleisten.

NRC team distributing NFIs like mattresses, buckets, plastic sheets and plastci mats to displaced families in Al-Anad camp in Lahj governorate under the support of the UNHCR, taking precautionary measures against COVID-19 into consideration

Photo: Ahmed Aref/NRC
Im Flüchtlingslager Al-Anad im Gouvernement Lahidsch hängt ein Plakat, auf dem Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 erklärt werden. Dieses Material wurde von UNICEF entwickelt und im Rahmen einer vom Europäischen Amt für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz finanzierten Aufklärungsarbeit zum Thema Hygiene von NRC Flüchtlingshilfe verteilt. Foto: Ahmed Aref/NRC

1. Informieren

Eins der größten Hindernisse im Kampf gegen Covid-19 ist das mangelnde Wissen. Die Menschen wollen ihre Familien schützen, wissen aber nicht immer genau, was sie dafür tun müssen.

Unsere Teams vor Ort gehen in angemessener Schutzkleidung von Tür zu Tür und erklären, wie man die Übertragung von Covid-19 verhindern kann. Darüber hinaus haben wir leicht lesbare Plakate aufgehängt und demonstrieren, wie man sich am besten die Hände wäscht.

Für noch mehr Reichweite werden von lokalen Radiosendern lustige Hörspiele ausgestrahlt, um die Wichtigkeit des Händewaschens mit Seife, Social Distancing und andere gute Hygienepraktiken zur Vorbeugung von Krankheiten zu verdeutlichen. Diese werden voraussichtlich eine halbe Million Menschen erreichen.

Al-Raboui Abdu Saeed, a displaced man from Taiz city to Taiz’ Al-Shimayateen district says: “We heard about two corona cases in Taiz and people in this area buy food to stock in their houses in case there is a curfew but for us we can’t do anything.

“Most of the displaced people in this school [camp] depend on daily work or begging in the market so we can’t buy food to stock and we can’t buy soap or sanitizer.

Al-Raboui with dozens other displaced families live on Al-Fajr Al-Jadeed School in Taiz which has changed into a camp for displaced families.

He confirmed that more than a family live in the same room and it is difficult for them to take any precautionary measures against COVID-19. “There are more than ten people live in the same room so how can we keep safe.

“We have been suffering from 2015 and this disease may worsen our life. We pray Allah to save us from this disease.”

Al-Raboui called on organizations to help them and provide them with enough food so they can close the door of the school and live inside it if COVID-19 spreads in Taiz. “If only one case in this camp got infected by corona, it will spread among us easily.”

Photo: Nasser Abdulkareem/NRC
Al-Raboui Abdu Saeed ist ein Vater, der sein Zuhause in Taiz verlassen und in einer Schule Zuflucht suchen musste. Foto: Nasser Abdulkareem/NRC

2. Familien helfen, zu Hause zu bleiben

Selbst wenn die Menschen wissen, wie man sich am besten schützt, können die Lebensumstände ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Millionen Menschen, die vor dem Konflikt fliehen mussten, sind in Lagern mit schlechter Versorgung oder öffentlichen Gebäuden untergebracht. Unter diesen Umständen ist es schwierig, sich zu Hause zu isolieren.

Al-Raboui Abdu Saeed, Vater aus Taiz, lebt mit Dutzenden weiteren vertriebenen Familien in der Al-Fajr Al-Jadeed-Schule. „Hier leben mehr als zehn Menschen in einem Raum“, sagt er. „Wie können wir da Abstand halten?“ Wenn sie ausreichend Vorräte hätten, erklärt Al-Raboui, würden sie die Tür der Schule vor der Außenwelt verschließen und nicht riskieren, sich mit dem Virus zu infizieren.

Aus diesem Grund haben wir unsere Bargeldhilfe für vertriebene Familien aufgestockt. Dadurch sind sie in der Lage, Dinge wie Seife, Decken, Brennstoff und Lebensmittel zu kaufen. Überall dort, wo die lokalen Märkte nicht gut genug funktionieren, verteilen wir seit März Pakete mit nützlichen Hygiene- und Haushaltsartikeln direkt an die Familien, darunter über 27.000 kg Waschpulver.

In response to COVID-19, NRC under the support of the Swedish International Development Agency (Sida) distributed soap to displaced families in Hajjah’s Abs district.

Photo: Ala'a Hebah/NRC
NRC Flüchtlingshilfe verteilt mit Unterstützung durch die Schwedische Entwicklungsagentur im Bezirk Abs in Haddscha Seife an vertriebene Familien. Foto: Ala'a Hebah/NRC

3. Seife, Seife und noch mehr Seife

Seife ist eins der billigsten und wirksamsten Mittel, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Hälfte aller jemenitischen Familien gibt jedoch an, keine Seife zu haben, nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Preise.

Yasin Mohammed war Landwirt, bis die Kämpfe ihn zwangen, aus seiner Heimat zu fliehen. Seine achtköpfige Familie lebt im Bezirk Abs in Haddscha in einem einzigen Zelt aus Holz und Plastikplanen. „Wir wissen, dass das Coronavirus sich an übervölkerten Orten wie Flüchtlingslagern auf dramatische Weise ausbreitet“, sagt Yasin. „Wir versuchen also, Abstand zu halten. Eine der besten Vorsichtsmaßnahmen ist Händewaschen, aber die meisten Vertriebenen können sich keine Seife leisten.“

NRC Flüchtlingshilfe hat im Jemen zügig Seife und andere Hygieneartikel verteilt – über 300.000 Seifen in zwei Monaten – um sicherzustellen, dass Yasin und Hunderte weitere ihre Familien schützen können.

Hassan Abdullah Ahmed Abdu, aged 36, is originally from Hajjah’s Haradh district. He fled his home—together with his family and all their neighbours—when the conflict reached their village in 2015. Like many other displaced people, he left in a hurry and only managed to take the most important things with him, like documents.

Hassan is a father of five children, and he used to work at many jobs, including selling Qat. But after he left his village, he could not find another job. He is now dependent on humanitarian assistance to provide for his family.

Hassan arrived in Shib Al-Argah village, in Al-Hodeidah’s Az-Zuhrah district. where many other displaced families live inside Oshas (straw huts) and since 2015 he has been suffering to provide his family with basic needs.

“Since we arrived this area, I have been suffering. Providing my family with food and other basic services and obtaining water was the main challenge for us,” he says. “My family and other families in this village used to walk for two kilometres to fetch water from the well, [carrying it] either on their heads or on donkeys. That was real suffering.”

“My family and other families in this village used to walk for two kilometres to fetch water from the well, [carrying it] either on their heads or on donkeys. That was real suffering.”

Thanks to the support of UK Aid, the Norwegian Refugee Council (NRC) intervened and ended this suffering. First, NRC constructed masonry tanks and installed pumps. Distribution pipes were then added, and 11 water distribution points constructed.

When NRC began the project, Hassan helped directly with the construction. As part of the cash-for-work team, he worked on the excavation and backfilling works to extend the water pipes to provide clean water.

“After the completion of the water project, conditions have become better,” Hassan says. The new pipes bring clean water directly to key water points where families are gathered. “Our difficulty getting clean water was completely solved,” he adds.

Hassan is completely satisfied with the project and also feels great happiness now that it has finished, as it has alleviated a burden from the community. This is especially true for women and children, who usually had the task of collecting the water. Now they can gather the water they need daily without any trouble.

“It is good that we have enough water and we have started to adapt to the life in the camp,” Hassan concludes, “but my dream is still to return my village. I hope the war ends and I can return.”

Photo: Ahmed Ibrahim/NRC
Ein von NRC Flüchtlingshilfe mit Unterstützung durch UK Aid installiertes Wassernetz im Bezirk Abs in Haddscha. Foto: Ahmed Ibrahim/NRC

4. Das Wasser laufen lassen

Seife ist natürlich nur dann von Nutzen, wenn auch Wasser vorhanden ist.

„In vielen Lagern gibt es nicht genug Wasser, und die Lager sind normalerweise nicht sauber, besonders in der Regenzeit“, erklärt NRC Flüchtlingshilfe-Mitarbeiter Abdulrazaq Alwan.

Aus diesem Grund tun wir unser Möglichstes, um unsere übliche Arbeit im Bereich Wasser und Sanitäranlagen aufrechtzuerhalten. Dazu gehören die Bereitstellung von sauberem Wasser und Wasserfiltern für Vertriebene und Gastgebergemeinden, die Einrichtung von Latrinen und die Wartung von Abwassersystemen.

As response to COVID-19, the NRC team in Amran governorate launched a cleaning campaign in selected IDP camps to ensure the camps are sanitary.

Photo: Asma Mushabib/NRC
NRC Flüchtlingshilfe hat dank der norwegischen Regierung in Amran Abfalleimer, Besen und weitere Reinigungsutensilien an kommunale Reinigungskräfte gespendet, um die Lager in ihrer Region sauber zu halten und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Foto: Asma Mushabib/NRC

5. Sanitär-Teams die richtige Ausrüstung und das Know-how zur Verfügung stellen

Abfalleimer, Schubkarren, Besen, Handschuhe und Müllsäcke – all diese Dinge sind wichtige Waffen im Kampf gegen das Coronavirus.

In den letzten Wochen hat NRC Flüchtlingshilfe den kommunalen Reinigungskräften die Ausrüstung zur Verfügung gestellt, die sie brauchen, um die Krankheit von Flüchtlingslagern und Städten fernzuhalten. Außerdem haben wir die Teams über die Grundlagen der Übertragung des Virus informiert – und wie man diese verhindern kann.

„Saubermachen ist für uns nichts Neues. Das tun wir seit Jahren!“, sagt Hisham Abdullah, Reinigungskraft in Mokka. „Aber bei der Schulung von NRC Flüchtlingshilfe haben wir gelernt, wie wir sicher arbeiten können, damit wir uns nicht mit dem Coronavirus anstecken oder dazu beitragen, dass es sich ausbreitet.“

Mohammed Al-Hawsali, a displaced man in Souk Al-Lail camp in Amran governorate confirmed that displaced people are in dire need of the basics so they are scared of COVID-19.

“We live inside tents in this camp and there is no enough water and no money to buy soap, Mohammed says. “We practice our regular life and we go to the market to work so we’re worry that we will be the weakest victim of corona.

Mohammed confirmed that they didn’t take any precautionary measures into considerations: “If we don’t go to work, we won’t find food to eat so we are forced to work as there is no food in our tents and no money in our pockets.”

Photo: Nasser Abdulkareem/NRC
Mohammed Al-Hawsali, ein vertriebener Vater, der mit seiner Familie im Flüchtlingslager Souk Al-Lail im Gouvernement Amran lebt. Die Familie ist auf Tagesarbeit auf den Märkten angewiesen. Foto: Nasser Abdulkareem/NRC

6. Versorgung verstärken

Obwohl die Menschen im ganzen Land Angst vor dem Virus haben, sind es die vertriebenen Familien, die am meisten gefährdet sind. Selbst wenn sie eine Infektion mit Covid-19 vermeiden können, haben sie bei ihrer Flucht immer noch ihre Arbeitsplätze aufgeben und all ihren Besitz zurücklassen müssen. Millionen Menschen auf der Flucht sind nicht weit von einer Hungersnot entfernt.

„Wenn wir nicht arbeiten gehen, haben wir nichts zu essen“, erklärt der vertriebene Vater Mohammed Al-Hawsali, der mit seiner Familie in einer inoffiziellen Siedlung lebt.

Da die Beschäftigungsmöglichkeiten aufgrund der Beschränkungen und Ausgangssperren im Kampf gegen Covid-19 immer mehr versiegen, ist es besonders wichtig, dass wir unsere üblichen Projekte zur Bereitstellung von Lebensmitteln und anderen Grundversorgungsgütern weiterführen. Diese Projekte sind für viele Familien ein Rettungsseil, das wir nicht kappen können.

Von Social Distancing in Warteschlangen bis zur Bereitstellung von Handdesinfektionsmitteln und der Desinfizierung von Oberflächen haben wir alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um unsere Aktivitäten sicher durchführen zu können. Dort, wo wir nicht wie gewohnt arbeiten können, haben wir unsere Aktivitäten entsprechend angepasst. Zum Beispiel verteilen wir die Kekse mit hohem Energiegehalt normalerweise in den Schulen. Da diese jedoch geschlossen sind, bekommen die vertriebenen Familien diese nun direkt.

Lesen Sie hier, wie eine Lebensmittelverteilung im Jemen normalerweise vonstattengeht und wie NRC Flüchtlingshilfe das Verfahren angepasst hat, um die Menschen zu schützen.

NRC education team takes precautionary measures against COVID-19 into consideration during distribution of High Energy Biscuits to displaced families in Lahj governorate.

The education team used to distribute these biscuits to children in schools as replacement for the food children would have been receiving in schools but nowadays the schools are closed so our team is distributing it to displaced families.

Photo: Abdulfatah Al Jaboly/NRC
Das Team von NRC Flüchtlingshilfe ergreift während einer Verteilung von Keksen mit hohem Energiegehalt im Gouvernement Lahidsch Maßnahmen gegen Covid-19. Die Verteilung wird vom Yemen Humanitarian Fund finanziert. Foto: Abdulfatah Al Jaboly/NRC

7. Unsere Mitarbeitenden schützen

Bei allem, was wir tun, um andere zu schützen, stellen unsere Teams auch sicher, dass sie selbst geschützt sind.

Anfang April haben wir Maßnahmen ergriffen und stellen unseren Mitarbeitenden Schutzausrüstung zur Verfügung, damit sie sicher arbeiten können. Das ist nicht nur unsere gegenseitige Verantwortung, sondern trägt auch dazu bei, dass wir weiterhin lebenswichtige Hilfe leisten können.

Lesen Sie hier mehr über unsere Arbeit im Jemen.